Miss Carolines verwegener Plan
abgelegenen Gebäude. Man stellte auch ein paar Wachen vor die Tür.“ Der Gedanke an die Demütigung trieb ihm das Blut in die Wangen. „Soldaten, die der Kompanie angehörten, die ich einige Zeit zuvor noch selbst befehligt hatte.“
„Wie schrecklich für dich!“ Voller Mitgefühl schaute Caroline ihn an. „Aber es kann doch niemand ernsthaft geglaubt haben, du hättest etwas mit dem Attentat zu tun.“
„Es kam nie zu einer Anklage. Denn plötzlich ging alles drunter und drüber, weil Napoleon von Elba geflohen war. Der Kongress löste sich auf, die Staatsmänner reisten in ihre Heimatländer zurück. Ich wurde nach England zurückgeschickt. Dann kam Waterloo. Und jetzt …“ Er zuckte die Schultern.
„Gibt es denn keine Möglichkeit mehr, deinen Namen reinzuwaschen?“
„Beim Außenministerium hat man mir gesagt, es sei sinnlos, das zu versuchen. Zu viel sei inzwischen geschehen. Colonel Brandon, mein ehemaliger Vorgesetzter, sieht das anders. Er meint, ich könne Madame Lefevre finden und sie beeiden lassen, dass ich nicht in die Verschwörung verwickelt war. Das wäre hilfreich. Zum Glück ist Brandon von meiner Unschuld überzeugt und will sich dafür einsetzen, dass ich eine gute Stellung finde.“
Caroline hatte die Stirn gerunzelt und dachte angestrengt nach. „Du musst nach Wien gehen“, verkündete sie schließlich, „und deine Unschuld beweisen.“
„Danke.“ Er war froh, dass er sich ihr anvertraut hatte und dass ihre Reaktion genau seiner Erwartung entsprach. „Ich bin entschlossen, nach Wien zu reisen, sobald ich Denby Lodge verlasse. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob mein Vater seine schlechte Meinung von mir ändern würde, selbst wenn ich Madame Lefevre fände und sie dazu bringen könnte, mich zu entlasten.“
„Ach, Max, das tut mir so leid.“ Sanft strich sie ihm über die Wange.
Er griff nach ihren Fingern und hielt sie fest. Es war ein gutes Gefühl.
„Der Earl mag ein großer Mann sein, wenn es um seine Aufgaben im House of Lords geht, aber ein guter Vater ist er dir nicht. Er kann Sir Martin, der nur ein einfacher Landedelmann war, nicht das Wasser reichen. Nun, ich werde dennoch versuchen, meine Kritik für mich zu behalten, wenn ich deinem Vater noch einmal begegne. Ehrlich gesagt, ich halte ihn für einen selbstsüchtigen Mann, der die Zuneigung seines Sohnes aus purer Dummheit verspielt.“
Wie schon einmal zuvor musste Max lächeln. Es war kaum zu glauben, dass Caroline sich überhaupt nicht von der Macht und dem Reichtum des Earls beeindrucken ließ. „Du hast ihm schon bei unserer Hochzeit deutlich zu verstehen gegeben, was du von ihm hältst. Ich hatte Angst, er könne einen seiner gefürchteten Wutausbrüche bekommen.“
Caroline stieß ein ziemlich undamenhaftes Schnauben aus. „Er hätte ruhig versuchen sollen, mich einzuschüchtern! Andererseits … Ich hätte ihn nicht tadeln sollen, denn ich möchte natürlich nicht, dass euer Verhältnis sich meinetwegen noch verschlechtert. In Zukunft werde ich mich bemühen, höflicher zu sein.“
„Meine süße Verteidigerin“, murmelte er und drückte ihre Hand.
„Oh ja, auch du bist jetzt nicht mehr allein. Ich gehöre zu dir.“
Ein unbekanntes Glücksgefühl erfüllte Max bei ihren Worten. Ja, er glaubte ihr. Sie würde zu ihm stehen und ihn stets unterstützen. Offenbar bedeutete er ihr viel. Sie maß seinen Wert nicht daran, dass er der Sohn eines Earls, wohlhabend und ein guter Offizier war. Ihr genügte es, dass er Max war. Eine Woge der Dankbarkeit und Zärtlichkeit ihr gegenüber schlug über ihm zusammen.
Das Gefühl war so stark, dass es ihn verwirrte und beunruhigte. Er verdrängte es und konzentrierte sich auf das, was ihre Worte sonst noch bedeuten konnten. Vielleicht würde sie sich ihm bald hingeben! Ach, wie sehr sehnte er sich danach, sie zu besitzen!
Unter seinem intensiven Blick senkte Caroline errötend die Augen – was ihm bewies, dass ihr die Doppeldeutigkeit ihrer Worte bewusst geworden war. Gern hätte er sie sogleich verführt. Doch hier draußen, in der Nähe des Friedhofs, auf dem ihre Eltern begraben lagen, war das natürlich ganz undenkbar.
In diesem Moment riss ihm eine Windbö fast den Hut vom Kopf, und ein dicker Regentropfen landete auf seiner Wange. „Das Wetter schlägt um“, rief Max. „Wir sollten so schnell wie möglich zum Haus zurückkehren.“
Caroline nickte. „Ich möchte dir noch einmal dafür danken, dass du mich herbegleitet hast. Früher
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