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Miss Carolines verwegener Plan

Miss Carolines verwegener Plan

Titel: Miss Carolines verwegener Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Justiss
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Sie lachte leise. „Der Sohn des Earls, der sich – zum ungläubigen Erstaunen meiner Nachbarn – nicht nur von meinem Vermögen, sondern tatsächlich auch von mir angezogen fühlt … Du bist ein wirklich guter Schauspieler.“
    Ein wenig verärgert antwortete er: „So ist es nicht, und du weißt es. Warum, zum Teufel, stellst du dein Licht dauernd unter den Scheffel?“
    „Oh, ich kenne meine Stärken, aber auch meine Schwächen. Selbst meine Stiefmutter, die mich sehr gernhat, war verzweifelt, weil ich so wenige weibliche Tugenden besitze. Niemals könnte ich mich benehmen wie zum Beispiel Lady Winston oder Mrs Johnson es von einer jungen Dame aus gutem Hause erwarten. Ist dir aufgefallen, wie verwirrt sie waren, als du es abgelehnt hast, die bezaubernde Lady Milicent als deine Partnerin beim Kartenspiel zu wählen?“
    „Warum hätte ich eine andere Partnerin als dich wählen sollen, wo du doch in deinem goldenen Kleid hinreißend ausgesehen hast?“
    „Vielleicht, weil sie sich so bemüht hat, dich zu verführen?“
    Max stöhnte. Er empfand fast so etwas wie Schuldgefühle, weil Caroline bemerkt hatte, wie sehr die attraktive Witwe ihn bedrängt hatte. Bei Tisch hatte man ihn neben Lady Milicent gesetzt, weil sie die ranghöchste der anwesenden Damen war. Und sie hatte schon während des Dinners immer wieder seinen Arm oder seine Hand berührt und sich gelegentlich so weit zu ihm hinübergebeugt, dass er einen tiefen Blick in ihr Dekolleté werfen konnte.
    „War das so auffällig?“, fragte er.
    „Ich jedenfalls konnte es nicht übersehen.“
    „Als ich jünger war, hätte ich ihre Bemühungen wahrscheinlich schmeichelhaft gefunden“, gab er zu. „Man muss ihr zugestehen, dass sie sehr attraktiv ist. Aber dass sie sich direkt unter den Augen meiner Gattin so aufreizend benommen hat, fand ich doch sehr geschmacklos. Ich wollte sie nicht allzu grob zurückweisen, um sie nicht gegen mich aufzubringen.“
    Caroline starrte auf ihre Hände, die die Zügel hielten. „Ich bin froh, dass du sie zurückgewiesen hast, auch wenn ich nicht das Recht habe, das von dir zu erwarten.“
    „Oh doch, Caroline, du hast das Recht! Wir sind verheiratet. Es wäre unverzeihlich, mich einer anderen Frau zuzuwenden, wenn deine Nachbarn dabei sind – insbesondere, wenn diese Frau zwar über eine hohe gesellschaftliche Position, aber eine niedrige Moral verfügt. Da bleibe ich lieber an deiner Seite.“
    Sie warf ihm einen schelmischen Blick zu. „Darf ich das als Herausforderung auffassen?“
    „Du meinst, ich könne nicht an deiner Seite bleiben, wenn du Sultan galoppieren lässt? Ein Wettrennen also! Bis zum Zaun dort hinten!“
    Er hatte den Satz noch nicht beendet, als sie ihr Pferd auch schon antrieb. Max folgte ihr. Das Vergnügen an der Jagd lag ihm im Blut.
    Seit unserer Hochzeitsnacht hat sich nichts geändert, fuhr es ihm durch den Kopf, Caroline führt, ich folge. Und sie war ihm immer einen Schritt voraus. Zumindest bei diesen Wettrennen zu Pferd. Auch diesmal erreichte sie den Zaun einen Augenblick vor ihm. Bald jedoch, das schwor Max sich, werde ich sie einholen.
    Er wollte ihr zu ihrem Sieg gratulieren, aber dann sah er, wie sie sich vor einer Mauer aus dem Sattel schwang. Nun bemerkte er die Grabsteine auf der anderen Seite der Mauer.
    Während er noch den Anblick in sich aufnahm, betrat Caroline den Friedhof. Max beobachtete, wie sie – den Blick auf eines der Gräber gerichtet – langsam vorwärtsschritt. Da er die Stille nicht stören wollte, stieg er schweigend ab. Ohne sein Pferd anzubinden, ging er hinter Caroline her, die ihr Tier ebenfalls zum Grasen freigelassen hatte.
    Vor einem Paar marmorner Grabsteine blieb sie stehen. Die Inschriften besagten, dass Carolines Mutter vor fünfundzwanzig Jahren hier beerdigt worden war und dass ihr Gatte Sir Martin seit einigen Monaten neben ihr ruhte.
    Caroline kniete vor dem Grab ihres Vaters nieder, und Max folgte ihrem Beispiel. Er war erstaunt, als sie nach seiner Hand griff, umfasste sie jedoch fest.
    „Früher bin ich oft hierhergekommen“, sagte Caroline leise. „Mama starb bei meiner Geburt. Ich habe sie also nie kennengelernt und mich immer gefragt, wie sie wohl gewesen sein mag. In Papas Arbeitszimmer hing ein Porträt von ihr. Aber soweit ich weiß, hat er nie ihr Grab besucht. Ich habe das erst nach seinem Tod verstanden. Wenn ich auf dem Gestüt beschäftigt bin, kommt es mir manchmal so vor, als befände er sich nur auf einer

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