Miss Daisy und der Tote auf dem Wasser
liegend
gefunden?« fragte Alec.
»Nein, es war ordentlich in das Gestell zurückgelegt worden, Chief. Könnte sein, daß derjenige, der DeLancey geschlagen hat, es vor Schreck fallengelassen hat oder so. Um es dann wieder aufzuheben und wegzulegen. Ich denke mal, es wäre ja auch unnatürlich, wenn ein Ruderer ein Ruder einfach so herumliegen lassen würde.«
»Sehr gut beobachtet. Fingerabdrücke vorhanden?«
»Jede Menge. Sieht so aus, als seien die auf den Rudern alle mehr oder minder identisch. Jeder rudert mit jedem Ruder.
Dann haben noch die jungen Damen, Miss Cheringham und Miss Carrick, oft tragen geholfen, sagt Mr. Cheringham.«
»Mr. Cheringham scheint Ihnen ja sehr hilfreich gewesen zu sein.«
»Er meinte, er hätte Gastgeberpflichten, nachdem sein Onkel die Biege gemacht hat. Er ist aber nicht Miss Dalrymples Vetter, oder, Chief?«
»Genau. Er ist sozusagen als Bruder von Miss Cheringham aufgewachsen. Und die wiederum ist Miss Dalrymples Cousine.« Alec seufzte. Wie Tring und Piper sehr wohl wußten, tendierte Daisy immer dazu, einen oder auch mehrere Tatverdächtige unter ihre Fittiche zu nehmen. Und wer kam diesmal besser dafür in Frage als Cherry?
»Ach ja, noch was.« Tom dachte einen Augenblick nach.
»Er hat mir gesagt, seine Patscherchen seien ganz sicher auf dem beschädigten Ruder, weil er es heute morgen vom 145
Gestell heruntergenommen hat. Bevor irgend jemand ge-
merkt hatte, daß es eine Macke hat.«
»Meinen Sie, er wollte damit seine Spuren verwischen?
Wenn da so viele Fingerabdrücke drauf sind, dann wird es ohnehin nicht weiterhelfen, wenn wir sie einzeln untersuchen.«
Der Sergeant war da anderer Meinung. »Manche von denen liegen übereinander. Wenn ich die erst einmal zugeordnet habe, kann ich vielleicht sogar sagen, wer das Ruder zuletzt angefaßt hat, außer Mr. Cheringham. Oder ich kann die ausschließen, die es nicht in der Hand hatten.«
»Stimmt. Sie sollten sich mal am besten gleich daran machen, wenn wir wieder zurück sind, Tom. Das Bootshaus ist versiegelt?«
»Ich hab mir ein Schloß von Bister geben lassen, dem Gärtner und Mädchen für alles. Hier ist der Schlüssel, Chief. Anscheinend machen die sich im Sommer nicht die Mühe, das Haus abzuschließen«, sagte Tom mißbilligend. »Aber haben Sie schon mal gehört, daß einer im Winter ein Boot geklaut hätte?«
Alec mußte lachen. »Nein, allerdings nicht. Sie haben eine Probe von der Blutspur genommen, damit die analysiert werden kann?«
»Schon geschehen.«
»Gut gemacht. Einer der Bobbies von hier kann sie in die Stadt zum Labor bringen. Vermutlich haben wir kein Glück mit Fußspuren vor dem Bootshaus? Es ist zu trocken gewesen in letzter Zeit, und wenn dasselbe gilt wie bei den Fingerabdrücken, dann war einfach jeder da.«
»Kein Glück mit den Fußspuren, Chief, aber der Constable und ich haben jede Menge Schnecken und Ohrwürmer und …«
»Tom!«
»… und Spinnen gefunden«, fuhr Tom unschuldig fort,
»und ein altes Entennest und Zigarettenstummel und einen Hering von einem Zelt.«
»Einen Hering?« Warum erschien ihm das so wichtig?
146
»Nicht aus poliertem Holz wie das Ruder, also keine Patscherchen. Keine getrockneten Blätter drauf, so daß ich annehmen würde, er lag noch nicht lange da. Aber Heringe benutzt man bekanntlich draußen und steckt sie in die Erde; dieser hier ist entsprechend schmutzig und abgenutzt.«
»DeLancey wurde aber nicht mit einem Hering ermordet, Sarge«, bemerkte Ernie Piper von hinten.
»Nein«, stimmte ihm Alec zu, während der Austin in die Auffahrt zum Landsitz der Cheringhams einbog. »Aber ich hab trotzdem das Gefühl, daß der Hering von Bedeutung ist.
Bitte nicht verlieren, Tom!«
»Ich und ein Beweisstück verlieren!« Tom war verletzt.
»Hören Sie mal, Chief, wann habe ich schon mal Beweismaterial verbummelt?«
»Wollte mich nur ein bißchen für die Ohrwürmer rächen«, beruhigte ihn Alec. Piper kicherte. »Haben Sie einen Blick in das Schlafzimmer von DeLancey und Fosdyke werfen können?«
»Nur einen kurzen Blick, für mehr war keine Zeit. Ich hab DeLanceys Patscherchen von seinem Rasierzeug abgenommen. Alles andere war bestens poliert, richtig auf Hochglanz, auch die Taschenlampe auf dem Treppenabsatz. Die Cheringhams haben für diese Woche, wo das Haus so brechend voll ist, ein paar Mädchen extra eingestellt, und die Haushälterin hält die gut auf Trab.«
»Reden Sie doch mal mit dem Dienstmädchen, das das
Zimmer gemacht hat.
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