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Mischpoche

Titel: Mischpoche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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da«, erkannte er, ohne eine Antwort auf seine Frage zu benötigen. Er scheuchte den verbleibenden Kriminalbeamten aus dem Zimmer und setzte sich dann nieder.
    »Gruppeninspektor Rernböck«, sagte er, nachdem sich das Fräulein vom Amt gemeldet hatte. Und nach einer kleinen Pause: »Norbert? Servus, Bronstein da. Du, ich hab’ da was, das könnt’ euch vielleicht interessieren. Ein Juwelier in der Praterstraße. Ich glaub’, der ist nicht ganz frank. Den solltet ihr euch vielleicht einmal anschauen. … Ja, wart’, ich geb dir die Daten.«
     
     
     

1927: Es brennet der Palast
     
     
    1927 ermittelt Bronstein in dem Roman "Ezzes", erschienen 2009 im echomedia Verlag, Wien. ISBN 978-3902672087

1928: Mord in der Symphonie
    »Na geh bitte, was soll ich denn dort?«
    Bronstein gab sich keine Mühe, seinen Unwillen zu verbergen. Was sollte ein kleiner Kieberer wie er im Wiener Konzerthaus? Dort verkehrte die Haute Volée , und er passte dazu wie ein Schaf in den Klub der Wölfe. Er würde sich den ganzen Abend lang höchst unwohl fühlen und keine Gelegenheit finden, die dargebotene Musik wirklich zu genießen. Da saß er schon lieber beim Heurigen und hörte irgendwelchen Bänkelsängern zu, denn da war er unter seinesgleichen, dort gehörte er hin.
    Doch Pokorny ließ nicht locker. »Schau, Major, wenn meine Fini doch ned kann. Das wär’ doch echt eine Sünd’, eine so sauteure Karten einfach verfallen zu lassen.« Und er setzte gleich nach: »Was heißt eine. Ohne Begleitung geh ich ja auch nicht hin. Also verfallen dann gleich zwei Karten. Das kannst du nicht machen, Chef. Außerdem ist der Vasa Prihoda eine Institution. Wer den nicht g’sehen hat, der hat wirklich was versäumt.«
    Tatsächlich musste Bronstein zugeben, dass Prihoda so berühmt war, dass sogar er ihn kannte. In den letzten Jahren der Monarchie hatte er als absolutes Wunderkind gegolten, vor allem, als er 1913 im Prager Konservatorium Tartinis ›Teufelstrillersonate’ gespielt hatte. Der Virtuose hatte Konzertreisen durch die halbe Welt hinter sich, die ihn sogar bis in die Carnegie Hall gebracht hatten, und war doch erst 28 Jahre alt. Jemanden, der derart mit Talent gesegnet war, sollte man vielleicht doch mit einem Besuch beehren.
    Aber zwei, vielleicht sogar drei Stunden an der Seite von Pokorny? Wer vermochte das privat auszuhalten? Wahrscheinlich würde der alte Pokorny bei jedem Ton, den der Meister anschlug, zu sprechen anheben und dabei behaupten, dieses Tun erinnere ihn an irgendeinen Fall aus dem Jahre Schnee.
    »Also ich weiß nicht«, unterstrich Bronstein daher seine Skepsis.
    »Aber ich«, resümierte Pokorny. »Du bist eing’laden, also gehst auch mit. Wir treffen uns um 6 im ›Kronprinz‹ auf der Wieder Hauptstraße, dort stärken wir uns, und anschließend lassen wir uns von den unsterblichen Melodien der Herren Tschaikowsky und Paganini verzaubern. Ende und aus.«
    Bronstein verdrehte die Augen. »Also gut ist’s«, sagte er schließlich und schickte sich ins Unvermeidliche.
    Einige Zeit später hatte er schon eine völlig andere Sichtweise, was den Verlauf des Abends anbelangte. Pokorny war während des Abendessens nicht zu bremsen gewesen. Ohne Pause erging er sich in zweifelhaften Anekdoten, denen nur ihre vollkommene Redundanz gemeinsam war und die Bronstein zudem die Gelegenheit boten, sich über Pokornys Fähigkeit zu wundern, einen Tafelspitz samt Beilagen in den Schlund zu befördern, ohne ein einziges Mal seinen Redefluss unterbrechen zu müssen. In diesem Licht besehen, konnte das Konzert nur eine Verbesserung seiner Lage bedeuten. Bronstein beeilte sich daher, die Rechnung zu begleichen, und drängte Pokorny zum Aufbruch.
    Schnell hatte er, den immer noch vor sich hinplaudernden Pokorny im Schlepptau, den Karlsplatz erreicht, von wo aus sie nach rechts ausscherten, um durch den Resselpark in Richtung Schwarzenbergplatz durchzustoßen. Bald kam das prächtige Gebäude des Konzerthauses in Sicht, und Bronstein hoffte inständig, dort wenigstens für ein paar Augenblicke Ruhe zu finden.
    Schon von Weitem war zu erkennen, dass Prihoda sein Publikum fand, denn vor dem Eingang hatte sich eine beachtliche Schlange gebildet, in die sich Bronstein und Pokorny gottergeben einreihten. Von Zeit zu Zeit waren typisch wienerische Unmutsäußerungen zu vernehmen, wenn irgendein Prominenter von den Bediensteten des Musentempels an der Menschenmenge vorbei ins Innere des Hauses geführt wurde.
    »Na, da schau her«,

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