Miss Braitwhistle kommt in Fahrt
nichts.
»Und wo bekommen wir die Schildkröten her?«, hat Polly gefragt.
»Ich will auch wissen, wo wir die Schildkröten herbekommen«, hat Molly gesagt.
Hugo schnippste laut mit dem Finger. »Und wovon sollen wir die Schildkröten bezahlen? Unsere Klassenkasse ist nämlich leer.«
Das stimmte leider. Herr Fischli hatte uns versprochen, dass wir nach Weihnachten von dem Geld ins Kino gehen. Es hätte sogar noch für eimerweise Popcorn gereicht. Aber dann hat Aki einen Kanonenschlag, den er von Silvester aufgehoben hatte, angezündet und in Herrn Machnicks Kabuff geworfen. Es gab einen ziemlichen Knall, aber nicht nur das. Die Sporttasche unseres Hausmeisters war hinterher etwas angekokelt. Das hat vielleicht gestunken! Joggingschuhe riechen auch sonst nicht gut, aber angebrannt so richtig schlimm. Natürlich wollte Herr Machnick neue haben. Und da keiner von uns Aki verpetzt hat, musste die ganze Klasse ihr schönes Geld opfern, damit Herr Machnick sich neue Treter kaufen konnte, die bestimmt doppelt so teuer waren wie seine alten.
»Schildkröten sind richtig teuer«, hat Clemens gesagt. »Ich glaube nicht, dass unsere Eltern uns das Geld dafür geben.«
Miss Braitwhistle hat ihre Tasche aufgemacht, und ich dachte schon, gleich holt sie da die Schildkröten raus, aber es war … ein Telefon! So ein altmodisches mit einer Scheibe, die man drehen muss.
»Was wollen Sie damit, Miss Braitwhistle?«, hat Pauline gefragt.
»Kann man mit dem Ding echt telefonieren?«, hat Max gerufen.
»Keep quiet, children, ich muss sprechen mit wichtige Person«, hat Miss Braitwhistle gesagt. Dann hat sie eine Nummer gewählt, die war sehr lang, denn es dauerte ewig. Wir hörten das Tuten am anderen Ende des Hörers und dann eine Stimme, die ziemlich verschnupft klang.
Miss Braitwhistle sagte irgendwas, das wir nicht verstanden, und dann hörten wir: »Oh yes … wonderful … thank you very much!« Sie musste sich bei irgendjemandem bedankt haben, aber bei wem?
Miss Braitwhistle legte den Hörer auf, dann steckte sie das Telefon zurück in ihre Tasche und schaute uns an.
»Ihr habt Gluck, children, die Kroten mit Schild kommen morgen. Sie sind ein gift.«
»Wir wollen aber nichts Giftiges, Miss Bratwiesel«, rief Annalisa.
»Du hast mal wieder keine Ahnung«, sagte Clemens. »Gift heißt Geschenk.«
»Und wer schenkt uns Schildkröten?«, hab ich gefragt.
Miss Braitwhistle hat gelächelt und gesagt: »Das wird sein big surprise.«
Nun redeten alle durcheinander.
»Verraten Sie es uns, bitte«, rief Pauline.
»Können wir ihnen schon Namen geben?« Das war Annalisa.
»Du willst doch bloß wieder irgendwas Dämliches wie Purzel und Schnurzel«, hat Aki gesagt, und Annalisa hat ihm ihre Federtasche auf den Kopf gehauen. Dabei sind die ganzen Stifte rausgefallen und über den Boden gerollt.
Annalisa meinte, Aki müsste sie aufheben, aber Aki hat gesagt, das soll sie gefälligst selber machen und außerdem sei sie eine blöde Kuh. Ehe Annalisa wieder anfangen konnte zu heulen, hat Miss Braitwhistle in ihre silberne Trillerpfeife geblasen.
»Die Kroten haben Namen, und wenn ihr nicht seid still, dann bekommt sie eine andere Klasse.«
Das wollten wir natürlich auf keinen Fall. Also waren wir still, jedenfalls für ein paar Minuten.
Der Rest des Tages verging wie im Flug, weil wir uns ausgemalt haben, wie die Schildkröten wohl aussehen würden, ob sie groß oder klein wären, und dann fing Annalisa doch noch an zu heulen, weil Clemens erzählt hat, dass es ganz fiese Schildkröten gibt, die einen langen Hals haben und richtig doll zubeißen. Natürlich haben wir gehofft, dass wir zwei Schnappschildkröten bekommen, damit hätten wir die Mädchen super ärgern können.
9. KAPITEL
Eine Königin ist kein Aprilscherz
Am nächsten Morgen schleppte Aki einen großen Korb an, der war voll mit Salat und Äpfeln.
»Das mögen Schildkröten gern, sagen meine Schwestern. Und weißt du, was noch? Die können hundertfünfzig Jahre alt werden.«
»So alt wird ja kein Mensch«, hab ich gesagt.
»Höchstens Frau Sauermann«, hat Aki gesagt. »Die ist bestimmt schon hundertvier.«
Als wir in die Schule kamen, stand da Miss Braitwhistle mit Herrn Machnick und der sah nicht sehr erfreut aus.
»Ich sage Ihnen zum letzten Mal, Mister Macktnix, Sie mussen alles machen sauber, wir erwarten Besuch.«
»Wer soll denn zu Besuch in eine Schule kommen?«, hat Herr Machnick gesagt, und als er Aki und mich gesehen hat, hat er nur
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