Miss Carolines verwegener Plan
Als Erstes möchte ich dich mit Max Ransleigh bekannt machen.“ Sie wandte sich ihm zu. „Max, dies ist Lieutenant Harry Tremaine, mein bester Freund.“
Steif verbeugten sich die beiden Gentlemen.
„Sie sind der Sohn des Earl of Swynford, nicht wahr. Sind Sie hier, um ein paar Pferde für ihn zu erstehen? Ich nehme an, Sie werden nicht allzu lange bleiben. Ich wünsche Ihnen eine gute Rückreise.“
„Harry, bitte!“, protestierte Caroline. „Max, ich würde Harry gern in Ruhe erzählen, was geschehen ist, seit ich erfahren habe, dass Woodbury das Gestüt verkaufen wollte. Es wäre nett, wenn du im Haus auf uns warten würdest.“
„Du sprichst ihn mit dem Vornamen an?“, fragte Harry wütend.
„Ja, er ist mein Gatte. Hast du das nicht gewusst?“
Das hatte er offensichtlich nicht, wie seine schockierte Miene verriet. „Dein Gatte?“, wiederholte er fassungslos. „Du hast ihn geheiratet? Was, zum Teufel …“
„Es ist ein bisschen kompliziert“, versuchte Caroline, ihn zu beruhigen. Dann wandte sie sich noch einmal Max zu. „Wenn du gestattest?“
Er hätte den Lieutenant am liebsten aus Denby Lodge verbannt. Der Mann gefiel ihm überhaupt nicht! Allein schon die Art, wie er sich verhielt! Als gehörte ihm das Gestüt! Und dieser besitzergreifende Blick, mit dem er Caroline beobachtete! Verflucht, dieser überhebliche Kerl tat ganz so, als habe er jedes Recht, sich wie der Besitzer von Denby Lodge aufzuspielen!
Zum Glück war er zu vernünftig, um sich auf eine handgreifliche Auseinandersetzung mit Tremaine einzulassen. Er begriff durchaus, dass Caroline den Wunsch verspürte, ihrem besten Freund zu erzählen, was sich zugetragen hatte. Die radikalen Veränderungen würden sich nicht in zwei Sätzen zusammenfassen lassen. Also meinte Max brummig: „Wir sehen uns später, Caroline. Aber nicht viel später.“
„Danke, Max.“ Sie schenkte ihm ein Lächeln. „Harry, wollen wir zur Weide gehen? Dann kann ich dir die Stuten zeigen, die ich kürzlich gekauft habe.“
Max machte sich mit großen Schritten auf den Weg zum Haus, während seine Gattin sich von dem unerwünschten Eindringling zur Weide begleiten ließ. Ein heftiger Aufruhr herrschte in seinem Inneren, aber er gab sich alle Mühe, Ärger und Groll zu besiegen. Wenn nur diese Eifersucht nicht gewesen wäre! Harry Tremaine, ha! Das also war der Mann, den seine Frau liebte und den sie hatte heiraten wollen. Solange er in Indien stationiert gewesen war, hatte Max selten an ihn gedacht. Doch nun war Tremaine zurück in England. Zum Teufel mit ihm!
Ich muss verrückt sein, ihn und Caroline allein zu lassen, fuhr es Max durch den Kopf. Beruhigend war allein die Tatsache, dass sie nach all den Aktivitäten im Bett und im Heu vermutlich zu erschöpft war, um auf falsche Gedanken zu kommen. Andererseits hatte sie bereits bewiesen, dass sie einen ungewöhnlich großen Appetit auf Liebesspiele hatte …
Hör auf, befahl Max sich selbst. Er würde den Verstand verlieren, wenn er sich solche Fantasien gestattete. Caroline hatte ihm vor Gott und der Welt Treue geschworen. Und er kannte sie als eine Frau, die zu ihrem Wort stand. Er würde warten, bis sie zum Haus zurückkam, und dann mit ihr über Tremaine reden und sie nicht dadurch beleidigen, dass er ihr und diesem Harry folgte.
Er öffnete die Haustür und begab sich in die Bibliothek, wo er sich ein Glas Brandy eingoss. Er konnte nur hoffen, dass Carolines Gespräch mit ihrem Jugendfreund nicht zu lange dauern würde.
An der Weide angekommen, begutachtete Harry die neuen Stuten mit dem Interesse eines echten Pferdekenners. Bald jedoch wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Caroline zu. „Du hast geheiratet“, rief er. „Wie ist das möglich?“
„Willst du mich beleidigen?“, gab sie lachend und in der Hoffnung, Harrys Laune ein wenig verbessern zu können, zurück. „Denkst du, es sei unmöglich, dass jemand mich zur Gattin will?“
„Du weißt genau, was ich meine“, stellte er ungeduldig fest. „Ich nehme an, du kannst diese Ehe nicht annullieren lassen?“
„Nein. Wir sind in der Kirche vor Zeugen von einem Geistlichen getraut worden.“
„Aber warum hast du ausgerechnet Ransleigh genommen? Ich wusste nicht einmal, dass ihr euch kennt.“
Verständlicherweise wollte sie nicht erwähnen, dass sie Max ursprünglich gebeten hatte, sie zu kompromittieren. Also ließ Caroline diesen Punkt aus, als sie zusammenfasste, was in Barton Abbey geschehen war. Rasch ging sie
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