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Miss Carolines verwegener Plan

Miss Carolines verwegener Plan

Titel: Miss Carolines verwegener Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Justiss
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beschäftigt sein.“
    „Deshalb müssen Sie sich eine andere Stellung suchen. Ich verstehe durchaus, warum es so wichtig für Sie ist, Ihre Unschuld zu beweisen. Aber – und jetzt spreche ich als Freund zu Ihnen – versuchen Sie nicht länger, diese Angelegenheit aufzuklären. Talleyrand hat viel dazu beigetragen, dass Louis XVIII. nun auf dem französischen Thron sitzt. Viele europäische Nationen, auch wir, sind ihm deshalb zu Dank verpflichtet. Das Außenministerium möchte daher verständlicherweise nicht, dass auch nur der Verdacht geäußert wird, Talleyrand oder einer seiner Leute könne an einem Attentat auf Wellington beteiligt gewesen sein. Hier geht es um mehr als ein Einzelschicksal. Wir müssen eine gewisse Balance der Kräfte in Europa erhalten.“
    „Im Klartext heißt das: Mein Schicksal wird dieser Balance geopfert.“
    „Talleyrand ist ein mächtiger Mann. Wir werden nichts tun, um seinen Einfluss in Frankreich zu untergraben.“ Bannerman runzelte die Stirn. „Betrachten wir das Ganze einmal von einem anderen Standpunkt. Als Sie bei Waterloo kämpften, hätten Sie doch gewiss Ihr Leben geopfert, um Hougoumont zu halten. Sie hätten alles getan, um zu verhindern, dass Napoleon gewinnt und wieder zu einem mächtigen Mann wird, der ganz Europa bedroht. Nun, wir führen den gleichen Kampf auf einer anderen Ebene. Ich denke, das verstehen Sie.“
    Max schluckte. Dann nickte er. „Sie haben recht. Es gibt Situationen, in denen der Ruf eines einzelnen Mannes weniger wichtig ist als das Schicksal ganzer Nationen. Auch ich will, das Frieden in Europa herrscht. Und ich sehe ein, dass ich hier nur meine Zeit verschwende.“
    „Ein Besuch in einer Stadt, die so schön ist wie Wien, könnte doch niemals Zeitverschwendung sein“, gab Bannerman zurück.
    Max hörte kaum hin. Seit mehr als einem Jahr war er von dem Wunsch besessen gewesen, seinen guten Ruf wiederherzustellen. Dass er die Hoffnung darauf jetzt endgültig aufgeben musste, schmerzte entsetzlich. Verzweiflung überkam ihn. Nie wieder würde sein Vater ihm Wohlwollen und Achtung entgegenbringen. Nie wieder würde Wellington ihn freundlich und mit Respekt behandeln.
    „Ich darf Ihnen versichern, dass das Außenministerium das Opfer, das Sie bringen, zu schätzen weiß“, erklärte Bannerman. „Und mir ist zu Ohren gekommen, dass Colonel Brandon sich dafür einsetzt, dass Sie eine gute Stellung in der Armee oder im Kriegsministerium finden. Wir werden ihn und somit Sie dabei nach Kräften unterstützen.“
    „Ich danke Ihnen dafür und für die Offenheit, mit der Sie gesprochen haben.“
    „Wir Diplomaten müssen manchmal Kompromisse eingehen, die uns ganz und gar nicht gefallen. Ich wünsche Ihnen für die Zukunft alles Gute, Ransleigh. Und geben Sie meine Glückwünsche zur Hochzeit an Ihre Gattin weiter.“
    Damit reichte Bannerman ihm die Hand, und Max ergriff sie. Als er den Raum verließ, fühlte er sich körperlich ebenso geschwächt wie seelisch. Nun, da all seine Hoffnungen sich zerschlagen hatten, wollte er nur noch schlafen.
    Doch noch ehe er das Botschaftsgebäude verlassen konnte, wurde er durch eine männliche Stimme aus seiner Lethargie gerissen.
    „Mr Ransleigh!“, rief der Mann, der am Empfang arbeitete. „Ich habe hier einen Brief für Sie.“
    Max hatte nur wenigen Menschen von seinem Plan, nach Wien zu reisen, berichtet. Vermutlich kommt der Brief von meiner Mutter oder von Tante Grace, dachte er. Er nahm das Schreiben entgegen, bedankte sich und verließ das Gebäude. Noch im Hinausgehen warf er einen Blick auf den Umschlag. Er kannte die Schrift nicht. Sein Herzschlag beschleunigte sich. War es möglich, dass Caroline ihm geschrieben hatte?
    Die Erinnerung an die Art, wie sie voneinander Abschied genommen hatten, hatte ihn stets bedrückt. Zwar hatte er sich bemüht, möglichst wenig an das zu denken, was zwischen ihnen gesprochen worden war. Aber er hatte weder Carolines Worte noch ihre einsame Gestalt, wie sie an der Koppel stand, vergessen können. Und an seinen Gefühlen für sie schien sich, wie er sich jetzt eingestehen musste, nichts geändert zu haben.
    Oh Gott, wie sehr er sich plötzlich wünschte, der Brief sei von ihr! Er brannte darauf zu erfahren, was sie ihm mitzuteilen hatte.
    Er zügelte seine Ungeduld, bis er das Hotel erreichte, das nur ein paar Straßen entfernt lag, und die Tür seines Zimmers hinter sich geschlossen hatte. Dann brach er das Siegel, faltete die Seite auseinander und

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