Miss Braitwhistle kommt in Fahrt
Schmöckwitz und ihr seid sicher die Juniormannschaft«, meinte ein kleiner dicker Mann. »Und Sie sind die Trainerin?«, hat er Miss Braitwhistle gefragt.
»Das man kann so sagen.«
»Das Buffet ist leider noch nicht eröffnet«, hat die Frau mit dem grünen Schirm gesagt. »Zu essen gibt es erst nach der Preisverleihung, aber wir würden uns freuen, wenn Sie ein Glas Champagner mit uns trinken.«
»With pleasure!«, rief Miss Braitwhistle. »Ein kleines Glas Schampeen ist gut for die Kreislauf.«
Wir haben uns gefragt, was Schampeen sein sollte, es sah einfach nur aus wie Sekt. Dass man so was am helllichten Tag trinken kann, hab ich nicht gewusst. Meine Eltern trinken Sekt nur an Silvester, und da sagt meine Mutter nach dem ersten Glas: »Huch, mir wird ja ganz trieselig im Kopf!«
Uns war inzwischen auch schon ganz trieselig im Kopf, aber vor Hunger. Wir standen vor den Tischen und der Geruch von Fleischbällchen, gebratenen Hühnerkeulen und Schokoladencreme stieg uns in die Nase.
Aki hat sich hinter mir versteckt und eins der Hühnerbeinchen von einer Platte stibitzt. Da wollte ich natürlich auch was. Ich hab so getan, als würde ich eine Fliege von den Fleischbällchen wedeln, und mir schnell eins geschnappt und in den Mund gestopft. Max hat laut gepfiffen und in die Luft geguckt, als gäb’s da was Interessantes, und seine Finger in die Schüssel mit dem Schokoladenpudding gesteckt.
Miss Braitwhistle und die anderen Golfspieler waren immer noch mit ihrem Schampeen beschäftigt und keiner hat auf uns geachtet.
Da haben sich die Mädchen dann auch getraut. Polly hat sich einen Spieß mit Käse und Weintrauben von einer Platte genommen. Molly wollte natürlich auch einen, aber Polly hat ihr mit dem Spieß in die Hand gepiekst. Dann hat Molly Polly geschubst und Molly ist gestolpert und trat mir auf den Fuß. Ich wollte mir gerade meine fettigen Finger abwischen und hab mich am Tischtuch festgehalten, um nicht umzukippen.
Was dann passiert ist, weiß ich nicht mehr genau, irgendwie lag ich plötzlich auf dem Boden zusammen mit Polly, Molly und einer Schüssel roter Grütze.
Ich mag rote Grütze, aber nicht, wenn ich mittendrin liege.
Max hat noch versucht, eine Sahnetorte festzuhalten, die vom Tisch rutschte, und Aki hat Hugo ein Hühnerbein aus der Hand gerissen und dann lagen die drei auch auf dem Boden. Und mit ihnen der ganze Rest.
Hugo hat versucht aufzustehen und ist mit dem einen Fuß in eine Schüssel mit Vanillesauce getreten und mit dem anderen in einen Brötchenkorb.
Max lag mit dem Gesicht in der Sahnetorte und Polly und Molly sahen auch nicht gerade hübsch aus mit Schokopudding in den Haaren und Tomatensauce auf dem Pulli.
Irgendwie haben wir es dann doch geschafft, unter der Tischdecke hervorzukriechen, aber ich hätte sie mir am liebsten gleich wieder vor die Augen gehalten, denn vor mir stand die Frau mit dem grünen Schirm und ihr Gesicht darunter war nicht grün, sondern rot.
»Na wartet, ihr werdet gleich was erleben!«, hat sie gebrüllt und ist ins Haus gelaufen.
Miss Braitwhistle hat Hugo aus der Vanillecreme geholfen und leise gesagt: »Hurry up, kids, wir besser verschwinden hier. Schnell.«
Wir waren schon fast am Haus vorbei und auf der Straße, als Pauline plötzlich sagte: »Und wo ist Max?«
Max war weg, wie vom Erdboden verschluckt.
Aki und ich sind noch einmal zurückgelaufen, und Aki hat auf den Berg unter der Tischdecke gezeigt, denn der Berg bewegte sich.
Ich hab Aki angeschaut und Aki hat mich angeschaut, und wir haben gleich gewusst, wer das war.
Ich hab das Tischtuch ein Stück hochgehoben und da lag Max quietschvergnügt zwischen Tellern und Schüsseln und hielt rechts ein Hühnerbein und links ein Bratwürstchen in der Hand. Also war Max nicht vom Erdboden verschluckt, sondern nur vom Tischtuch.
»Schluss mit Futtern«, hab ich gesagt. »Die Leute hier werden sonst sehr ungemütlich.« Max hat sich noch schnell ein Brötchen in die Tasche gestopft und dann sind wir losgelaufen. Es war auch allerhöchste Zeit, denn inzwischen war die grün beschirmte Frau wieder aufgetaucht und mit ihr ein Mann in so einer Uniform, wie sie Sicherheitsleute tragen.
»Stehen bleiben! Sofort stehen bleiben, ihr seid verhaftet!«, hat der Mann geschrien und ist uns hinterhergerannt. Aber nicht nur er. Von den grünen Hügeln herunter kamen von allen Seiten Leute gelaufen, die ihre Golfschläger schwangen wie Knüppel. Sie sahen nicht so aus, als wollten sie uns zum
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