Miras Welt (Mira und Melissa) (German Edition)
würde.
Sie eilte zum Telefon und wählte Ramonas Nummer. „Hier spricht der automatische Anrufbeantworter von Ramona Reichenberger. Ich kann jetzt nicht ans Telefon. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht und Ihre Telefonnummer, ich rufe sobald wie möglich zurück. Vielen Dank!“
„Ramona, hier ist Mira. Ich will dir wegen dem Workshop Bescheid sagen. Ruf mich bitte zurück, ich bin heute den ganzen Tag zuhause.“
Als nächstes ging Mira an ihren Computer und schaute nach, ob sie eine neue Nachricht erhalten hat. Oh ja, drei E-Mails. Ein Newsletter der Bücherei, Werbung und eine E-Mail von Markus!
„Liebes Mamchen, ich habe gute Nachrichten für dich. Dein neuer Vermieter hat einen Formfehler gemacht. Das Erhöhungsverlangen muss betragsmäßig ausgewiesen sein, d. h. er muss genau die neue und alte Mietsumme benennen. Hat er aber nicht! Somit ist das Mieterhöhungsverlangen unwirksam und du als Mieter brauchst nicht zu reagieren. Mein Anwalt sagt, da hast du wirklich Glück gehabt, denn du hast mir dieses Schreiben eigentlich viel zu spät zugeschickt. Wenn noch mal so was ist, bitte gleich Bescheid sagen! Ich denke, der Vermieter wird bald wieder schreiben. Dann ruf mich an, sobald du den Brief hast! Und noch eins: Mach dir keine Sorgen wegen des Geldes, ich bezahle das gern für dich! Ich weiß doch, wie knapp es bei dir ist. Du hättest eben all dein „Engelgeld“ mal lieber für dich selbst nehmen sollen! Du weißt ja, wie ich über dein Engagement denke. Im Dezember komme ich dich besuchen, Ehrenwort. Gruß von Markus.“
Ach, das war so typisch für ihn. Seine „soziale Ader“ beschränkte sich nur auf Angehörige. Mira seufzte über seine Einstellung, er konnte einfach nicht verstehen, was sie umtrieb, ihren Dienst am Nächsten zu leisten.
Bald darauf rief Ramona zurück. Sie akzeptierte und bedauerte gleichzeitig Miras Vorschlag, dass die Workshopteilnehmer ihr vorab schriftlich gesammelte Fragen stellen sollten. Mira versicherte ihr, sie würde diese in die Tiefe gehend beantworten und rechtzeitig zu Beginn des Workshops fertig haben. Dann könnten diese Blätter als Arbeitsgrundlage für Diskussionen genommen werden.
Ramona versprach, die Fragen so schnell wie möglich zu sammeln und Mira zukommen zu lassen. Ende November sollte der Workshop definitiv beginnen.
Ich musste verrückt sein, einfach unglaublich verrückt. Gestern Morgen war ich aufgewacht und wusste, was ich tun würde, jenseits aller Vorsicht und Vernunft. Ich war felsenfest entschlossen, mir für 2011 ein Travel & Work-Visum für Australien zu besorgen. Ein Jahr rumstromern, jobben und immer wieder mal einen Abstecher nach Townsville zu Valerius machen! Der Plan erschien mir ebenso genial wie einfach.
Heute Morgen war ich aufgewacht und wusste sofort, dass das eine Schnapsidee war!
Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Ich musste meine Jobsuche nach einer Vollzeitstelle intensivieren, mir blieben nur noch wenige Wochen bis Jahresende. So groß waren meine Ersparnisse nun auch wieder nicht, dass ich mir ein Sabbatjahr leisten konnte. Mittlerweile hatte ich große Zweifel, dass ich bis zum 1. Januar einen neuen Arbeitgeber haben würde. Auf meine wirklich zahlreichen und engagierten Bewerbungen hatte ich bisher nur Absagen bekommen, nur zu einem einzigen Vorstellungsgespräch war ich bisher eingeladen worden. Entweder galt ich als über- oder als unterqualifiziert. Ich war weiß Gott nicht fixiert auf meine Wunschtätigkeit als Journalistin, hatte mich sogar als Schulsekretärin beworben. Ich war „mit allem“ einverstanden, nur nicht mit Arbeits- oder Tatenlosigkeit.
Valerius hatte jetzt andere Schichten als Taxifahrer. Er verbrachte nur noch jedes zweite Wochenende bei mir, weil er jetzt auch mehr Zeit mit seinen Eltern und Schwestern verbringen wollte, bevor er für drei Jahre nach Down Under gehen würde. Ich fand es etwas seltsam, dass er mich seinen Eltern noch nicht vorstellen wollte. Ich hätte seine Familie so gerne kennengelernt. Er wollte auch nicht mit mir übers Wochenende nach Sylt zu meinen Verwandten reisen. Valerius meinte, wenn er sich nicht genügend ausruhen würde, käme möglicherweise seine Epilepsie wieder stärker durch. Dafür hatte ich natürlich Verständnis.
Andererseits kannten und liebten wir uns auch erst seit einigen Wochen. Was erwartete ich von ihm? Für mich gab es keinen Zweifel, dass er der Mann meiner Träume war. Aber fühlte er wirklich genauso? Ich sehnte mich
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