Miss Carolines verwegener Plan
fiel ihm schwer, Abschied von Caroline zu nehmen. Er wollte lieber nicht darüber nachdenken, ob Harry Tremaines Auftauchen seinen Wunsch, in Denby Lodge zu bleiben, verstärkt hatte.
Er kam auch nicht dazu, weiter darüber zu grübeln, denn als die Tür jetzt erneut geöffnet wurde, war es wirklich Caroline, die eintrat.
Sie lächelte ihn an, ein wenig zögernd vielleicht. Trotzdem war er unglaublich froh, sie zu sehen. Mit großen Schritten eilte er zu ihr, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und fragte: „Hast du Lieutenant Tremaine nicht mitgebracht?“
„Nein. Er hatte sich noch gar nicht bei seiner Familie gemeldet und wollte das nun nicht länger aufschieben.“
Dass er Tremaine erst einmal los war, freute Max so sehr, dass er sich fast ein wenig schuldig fühlte. Wie viel besser war es doch, Caroline für sich allein zu haben! „War es ein sehr schwieriges Gespräch?“, erkundigte er sich.
„Ich hoffe, du bist nicht ärgerlich, weil ich Harry allein sprechen wollte. Ich fand, er habe eine Erklärung verdient.“
„Natürlich.“ Solange sie ihrem Jugendfreund nichts weiter als eine Erklärung gegönnt hatte, war er zufrieden.
„Da ich überhaupt nicht auf sein Auftauchen vorbereitet war, habe ich ihn vielleicht mit etwas zu viel Begeisterung begrüßt. Kannst du mir das verzeihen? Ich hatte vollkommen vergessen, dass ich einen Brief an ihn verfasst hatte, als ich verzweifelt und übermüdet von meinem ersten Gespräch mit Mr Henderson zurückkam. Das war, noch ehe ich auf die Idee kam, dich aufzusuchen.“
„Wie hat Tremaine die Neuigkeiten aufgenommen?“
„Er war … enttäuscht. Unglücklich. Aber er ist ein Ehrenmann, genau wie du. Und schon ehe wir heirateten, habe ich dir geschworen, treu zu sein. Dieses Versprechen und die … Zuneigung, die ich für dich empfinde, würden mich auf jeden Fall daran hindern, dich zu hintergehen.“
Er hatte das gewusst. Dennoch wärmten ihre Worte ihn. Die heftigen Gefühle, die ihn gequält hatten, beruhigten sich ein wenig. Nun, da er sich um Carolines Beziehung zu ihm keine Sorgen mehr zu machen brauchte, fiel ihm der Brief des Colonels ein. Er zeigte ihn Caroline und sagte: „Brandon schreibt, dass er mir wahrscheinlich eine Stellung beschaffen kann. Ich muss also nach London reisen. Willst du mich nicht begleiten? Du könntest einen Arzt aufsuchen.“
Lächelnd schüttelte sie den Kopf. „Ich habe dir doch schon gesagt, dass ein Arzt nichts für mich tun kann. Ich weiß deine Fürsorglichkeit zu schätzen. Trotzdem möchte ich lieber hierbleiben und mich um die neuen Stuten und den Araberhengst kümmern. Ich gehöre nach Denby Lodge. Und wie du weißt, liebe ich die Arbeit, die ich bis jetzt fortführen konnte, weil du dich bereit erklärt hast, mich zu heiraten.“
Max runzelte die Stirn. Er glaubte zwar nicht an den Fluch, machte sich aber trotzdem große Sorgen um Caroline. Sie durfte kein Risiko eingehen. Deshalb wünschte er sich ja, dass sie in London einen Spezialisten aufsuchte. „Fühlst du dich stark genug, um deine Arbeit fortzuführen?“
„Es geht mir gut. Abgesehen von der morgendlichen Übelkeit … Früher oder später muss ich das Reiten aufgeben. Doch noch ist es nicht so weit.“
„Willst du nicht wenigstens einen hiesigen Arzt konsultieren? Ich würde dann weniger Angst um dich haben.“
Sie schaute ihn forschend an und versprach dann, um ihm eine Freude zu machen: „Wenn es dir wirklich so wichtig ist, werde ich das tun.“
„Danke. Als dein Gatte bin ich für dich verantwortlich. Und ich möchte nicht versäumen, alle erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen.“
Caroline seufzte. „Ich hätte mir denken können, dass du dich verantwortlich fühlst, obwohl du das eigentlich nicht solltest.“
Er zog ihre Hand an die Lippen und küsste sie. „Wir werden wirklich ein Kind bekommen? Ich muss gestehen, dass es mir noch immer schwerfällt, mich an den Gedanken zu gewöhnen.“
„Manchmal kann ich es selbst kaum glauben. Dabei bemerke ich doch täglich, wie mein Körper sich verändert.“
Eine Welle der Zärtlichkeit überflutete ihn. Und dann so etwas wie Ehrfurcht, womit er überhaupt nicht gerechnet hatte. Liebevoll schloss er Caroline in die Arme. Sie schmiegte sich an ihn, legte den Kopf an seine Brust. Am liebsten hätte er sie nie wieder losgelassen.
Wenn sie sich doch bereit erklärt hätte, ihn nach London zu begleiten! Aber vermutlich war es wirklich vernünftiger, wenn sie in Denby Lodge blieb
Weitere Kostenlose Bücher