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Mischpoche

Titel: Mischpoche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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unterbrach Pokorny plötzlich seine Emanationen und schickte einen Pfiff hinterher. Dann sah er Bronstein an: »Hast die gekannt?«
    Bronstein fuhr herum, konnte jedoch nur noch einen Schatten ausmachen. »Nein«, entgegnete er daher wahrheitsgemäß nach einer kurzen Pause.
    »Das war die Prinzessin Dschidschi, die Tochter des Mougeb Pascha.«
    »Aha«, meinte Bronstein desinteressiert. Doch da er Pokornys ungeduldiges Herumtrippeln richtig zu deuten verstand und überdies wusste, Pokorny würde die entsprechenden Informationen ohnehin nicht für sich behalten können, tat er seinem Kollegen den Gefallen und schickte, da er eindeutig keine andere Wahl hatte, ein »Und wer ist nachher das?« hinterher.
    »Der Mougeb Pascha war einer der bedeutenden Politiker Ägyptens. Er spielte nach dem großen Krieg dort eine zentrale Rolle, bis er bei König Fuad in Ungnade fiel. Daher hielt er es für ratsam, sich am Nil rar zu machen und stattdessen an der Donau Quartier zu nehmen. Hast das gar nicht mitbekommen?«
    Bronstein schüttelte nur den Kopf. Weshalb hätte er von einer solchen Angelegenheit Notiz nehmen sollen? Es gab für einen Kriminalbeamten wohl Wichtigeres, als sich mit gestrandeten Existenzen auseinanderzusetzen, zumal, wenn sie hierorts nicht auffällig wurden.
    Pokorny bekam von Bronsteins Sinnieren nichts mit, er fuhr ungerührt mit seiner Erzählung fort. »Jedenfalls hat der alte Pascha eine wunderschöne Tochter, die Prinzessin Wedjiha, die aber allgemein nur Dschidschi gerufen wird.«
    Warum denn Dschidschi? Nein, diesen Gedanken sprach er jetzt besser nicht aus, sonst würde Pokornys Referat noch länger ausfallen.
    »Du fragst dich jetzt sicher, warum denn Dschidschi? Nun, darauf kann ich dir auch keine Antwort geben, wahrscheinlich hatte sie irgendeine Affäre mit einem italienischen Gigolo. Oder sie hat selbst etwas Italienisches an sich. Oder aber …«
    »Pokorny. Wir sind dran!«
    Bronstein war dankbar, endlich das Entree erreicht zu haben. Wenigstens für ein paar Augenblicke würde Pokorny abgelenkt sein.
    »Billets!« Gelangweilt forderte der livrierte Bedienstete die Zutrittsberechtigungen ein. Bronstein registrierte verstärkte manuelle Aktivität bei seinem Nebenmann.
    »Na, so was. Grad hab ich s’ doch noch g’habt.«
    Guter Gott! Wenn Pokorny nun die Eintrittskarten verlegt oder verloren haben würde, dann wäre eine Explosion unausweichlich. Bronstein bemühte sich, Ruhe zu bewahren, doch innerlich war er einem lautstarken Ausbruch nahe. Komm schon, David, denk’ an irgendetwas Unverfängliches. An den Tschaikowsky zum Beispiel. Was hat denn der überhaupt komponiert? Den Nussknacker? War das von ihm? Schwanensee! Das war ganz sicher von ihm! Ja, dieses Stück hatte Klasse! Im Gegensatz zu diesem unrettbar verblödeten Pokorny! Der hatte die Karten nämlich immer noch nicht gefunden. Es war so unendlich peinlich! Zum Glück kannte ihn da niemand!
    »Grüß Sie, Herr Major! Na, auch ein Musikfreund?«
    »Aber sicher, Herr Präsident …, Herr Kanzler …, äh …« Pokorny, du Ausgeburt eines zynischen Schicksals, jetzt mach uns nicht ausgerechnet vor dem Schober lächerlich!
    »Na, da sind s’ ja! Weißt eh, wie’s ist, Bronstein …, ah, guten Abend zu wünschen, Herr Präsident! … Wer suchet, der findet. Nichts ist so fein gesponnen, es kommt doch an die Sonnen …«
    »Sammas jetzt nocha endlich.« Der Billeteur bedachte Bronstein und Pokorny mit einem Blick, als stünde er zwei Leprakranken gegenüber, gab ihnen schließlich mit einer nachlässigen Bewegung des Kopfes zu verstehen, sie mochten sich ins Innere des Gebäudes verfügen, in dem Polizeipräsident Schober ob seiner Prominenz schon längst verschwunden war.
    Bronstein aber entriss Pokorny die Karten und machte sich auf die Suche nach dem für sie vorgesehenen Zugang. Als sie endlich ihre Sitze eingenommen hatten, schnaufte Bronstein hörbar durch. Und selbst Pokorny schien den Ernst der Lage erkannt zu haben, denn erstmals an diesem Abend blieb er still. Bronstein nutzte die eingekehrte Ruhe und studierte das Programmheft. Allzu klug wurde er nicht daraus, denn keines der avisierten Stücke war ihm bekannt. Leicht verunsichert, ließ er es sinken und sah sich im Saal um. Tatsächlich wurde nun auch er der ägyptischen Prinzessin ansichtig, die in wallenden Gewändern in einer der vorderen Logen stand und darauf wartete, dass ihr Begleiter ihr den Stuhl richtete. Der Mann schob ihr schließlich die Sitzgelegenheit

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