Miss Carolines verwegener Plan
weggeworfen, sondern es erneut gefüllt. Verdammt, er musste sich ein anderes Glas nehmen. Seine Hand zitterte ein wenig, als er es füllte. Er nahm einen tiefen Schluck, ehe er endlich sagte: „Es tut mir leid, doch ich kann dir keine Einzelheiten erzählen.“
„Sei nicht albern! Ich kann mir schon denken, was passiert ist. Entweder hat das Denby-Mädchen es darauf angelegt, sich und dich in diese Situation zu bringen, oder …“ Er unterbrach sich. „Verflucht, ich mochte sie! Aber wenn sie sich dir gegenüber so hinterlistig benommen hat, dann müssen wir ihr eine Lektion erteilen.“
„Eine Lektion? Und wie soll die aussehen? Ich habe ihr bereits einen Heiratsantrag gemacht. Und sie hat ihn abgelehnt.“
Ungläubig schüttelte Alastair den Kopf. „Diese Geschichte ist vollkommen absurd.“
„Da hast du recht“, stimmte Max ihm zu.
Zu seinem Erstaunen begann Alastair, laut zu lachen. „Du brauchst dir keine Sorgen darum zu machen, dass die alte Klatschbase Melross in London schlecht über dich redet. Denn nachdem du Mamas Hausparty mit einem solchen Skandal beendet hast, wird Jane dich umbringen, ehe du Barton Abbey verlassen kannst.“
„Ich würde ihr sogar meine Pistole zur Verfügung stellen“, murmelte Max.
„Prost!“ Alastair hob sein Glas. „Auf die Frauen!“ Er trank einen großen Schluck. „Sind sie nicht wirklich eine der größten Plagen auf dieser Erde? Ich werde vielleicht nie erfahren, was sich heute im Gewächshaus ereignet hat. Aber ich weiß, dass du eine unschuldige junge Dame niemals rücksichtlos behandeln würdest. Deshalb werde ich zu dir stehen, ganz gleich, was dieser Drachen Melross auch über dich erzählt.“
Mit einem Mal fühlte Max sich entsetzlich müde und mutlos. Es war beinahe so wie damals in Wien, als er vom Schock über Madame Lefevres Verrat halb betäubt in sein Zimmer geflohen war. Er hatte einfach nicht begreifen können, wie ihm, obwohl er doch nichts Schlechtes getan hatte, etwas so Schreckliches hatte widerfahren können. Er stellte sein Glas ab und wandte sich Alastair zu. „Danke.“
Der füllte noch einmal beide Gläser und prostete seinem Cousin erneut zu. „Auf die Ransleigh Rogues!“
In diesem Moment klopfte es, die Tür wurde geöffnet, und ein Diener trat ein. Er überreichte Max einen Umschlag. Düstere Vorahnungen erfüllten Max, als er das offizielle Briefpapier von Barton Abbey erkannte, das auch allen Gästen zur Verfügung stand. Hatte Miss Denby es sich bereits anders überlegt?
Doch als er das Siegel brach, sah er, dass die Nachricht von Lady Denby stammte.
Staunend las er, dass sie sich bei ihm bedankte, weil er sich wie ein Gentleman benommen und ihrer Stieftochter einen Heiratsantrag gemacht hatte. Und weiter, dass diese fest entschlossen sei, sich nicht zu verehelichen – womit man sich wohl abfinden müsse. Lady Denby erklärte, sie werde sich noch einmal mit ihm in Verbindung setzen, wenn sie in Ruhe über alles nachgedacht habe. Jetzt allerdings sei sie mit den Vorbereitungen für ihre Abreise beschäftigt. Sie wolle, ebenso wie ihre Tochter und ihre Stieftochter, möglichst schnell nach Denby Lodge zurückkehren.
Max wagte kaum, seinen Augen zu trauen. Offenbar war es Lady Denby nicht gelungen, ihre Stieftochter davon zu überzeugen, dass nur eine Heirat ihren guten Ruf retten konnte. Bei Jupiter, etwas Besseres hätte kaum geschehen können! Wenn Caroline Denby bis jetzt ihren Willen gegen alle Widerstände durchgesetzt hatte, dann bestand wohl keine Gefahr, dass sie sich später noch anders entscheiden würde. Sie hatte erreicht, was sie wollte: Sie war ruiniert und würde auf dem Gestüt leben können, ohne von unerwünschten Verehrern belästigt zu werden.
Ich bin ein freier Mann und werde es auch bleiben!
Das Schlimmste war also nicht eingetreten. Nun musste er nur alles in seiner Macht Stehende tun, um eine neue Stellung zu finden.
„Gute Neuigkeiten?“, erkundigte Alastair sich.
Max lachte. „Allerdings! Wie es aussieht, werde ich doch nicht vor den Altar geschleppt. Erstaunlicherweise ist es Miss Denby gelungen, ihre Stiefmutter davon zu überzeugen, dass sie mich unter keinen Umständen heiraten wird.“
Alastair stieß einen Pfiff aus. „Erstaunlich! Sie muss schwachsinnig sein, wenn sie es ablehnt, deine Gattin zu werden.“
„Sie hat einen Liebsten, der sich allerdings zurzeit als Offizier in Indien aufhält.“
„Gut, dass sie lieber ihn nehmen will als dich!“ Alastair goss noch einmal
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