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Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser

Titel: Miss Daisy Und Der Tote Auf Dem Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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wenn die Rennstrecke so schmal ist, ob- wohl sie hier ja immerhin gerade verläuft. Auch der Vierer hat ganz gute Aussichten, im Visitors-Rennen vorn zu liegen. Ich hoffe sehr, daß wir das eine oder andere Rennen gewinnen. Mir selber ist das nicht so wahnsinnig wichtig, aber Rollo würde das wirklich guttun. Der arme Kerl – er zeigt das nicht so deutlich, aber es geht ihm ungeheuer an die Nieren, daß er sein Examen nicht bestanden hat.«
»Ich werde Ihnen die Daumen drücken. Aber jetzt sollte ich besser zu Bett gehen«, sagte sie, als sich unten Schritte und lautes Gelächter näherten. »Guts Nächtle!«
»Gute Nacht, Daisy. Ich bin froh, daß Sie da sind. Dottie und Tish fühlen sich dann nicht ganz so in der Minderzahl!«
Daisy wandte sich lächelnd um. Die Männer kamen laut polternd die Stufen empor.
»Leise!« warnte einer.
Sie widerstand der Versuchung, über das Geländer zu schauen. Ob Bott sich so weit hatte reizen lassen? Hatte er mehr Whisky intus, als er verkraften konnte? Das würde sie ohne Zweifel am nächsten Morgen noch früh genug heraus- finden. Immerhin könnte er sich nicht mehr beklagen, keiner würde mit ihm ein Glas heben.
Daisy fand Tish am Schminktisch vor, wie sie sich Nacht- creme aufs Gesicht schmierte. »Wie erleichternd, daß in- tellektuelle Vorlieben nicht noch den letzten Rest an weib- licher Eitelkeit auslöschen«, sagte sie.
»Eigentlich bin ich gar nicht so schrecklich intellektuell«, gab Tish zu und bestätigte damit die Ansicht ihrer Mutter, »aber meine Tante – Cherrys Mutter – wäre wahnsinnig ent- täuscht gewesen, wenn ich nicht studiert hätte. Und jetzt bin ich auch wild entschlossen, den Abschluß zu machen. Und wenn ich daran zugrunde gehe.«
»So schlimm ist das?«
»Nein, eigentlich nicht. Ich komme zurecht, solange ich nicht allzusehr in Verzug gerate. Aber – Daisy, ich mache mir schreckliche Sorgen um Rollo.«
»Cherry hat mir schon gesagt, daß Rollo sich schwerer mit dieser Niederlage tut, als er zu erkennen gibt.« Da sie eine längere Unterhaltung voraussah, ließ Daisy sich aufs Bett fal- len, froh über den Anblick von Tishs rosa Baumwoll-Pyjama, der auf dem Feldbett ausgebreitet lag.
»Er hat das Gefühl, er hätte mich enttäuscht, weil er die ganze Zeit, in der er eigentlich hätte büffeln sollen, gerudert hat. Verstehst du, er wollte gleich nach dem Examen in den Auswärtigen Dienst gehen. Wollte sparen, damit wir heiraten können, wenn ich nächstes Jahr meinen Abschluß gemacht habe. Er möchte zu gern Diplomat werden. Aber ohne Ab- schluß wird er nie in den höheren Dienst kommen.«
»Vermutlich nicht.«
»Ich möchte, daß er weiter auf Ambrose bleibt und es noch einmal versucht. Aber er redet schon davon, das Studium ab- zubrechen und irgendeine Art von Arbeit zu finden, bei der das Gehalt ausreicht, um heiraten zu können. Auch nicht ge- rade günstig, daß er älter als die meisten Studenten in seinem Jahrgang ist.«
»Gibt es denn gar kein Geld in seiner Familie?«
»Da ist ein älterer Bruder und noch zwei jüngere. Seine Fa- milie wird ihm wohl noch ein weiteres Studienjahr finanzie- ren, aber dann ist er allein auf sich gestellt – sind wir allein auf uns gestellt«, sagte Tish energisch. »Ich werde ihn heiraten. Dieser Dickkopf lehnt es ab, sich mit mir zu verloben, weil er mich nicht binden will. Von Vater bekomme ich ein bißchen Geld, und ich würde mir auch gern eine Anstellung suchen. Aber sich von mir ›aushalten‹ zu lassen ist für ihn ganz und gar nicht möglich. Er ist so verdammt edel !« sagte sie mit einem halben Schluchzen.
»Und wenn er auf dem College bliebe und einen Abschluß machte, dann …«
»Dann würde er in den diplomatischen Dienst gehen, und wir würden vermutlich noch ein Jahr länger oder so warten müssen. Vielleicht auch nicht. Schließlich bliebe uns noch ein volles Jahr gemeinsam in Oxford, und ich hätte die Chance, ihn weiter zu beknien.«
»Und ich vermute, mit Erfolg. Wie denkt denn Cherry dar- über?« fragte Daisy.
»Ach, er ist natürlich sehr dafür, daß Rollo weitermacht. Aber er versteht nicht, worum es Rollo geht, und am wenig- sten die Sache mit dem Auswärtigen Dienst. Für Cherry ist die Universität einfach das einzige, verstehst du?«
»Auf diese Weise ist er ja auch erzogen worden, nicht wahr?«
Tish nickte. »Er und Dottie stehen schon in den Start- löchern, um in die Fußstapfen seiner Eltern zu treten. Du kannst dir einfach nicht vorstellen, wie sehr ich die beiden darum

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