Miss Carolines verwegener Plan
habe –, ich möchte auf meinen Jugendfreund Harry Tremaine warten. Wenn er aus Indien zurückkehrt, wird sich die Aufregung über mein Verhalten gelegt haben. Und selbst wenn man noch immer über den Skandal spricht … Ich bin sicher, dass Harry mich dennoch heiraten wird.“
Max runzelte die Stirn. „Da wäre ich mir nicht so sicher. Wenn er Sie zur Gattin nimmt, wird die gute Gesellschaft ihn ebenso schneiden wie Sie. Das kann sehr schmerzlich sein. Und zudem beeinflusst es viele Bereiche des Lebens, an die Sie jetzt vielleicht gar nicht denken. Wollen Sie wirklich, dass er Ihretwegen zum Außenseiter wird? Können Sie die Verantwortung dafür tragen, dass er leidet?“
„Harry würde alles für mich tun.“
„Aber macht es Ihnen denn gar nichts aus, dass Sie ihm keine Wahl lassen?“
„Ich verstehe nicht, was Sie mir sagen wollen. Wenn ich ihn jetzt aufgäbe, um Sie zu heiraten, würde ich ihm doch erst recht keine Wahl lassen. Ich muss Ihren Antrag ablehnen, Mr Ransleigh. Meine Hoffnung ist, dass Lady Denby und ihre Freundinnen meine Stiefschwester vor den Folgen des Skandals schützen können. Und ich werde es Harry überlassen, wenn er zurückkommt, eine Entscheidung bezüglich unserer gemeinsamen Zukunft zu treffen. Bitte, denken Sie daran: Wenn Sie Lady Denby nicht unter Druck setzen, wird sie mich nicht zwingen, gegen meinen Willen zu heiraten.“
War es ihr gelungen, Max zu überzeugen? Sie wagte es, ihm forschend in die Augen zu schauen. „Es gibt keine vernünftigere Lösung, das müssen Sie doch einsehen. Für Sie ist es ebenso wichtig wie für mich, dass Sie vorerst Ihre Freiheit behalten. Eines Tages nämlich werden Sie der jungen Dame begegnen, die Sie wirklich heiraten wollen. Dann werden Sie mir dankbar sein, dass ich Ihren Antrag heute nicht angenommen habe. Ich bedaure sehr, dass ich so dickköpfig auf Sie wirken muss. Doch wie dem auch sei: Ich kann nicht Ihre Gattin werden.“
Er musterte ihr Gesicht. Und sie hätte nicht zu sagen vermocht, ob seine Miene Enttäuschung oder Erleichterung ausdrückte. „Vielleicht sollten wir uns in ein paar Tagen noch einmal unterhalten? Es ist nicht nötig, heute eine endgültige Entscheidung zu treffen.“
„Ich habe meine Entscheidung getroffen und werde nicht von ihr abrücken. Sobald meine Stiefmutter und Eugenia sich von ihrem Schock erholt haben, werden wir nach Denby Lodge zurückkehren.“
Langsam schüttelte er den Kopf. „Ich bin nicht wie Henshaw und werde nicht versuchen, Sie zu irgendetwas zu zwingen, obwohl ich davon überzeugt bin, dass Sie einen schweren Fehler begehen. Ich müsste Sie beschützen. Bei Jupiter, es ist absolut falsch, Sie Ihrem Schicksal zu überlassen. Aber ich sehe auch, wie entschlossen Sie sind. Sollten Sie Ihre Meinung jedoch irgendwann ändern, dann zögern Sie nicht, sich an mich zu wenden. Es steht Ihnen jederzeit frei, mein Angebot anzunehmen.“
Er war wirklich ein verantwortungsvoller, äußerst liebenswürdiger Mann! Seine Güte rührte Caroline beinahe zu Tränen. Sie schluckte. „Danke. Ich werde daran denken.“
Er stand auf und verbeugte sich. „Ich werde Lady Denby eine Nachricht schicken und sie bitten, mich zu empfangen, damit ich mich bei ihr für all die Aufregung entschuldigen kann. Werden Sie mir mitteilen, wann Sie abreisen? Ich würde Ihnen dann gern Lebewohl sagen.“
„Ich halte es für klüger, dass wir so schnell wie möglich getrennte Wege gehen.“
„Wie Sie wünschen.“ Er trat auf sie zu, betrachtete nachdenklich ihr Gesicht.
Wieder reagierte ihr Körper heftig auf seine Nähe.
„Unsere Bekanntschaft war außergewöhnlich … interessant.“ Er streckte die Hand aus, und Caroline ergriff sie. Als er ihre Finger mit den Lippen berührte, spürte sie wieder dieses Prickeln. „Ich werde stets Ihr ergebener Diener bleiben, Miss Denby.“
Es kostete sie große Anstrengung, ihm ihre Hand zu entziehen. Schließlich jedoch trat sie einen Schritt zurück und knickste. „Adieu, Mr Ransleigh.“
Als sie ihm nachschaute, wie er den Raum verließ, überkam sie ein Gefühl des Verlusts. Ärgerlich straffte sie die Schultern. Es ist zu seinem und meinem Besten, sagte sie sich.
9. KAPITEL
M ax empfand Enttäuschung, Ärger und Entrüstung, als er die Bibliothek betrat. Schnurstracks ging er zu dem Tischchen, auf dem die Brandy-Karaffe stand. Er füllte ein Glas, leerte es in einem Zug und goss sich erneut ein.
Was für ein furchtbarer Tag!
Er warf sich in einen der
Weitere Kostenlose Bücher