Miss Carolines verwegener Plan
darüber hinweg, dass sie Max’ Heiratsantrag dort abgelehnt hatte. Allerdings berichtete sie recht ausführlich darüber, wie sie sich zur Ehe mit Max hatte entschließen müssen, als sie von Woodburys Plänen erfuhr.
Mit steinerner Miene hörte Harry zu.
„Es tut mir leid, wenn du dich von mir verraten fühlst“, schloss sie. „Aber ich hatte keine andere Wahl.“
„Ich verstehe“, sagte er kurz. „Es gefällt mir ganz und gar nicht, doch ich verstehe deine Beweggründe. Natürlich wolltest du dir das Gestüt nicht fortnehmen lassen. Lieber hättest du dich erschlagen lassen! Dieser verfluchte Woodbury! Ich wünschte, ich wäre hier gewesen, um dir zu helfen.“
„Das habe ich mir auch gewünscht! Aber du warst leider weit fort. Also habe ich Max zum Gatten genommen. Und Schluss!“
„Und Schluss?“ Er schüttelte ungläubig den Kopf. „Ich habe niemals auch nur in Erwägung gezogen, eine andere als dich zu heiraten.“
Caroline blinzelte eine Träne fort. Seit ihrer Hochzeit mit Max hatte sie kaum gewagt, daran zu denken, wie Harry auf die Neuigkeiten reagieren würde. Es war schrecklich, ihn so enttäuschen zu müssen. Und sie hatte nicht einmal Zeit gehabt, sich auf dieses Gespräch vorzubereiten. Immer hatte sie gehofft, er würde seine Rückkehr schriftlich ankündigen.
Unter den gegebenen Umständen fiel es ihr verständlicherweise schwer, die richtigen Worte zu finden. „Auch ich …“, begann sie, „… habe niemals daran gedacht, einen anderen als dich zu heiraten. Bis Woodbury mich zu einer Entscheidung gezwungen hat. Und ich bin froh, dass ich mich für Max entscheiden konnte. Er ist ein guter Mensch, klug, fürsorglich und freundlich.“ Ein Mann, der mich mit seinen Küssen und Zärtlichkeiten zum Wahnsinn treiben kann. Aber das brauchte Harry gewiss nicht zu erfahren. „Ich denke, du wirst ihn auch mögen. Was ich besonders an ihm schätze, ist die Tatsache, dass er Verständnis für meine Liebe zu Pferden hat und mir gestattet, das Gestüt weiterzuführen.“
„Du wirst verstehen, dass ich ihn nicht mag“, stellte Harry bitter fest. „Er besitzt nun alles, was ich mir immer erträumt habe.“
Plötzlich verspürte Caroline eine große Traurigkeit. Doch sie wollte ihr nicht nachgeben. Max verdiente, dass sie nicht einen Moment lang vergaß, was er für sie getan hatte. Er hatte ihr nicht nur in einer schwierigen Situation seine Hilfe angeboten, sondern hatte sie glücklich gemacht. „Es tut mir so leid, Harry“, murmelte sie. Und dann setzte sie mit fester Stimme hinzu: „Ich bin sicher, dass du schon bald eine Frau finden wirst, die deiner Wert ist und die besser zu dir passt als ich.“
„Verzeih mir, aber deine Worte finde ich im Moment nicht gerade tröstlich“, entgegnete er.
Sein Zorn und Kummer trafen sie im Innersten. Er war ihr bester Freund, und niemals hätte sie ihm absichtlich wehgetan. Allerdings gab es wohl nichts, womit sie ihn jetzt trösten konnte.
Vor ein paar Tagen noch hätten Gewissensbisse sie gequält, und ihre Sorge um Harry hätte sie zerrissen. Nun allerdings stellte sie erstaunt fest, dass sein Unglück sie zwar schmerzte. Aber dieser Schmerz wurde gedämpft durch die Verbundenheit, die sie zu Max empfand. Die Leidenschaft, mit der sie einander geliebt hatten, war etwas, das sie nie würde vergessen können. Sie waren eins geworden. Es war nie ihre Absicht gewesen, Harry das Herz zu brechen. Doch es konnte keine Zukunft für sie und ihn geben. Sie gehörte für alle Zeiten zu Max.
Sie hob den Blick und schaute Harry ernst an. „Es muss schlimm für dich sein, dich so überraschend mit einer völlig neuen Situation konfrontiert zu sehen. Ich selbst hatte viele Wochen, um mich an alles zu gewöhnen.“
„Du könntest mit mir durchbrennen.“
Lächelnd schüttelte sie den Kopf. „Du weißt, dass ich das niemals könnte. Es würde bedeuten, dass ich das Gestüt aufgeben muss. Und außerdem …“ Sie verstummte. Es war unnötig, mehr zu sagen. „Lass uns zurückgehen.“
„Du möchtest natürlich nicht, dass dein Gatte eifersüchtig wird.“
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass er Eifersucht empfindet. Aber es wird Gerede geben, weil wir hier draußen allein sind. Max ist jetzt der Besitzer von Denby Lodge, und deshalb …“, sie zögerte, weil sie das, was sie nun sagen musste, zutiefst bedauerte, „… deshalb muss ich dich bitten, dich nicht mehr unangemeldet auf seinem Land aufzuhalten.“
Als Harry nichts erwiderte, schaute
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