Miss Carolines verwegener Plan
Brandy ein. „Trinken wir darauf, dass Miss Denby dir einen Korb gegeben hat!“
Max stieß mit seinem Cousin an. Er war zutiefst erleichtert, wusste jedoch auch, dass es noch eine Menge Schwierigkeiten zu überwinden galt. Das Gerücht von seiner vermeintlichen Missetat musste sich wie ein Buschfeuer in Barton Abbey verbreitet haben. Gewiss würde es nicht lange dauern, bis seine Tante ihn zu sich rief, um herauszufinden, warum er ihre Hausparty zu einem so unrühmlichen Abschluss gebracht hatte.
Alastair und Max blieben in der Bibliothek, wo sie – wie sie wussten – relativ ungestört sein würden. Hin und wieder drangen all jene Geräusche an ihr Ohr, die so typisch für abreisende Gäste waren. Dann wurde es ruhiger. Und noch immer hat meine Tante nicht nach mir geschickt, dachte Max. Vermutlich hatten einige der Gäste sich entschlossen, eine weitere Nacht zu bleiben, um Näheres über die skandalösen Vorfälle zu erfahren. Beim Dinner würde sich die Gelegenheit ergeben, die Gastgeberin mit Fragen zu bedrängen.
Die Minuten schlichen dahin. Irgendwann schlug Alastair seinem Cousin vor, ein paar Runden Karten zu spielen.
Es war kurz vor Mitternacht, als endlich ein Diener erschien, um Max zu Mrs Ransleigh zu bringen, die ihn in ihrem Privatsalon zu einem Gespräch erwartete.
Max schluckte. Seine Tante hatte stets zu ihm gehalten und ihm sogar bestätigt, dass sie das Verhalten seines Vaters nicht guthieß. Wie schrecklich, dass er sie so enttäuscht hatte! In Wien hatte er nur sich selbst geschadet, hier jedoch hatte er auch andere in einen abscheulichen Skandal verwickelt, obwohl er einer Dame geholfen hatte, die sich in Bedrängnis befand!
Bei Miss Denby hatte er sich nicht darüber beklagt, dass es kein gutes Licht auf seinen Charakter warf, wenn sie nicht heirateten. Er würde auch bei seiner Tante nicht jammern. Schweigend würde er ihren Zorn und ihre Vorwürfe ertragen.
Max fand seine Tante in einen eleganten Morgenmantel gehüllt auf der Chaiselongue ausgestreckt vor. Sie schien zu schlafen und zuckte zusammen, als der Diener ihn ankündigte. Dunkle Ringe unter ihren Augen bewiesen, wie erschöpft sie war. Und als sie jetzt die Lider hob, sah Max zu seinem Entsetzen, wie ihre Augen sich mit Tränen füllten.
Selten hatte er sich so schlecht gefühlt. Wäre er doch bei Hougoumont gefallen, dann wäre es nie zu diesem Skandal gekommen!
„Tante Grace, es tut mir so leid“, murmelte er und hauchte einen Kuss auf die Hand, die sie ihm entgegenstreckte.
Doch statt ihm Vorwürfe zu machen, richtete sie sich auf und zog ihn an sich. „Mein armer Junge, du musst unter einem unglücklichen Stern geboren sein. Wie sonst ließe sich all das Unglück erklären, das dich heimsucht!“
Er erwiderte ihre Umarmung.
„Setz dich zu mir!“ Grace Ransleigh klopfte auf den Platz neben sich.
Ihr freundlicher Empfang tat ihm gut. Als er Platz nahm, sagte er: „Ich hatte befürchtet, du würdest mir Vorwürfe machen und mich auffordern, dein Haus zu verlassen. Tatsächlich begreife ich nicht, warum du so nett zu mir bist, obwohl ich doch die Schuld an diesem Skandal trage.“
„Ich vermute, dass Anita Melross begeistert war, als sie dich und Miss Denby überraschte. Bestimmt wird sie noch wochenlang überall erzählen, was sie gesehen hat. Und wahrscheinlich wird sie gehörig übertreiben. Es ist wirklich ärgerlich, dass eine so unsympathische Frau wie sie über derart gute Kontakte verfügt. Doch genug davon. Was sollen wir nur tun?“
„Ich fürchte, wir können nicht viel tun. Lady Melross hat mit ihrer Klatschgeschichte bereits dafür gesorgt, dass man mir nun einen durch und durch schlechten Charakter unterstellt. Es wundert mich, dass du anscheinend noch immer an mich glaubst.“
„Ich hätte vielleicht an dir gezweifelt, wenn Miss Denby nicht darauf bestanden hätte, vor ihrer Abreise mit mir zu reden.“
Vor Erstaunen brachte er im ersten Moment kein Wort heraus. Dann echote er: „Miss Denby hat mit dir geredet?“
„Ich gestehe, dass ich sie zuerst gar nicht empfangen wollte. Ich war so zornig auf euch beide! Aber sie ließ sich nicht abweisen. Nun, ich bin froh, dass ich schließlich nachgegeben habe. Denn sie kam ja nicht, um irgendwelche fadenscheinigen Entschuldigungen für ihr Benehmen vorzubringen, sondern, um mir die ganze Wahrheit zu berichten. Das hättest du wohl kaum getan.“
„Sie hat dir alles erzählt?“ Er konnte es nicht fassen.
„Ja. Dass Mr Henshaw ihr einen
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