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Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser

Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser

Titel: Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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dann über den Bootsrand zu lehnen und in den Fluß zu speien.
    »O Gott, genau wie Bott gestern«, stöhnte jemand auf.
    Das Boot geriet außer Kontrolle. Die anderen drei Ruderer versuchten verzweifelt, irgendwie Kurs zu halten. Obwohl das Rennen schon so gut wie verloren war, brüllte Cheringham irgendwelche Kommandos. Der Verlust des Schlagmanns und gleichzeitig eines von vier Ruderern, ganz zu schweigen vom Ungleichgewicht, das sich durch den herüberhängenden Körper DeLanceys ergab, machten die Sache jedoch aus-sichtslos.
    Das Boot schlingerte, tot im Wasser, und glitt stromab-wärts.
    Der Schlagmann wollte sich anscheinend wieder aufrecht hinsetzen, erhob sich aber dann mit einem verkrampften Zucken und kippte vornüber in den Fluß.
    Ehe die Zuschauer auch nur aufkeuchen konnten, war Cheringham schon hinter ihm ins Wasser gesprungen. DeLanceys widerstandsloser Körper wurde von der Strömung ein paar Meter den Fluß hinabgetragen, dann erreichte ihn Cheringham und drehte ihn auf den Rücken. Mit kräftigen Bewegungen schwamm er mit seiner Last auf das Ufer zu.
    In den wenigen Sekunden, bevor die beiden den Ponton am Ufer erreichten, ergriff Alec die Initiative.
    »Bitte treten Sie zurück, meine Damen und Herren. Die brauchen jetzt Platz. Officer, bitte hierher zu mir. Poindexter, Wells, helfen Sie den beiden bitte aus dem Wasser. Und Sie beide, unterstützen Sie bitte den Constable dabei, die Menschen zurückzuhalten.«
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    Einer der älteren Herren, ein stämmiger, wohlhabend aussehender Gentleman mit einem Jagdhocker in der Hand,
    schob sich durch die Gaffer hindurch. »Ich bin Arzt«, tat er kund.
    »Ausgezeichnet. Vielen Dank, Sir.« Alec wandte sich wieder um und sah, wie Poindexter und Wells links und rechts von DeLancey standen und ihn heraushievten.
    Sie legten ihn auf das Gras. Noch im Niederknien griff der Arzt schon nach dem Handgelenk.
    Cheringham schob sich selbst auf das Ufer, und das Wasser strömte an ihm herab. »Dreht ihn mal auf den Rücken«, keuchte er. »Ich weiß, wie man jemanden künstlich beatmet.«
    Er ließ sich neben DeLanceys regloser Gestalt auf die Knie fallen.
    Der Arzt schüttelte den Kopf. »Kein Puls zu fühlen. Tut mir leid, junger Mann. Nichts mehr zu machen. Merkwürdig.
    Er war doch gar nicht lange genug im Wasser, daß er ertrinken konnte. Mir scheint das …« Er hob eines der Augenlider von DeLancey an und untersuchte das blicklose Auge.
    Cheringham ließ die Schultern hängen.
    Alec half ihm beim Aufstehen. »Sie haben Ihr Bestes getan.
    Jetzt treten Sie bitte alle drei mal zurück.« Während Cheringham und die anderen beiden Ruderer einen Schritt zurück machten, erschien Daisy, ganz blaß im Gesicht. »Daisy, ich bitte dich!«
    »Nur eines. Ich glaube, es könnte sich hier um eine Nikotinvergiftung handeln«, sagte sie zögerlich.
    Der Arzt schaute zu ihr empor und schüttelte wieder den Kopf. »Nein. Ich bin mir ziemlich sicher, daß es sich um eine Subduralblutung handelt. An beiden Seiten des Schädels finden wir Hämatome. Also schlicht gesagt: Man hat ihm auf den Kopf geschlagen.«
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    7

    Daisy starrte die Leiche an. Wie DeLancey da in seinen durchnäßten Rudershorts und dem durchgeweichten Hemd lag,
    wirkte er geradezu mitleiderregend harmlos. Seine giftige Zunge war jetzt zum Schweigen gebracht worden, aber anscheinend nicht durch Gift.
    Schaudernd wandte sie sich ab. Alec legte den Arm um ihre Schultern und drückte sie kurz an sich.
    Als er sie wieder losließ, schaute er sich um. Daisy folgte seinem Blick. Die Gesichter in der Menge spiegelten unterschiedliche Regungen wider: Schrecken, Neugier, Aufregung.
    Cherry war eindeutig entsetzt. Seine vier Ruder-Kameraden standen wie angewurzelt mit aschfahlen Gesichtern da. Etwas weiter entfernt erblickte sie Tish, die auf der Uferwiese zu-sammengekauert saß, den Kopf in den Händen vergraben.
    Daisy fragte sich, ob sie ihrer Cousine beistehen sollte, als Dottie die Arme um Tish legte. Sie schien die Situation bestens im Griff zu haben.
    Dem Constable hing der Unterkiefer herab. Diese Situation überforderte ihn wohl.
    Alec seufzte. »Ich bin Polizist«, tat er mit resigniertem Tonfall kund. »Detective Chief Inspector Fletcher vom Scotland Yard. Das hier fällt nicht ganz in mein Aufgabengebiet, aber ich übernehme mal, bis einer der Männer von der örtlichen Polizei die Angelegenheit in die Hand nimmt. Constable …?«
    »Rogers, Sir.« Der Mann salutierte, und seine Erleichterung war deutlich

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