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Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)

Titel: Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Lüer
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den großen Strauß hin, das Gesicht dahinter versteckend.
    „Valerius, bist du das?“ fragte ich lachend.
    „Überraschung! Ich habe schon Feierabend. Meine Schichten wurden neu eingeteilt.
    Valerius strahlte mich an und legte rote, zart duftende Rosen in meine Arme. Ich dankte es ihm mit einem langen Kuss.
    „Komm in die Küche, das Essen ist gleich fertig. Machst du bitte die Herdplatte unter der Pfanne an? Und tu bitte auch gleich etwas Butter hinein.“
    Valerius sah in die Rührschüssel und tauchte seinen Finger in den Teig.
    „Oh, du Ferkel! Wasch dir gefälligst vorher die Finger!“ schimpfte ich mit gespielter Entrüstung und haute ihm mit dem Rührlöffel auf die Hand. Dabei spritzte Teig vom Löffel auf meine Bluse. Na, das hatte ich nun davon!
    „Dein Wunsch sei mir Befehl, Liebes. Aber verschone mein armes Leben.“ Valerius tat gekonnt zerknirscht.
    Als wir dann etwas später zu Tisch saßen und uns die Pfannkuchen schmecken ließen, merkte ich, dass er etwas auf dem Herzen hatte. Valerius sah von seinem Teller auf und sagte:
    „Als ich dir neulich von meinem Leben erzählte, habe ich etwas ausgelassen. Genauer gesagt, ich habe es dir bewusst verschwiegen. Damals, als ich den Unfall hatte, war ich verlobt gewesen. Wir wollten bald heiraten. Aber durch mein Koma und die Spätfolgen veränderte sich unsere Beziehung. Meine Verlobte wurde mit den Belastungen nicht fertig, sie wollte „keinen Krüppel“ als Mann. Sie hat das wirklich so formuliert. Ich kann´s bis heute nicht glauben, dass ich mich so in ihrem Charakter geirrt hatte. Sie ertrug auch nicht, dass ich gelegentlich kleine epileptische Anfälle hatte. Also verließ sie mich. Und zwar auf ziemlich miese Weise. Sie hatte einen anderen kennengelernt und ließ mich wie eine heiße Kartoffel fallen. Ich dachte, das solltest du wissen. Es ist nämlich so, dass ich seitdem keine Beziehung mehr hatte, weil ich Angst hatte, doch wieder nur abgelehnt zu werden. Diese Kränkung sitzt tief. Aber bei dir habe ich das Gefühl, dass ich angenommen bin, als ganzer Mensch, mit meinen guten und schlechten Seiten. Darum will ich dir nichts verschweigen. Ich vertraue dir.“
    Ich schwieg eine Weile und schaute intensiv auf die Rosen und dachte nach. Jetzt fand ich es beschämend, dass ich ihm Hardy verschwiegen hatte. Ich legte meine Serviette gefaltet neben den Teller und sagte:
    „Valerius, ich will dir auch etwas sagen…“
    Mein Schatz machte ein erstauntes Gesicht und hörte mir gut zu, als ich von Hardy erzählte.
    „Was für ein kapitaler Trottel“ meinte er schließlich nur.
    Welch ein Segen, dass jetzt ein Wochenende vor uns lag. Es gehörte ganz und gar uns, und wir verbrachten es mit großem Genuss, ganz und gar zurückgezogen von der Welt. Sonntagmorgen wachte ich zuerst auf. Ich betrachtete still und verliebt meinen schlafenden Valerius. Dass ein Mensch so schön sein kann, wenn man ihn mit den Augen der Liebe betrachtet! Ich genoss jede Sekunde, lauschte seinem Atem und dieser Moment dehnte sich aus und erfüllte jeden Winkel meiner Seele.
    Ich hatte in dieser Nacht einen Traum gehabt. Von einer Brücke, die ich überqueren musste. Sie erstreckte sich über einen breiten Fluss und in der Mitte teilte sie sich auf. Zwei Wege lagen vor mir und ich wusste nicht, welchen ich wählen sollte. Ich wusste nur, wenn ich die richtige Wahl treffen würde, wartete am anderen Ende der Mann meines Lebens auf mich. Ich konnte zwei Männer von Ferne sehen, aber nicht wirklich erkennen. Da war auch jemand im Traum bei mir gewesen, mit einem kleinen weißen Tier auf dem Arm. Ob es wirklich mein Bruder Benito gewesen war, der zu mir gesprochen hatte? Oder war es doch nur meine Fantasie, die ihn projiziert hatte? Mira hatte damals aber auch von einer Brücke gesprochen und dass Benito mir helfen wollte. Ich traf im Traum dann meine Wahl und schritt aus, ich wollte zu Valerius. Er musste doch einer der Männer sein!? Aber die Brücke war nicht vollendet gewesen, sie brach ab, bevor ich zu meinem Traummann gelangen konnte. Was hatte das zu bedeuten? Waren wir doch nicht füreinander bestimmt?
    Der Alltag zog unweigerlich wieder ein. Unter der Woche sahen Valerius und ich uns eher selten, vor allem weil er oft die Schicht von 20.00 bis 02.00 Uhr fuhr. Die Wochenenden verbrachten wir zu zweit, wissend um die Endlichkeit unserer regelmäßigen Zweisamkeit. Nur noch wenige Monate, dann würde Valerius nach Australien fliegen – für drei lange

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