Miss Braitwhistle kommt in Fahrt
nahm.
»Sie sind wirklich sehr schön«, hat Clemens gesagt.
»Und bestimmt auch sehr klug«, hab ich gesagt.
Und Max hat gefragt: »Was fressen die denn?«
»Sie brauchen besondere Futter, man kann es nicht kaufen.«
Wir haben gedacht, Miss Braitwhistle holt das besondere Futter aus ihrer Tasche, aber stattdessen hat sie Henni an die Tafel geholt. Die sollte aufschreiben, was Schildkröten fressen. Ausgerechnet Henni!
Doch Henni hat die Kreide genommen und geschrieben:
Löwenzahn
Brennnessel
Gänseblümchen
Vogelmiere
Storchschnabel
Als sie fertig war, hat sie sich zu uns umgedreht, die Kreide angestarrt und gesagt: »Das versteh ich nicht, ich hab Wörter geschrieben, die ich gar nicht kenne.«
Miss Braitwhistle hat in die Hände geklatscht. »Ich schlage vor, die Boys gehen suchen diese Futter im Park.«
Na toll! Was Löwenzahn war, wusste ich, und auch Gänseblümchen hatte ich schon mal gesehen. Aber wo sollten wir die Schnäbel von Störchen herbekommen?
Ich schaute Aki an und Aki schaute mich an, dann schüttelten wir beide den Kopf.
»Nehmt mit eure Buch von die Pflanzen«, hat Miss Braitwhistle gesagt.
So ein Mist, jetzt waren wir doch wieder bei den Blumen gelandet.
»Können das nicht die Mädchen machen?«, meinte Hugo.
»Genau, wir bauen inzwischen für die Schildkröten ein Haus«, hab ich gesagt.
»Ein Terrarium«, hat Clemens gesagt.
Miss Braitwhistle hat den Kopf geschüttelt. »No, no, das Haus bauen die Girls, die Boys gehen suchen Futter.«
Sie hat ihre Tasche aufgemacht und Bretter, Hammer und Nägel rausgeholt.
»Das ist für uns?«, hat Annalisa gefragt. Und ich dachte schon, gleich fängt sie wieder an zu heulen, weil sie Angst hat, sich mit dem Hammer auf ihre zarten Fingerchen zu hauen, aber sie hat nur gelacht und gesagt: »Super!«
Und dann haben sich die Mädchen auf die Bretter und die Nägel gestürzt, und Pauline hat den Hammer geschwungen und gerufen: »Los, Jungs, ab mit euch, Blümchen pflücken!«
Wir sind abgezogen, aber toll fanden wir das nicht.
Vor dem Schultor stand Herr Machnick mit seiner Bärenfellmütze und hat versucht, genau so ein Gesicht zu machen wie der von der Leibgarde der Königin, er hat das Kinn vorgestreckt und geradeaus geglotzt.
»Soll ich ihn mal in den Hintern kneifen?«, hat Aki zu mir gesagt.
»Lieber nicht.«
Es war nämlich gut, dass Herr Machnick in die falsche Richtung geschaut und uns nicht gesehen hat, denn normalerweise dürfen wir nicht einfach mitten in der Stunde die Schule verlassen.
Wir sind rüber in den Park. Auf der großen Wiese haben wir Löwenzahn gefunden. Und Brennnesseln. Und Gänseblümchen. Aber keinen Storch, dem wir den Schnabel hätten abbrechen können.
Hugo hat seine Brille zurechtgerückt und in unserem Biologiebuch geblättert. »Storchschnabel ist eine Blume, ihr Blödmänner!«
Die Blödmänner konnten wir natürlich nicht auf uns sitzen lassen, also haben wir uns auf Hugo gestürzt und ihn hier ein bisschen gestupst und da ein bisschen geschubst, und dass er dann am Ende im Abfalleimer steckte, war wirklich nicht unsere Schuld.
Wir haben sogar versucht, ihn wieder rauszuziehen, aber das war gar nicht so einfach. Hugo steckte richtig fest, und dass er die ganze Zeit schrie: »Holt mich raus! Da zwickt mich wer!«, machte die Sache auch nicht besser.
Aki zog an Hugos Beinen, ich zog an Aki und Clemens zog an mir und Max zog an Clemens und das war sein Pech, denn als Aki Hugo plötzlich aus dem Abfalleimer frei bekam, fiel er auf mich, ich fiel auf Clemens und wir alle vier fielen auf Max.
Das hat Max natürlich nicht gefallen und er hat laut gebrüllt. Hugo hat auch laut gebrüllt, weil ihn irgendwas in den Hintern stach, und Aki brüllte, weil zusammen mit Hugo jede Menge Müll auf ihn draufgefallen war. Der Einzige, der nicht brüllte, war Clemens.
Clemens hat stattdessen laut gelacht und auf Hugos Hintern gezeigt. Da steckte nämlich eine Plastikgabel drin.
»Du kannst von Glück sagen, dass es keine richtige Gabel ist«, hat Clemens gesagt und die Gabel aus Hugos Po gezogen. Natürlich brüllte Hugo noch mehr.
Ich hab Aki dabei geholfen, ihn von matschigen Bananenschalen, angefaulten Äpfeln und fettigen Hamburger-Schachteln zu befreien, da lief über die Wiese ein Mann in einer blauen Uniform auf uns zu. Er hat genau so ein finsteres Gesicht gemacht wie der Typ von der Leibgarde der Königin, nur dass er keine Bärenfellmütze aufhatte. Als er näher kam, sahen wir, dass auf seiner
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