Miss Braitwhistle kommt in Fahrt
Spielen einladen.
Natürlich sind wir nicht stehen geblieben, sondern nur noch schneller gerannt. Ich glaube, Max ist in seinem ganzen Leben noch nie so schnell gelaufen, und dabei hatte er den Bauch voll. Als wir den Rest unserer Klasse erreicht hatten, waren wir völlig außer Puste.
»Was … machen … wir … jetzt?«, hat Max gekeucht.
Ich konnte noch nicht mal mehr keuchen, weil ich solches Seitenstechen hatte.
»Wir fahren nach Hause«, hat Miss Braitwhistle gesagt und auf ihre Uhr geschaut. »Der Wandertag ist vorbei.«
Wie bestellt kam in diesem Moment ein Bus um die Ecke und hielt direkt vor uns an.
Aus dem Bus stiegen Jungs und Mädchen mit Golfmützen auf dem Kopf und Golfschlägern im Arm und gingen zum Klubhaus. Sie haben sich nach uns umgedreht und gekichert.
Na, denen würde das Lachen schon noch vergehen.
»Alles einsteigen!«, hat Miss Braitwhistle gerufen.
Mann, waren wir froh, als wir uns endlich hinsetzen und verschnaufen konnten.
Max hat sich das Brötchen aus der Hosentasche gezogen, es war schon ziemlich zerdrückt, aber er hat trotzdem reingebissen.
»Das war echt der aufregendste Wandertag, den wir je hatten«, hat er gesagt. »Und zum ersten Mal bin ich auch richtig satt geworden.«
Ich hab die Rote Grütze abgewischt, die an meinen Sachen klebte, und mir die Finger abgeleckt. »Nicht nur du.«
»Ich glaube, Miss Bratwiesel hat wieder gezaubert«, meinte Annalisa. »So hoch fliegt keine Schaukel wie die von der Sauermann.«
»Und ich sag doch, dass da vorher keine Treppe war«, meinte Pauline. »Richtig unheimlich.«
Miss Braitwhistle hat vorn beim Fahrer gesessen, sie hat ihre Tasche auf dem Schoß gehalten und so getan, als würde sie nichts hören. Aber wir hörten etwas. Einen Schlicks. Und noch einen. Miss Braitwhistle hat gerülpst!
6. KAPITEL
Der Kommissar und der kleine Moritz
Aki und ich treffen uns jeden Morgen am Zeitungskiosk an der Ecke. An dem Kiosk interessieren uns aber nicht die Zeitungen, sondern die Süßigkeiten, die man da kaufen kann. Natürlich nur, wenn man Geld hat.
An diesem Dienstagmorgen hatten wir welches, nämlich das Geld, das wir von unseren Müttern für den Wandertag bekommen und nicht ausgegeben hatten. Natürlich haben wir uns Süßigkeiten gekauft. Aki eine Leckmuschel, zwei Tüten Brausepulver, Gummischnüre und Esspapier. Ich zwei Lakritzpfeifen, ein paar saure Stäbchen und eine weiße Maus. Der Verkäufer hat gerade mit einer Zange die Maus am Schwanz gepackt und in ein Tütchen gelegt, als mich Aki plötzlich in die Seite geboxt hat. »Guck mal, was da steht!« Er hat auf die Zeitung getippt, die auf dem Tresen lag.
Tumult auf dem Golfplatz stand da in fetten Buchstaben. Wir wussten zuerst nicht, was ein Tumult ist, aber das Foto unter der Schlagzeile hat es uns erklärt. Der Tumult sind anscheinend wir gewesen. Das Foto zeigte die abgedeckte Tafel, leere Flaschen, ausgekippte Schüsseln, zermatschte Torten und umgestürzte Stühle.
»Das mit den Stühlen waren aber nicht wir«, hab ich gesagt.
»Und den Schampeen haben wir auch nicht leer getrunken«, hat Aki gesagt.
Neben dem Foto von dem verwüsteten Buffet war noch ein kleineres, auf dem war der Herr von und zu in seinen karierten Hosen und mit einem Pokal in den Händen zu sehen. Den Pokal hat er hoch über seinem Kopf gehalten. Unter dem Foto stand:
Graf von und zu Schmöckwitz-Schnackenburg gewinnt das 31. Frühjahrsturnier als alleiniger Teilnehmer.
Ich hab Aki angeschaut und Aki hat mich angeschaut.
»Der ist ja ein richtiger Fuchs«, hat Aki gesagt.
»Wie meinst du das?«
»Na, was glaubst du, warum der zu uns gesagt hat, wir sollen uns am Klubhaus was zu essen holen?«
Jetzt ist mir auch ein Licht aufgegangen. »Weil der sich gedacht hat, dass wir bestimmt was anstellen und seine Konkurrenten ablenken.«
»Keine Ahnung, wie der da draufgekommen ist«, hat Aki gesagt und gegrinst. »Wo wir uns doch immer so supergut benehmen.«
Und dann mussten wir lachen. Das war wirklich ein prima Witz.
Wir haben immer noch gelacht, als wir an der Schule ankamen, aber da stand schon Herr Machnick an der Tür und hat gesagt: »Schuhe ausziehen!«
Ich hab meine Schuhe ausgezogen, ich wollte mich lieber nicht mit ihm anlegen.
»Und was ist mit dir?«, hat Herr Machnick Aki gefragt und seine dicken Muskelarme in die Seite gestemmt, dass ich Angst hatte, seine Ärmel würden gleich aufreißen.
Aki hat den Kopf geschüttelt. »Ich behalte meine Schuhe an, sonst werden sie
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