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Miss Emergency

Miss Emergency

Titel: Miss Emergency Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Rothe-Liermann
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mich heute nicht mehr sehen wird. (Klar ist seine Sehnsucht schmeichelhaft. Aber vielleicht rührt sie auch ein bisschen von Manuels Langeweile her?) Wir verabreden, morgen zu telefonieren, und ich lege auf.
    An der Ecke vor dem Fahrstuhl lehnt Dr. Thalheim. »Darf ich fragen, mit wem Sie telefoniert haben?«
    Darf er nicht! Soweit ich weiß, sind Telefonate nach Dienstschluss erlaubt. Hey, falls Sie es noch nicht wussten, Ihre PJler dürfen nach Feierabend sogar allein ins Kino. Überhaupt, was fällt ihm ein, mich zu belauschen?! Nur weil er der Oberarzt ist, hat er doch kein Recht auf Informationen aus meiner Privatsphäre!
    Natürlich sage ich das nicht. Ich erkläre nur, dass ich mit einem Freund telefoniert habe. Thalheim fragt, mit welchemFreund. Ich finde, dass er langsam zu weit geht, und werde mutiger.
    Â»Das war ein Privatgespräch!«, wage ich mich vor. Gib’s ihm, Lena, wird Zeit, dass den mal jemand erzieht!
    Dr. Thalheim weicht meinem Blick nicht aus. Seine Augen sind kühl. »Sie haben über Klinikinterna gesprochen. Und ich frage mich, mit wem.«
    Klinikinterna?! Ich habe doch nur von Jennys Ärger … na gut und über Dr. Ross und den Laborchef und den Chefarzt geredet. Klar ist das intern, aber doch nicht geheim! Spielt sich Thalheim jetzt auf? Warum verunsichert er mich denn immer so?! Klinikinterna. Gibt es das?
    Â»Also?«, wiederholt er. »Wer weiß jetzt so genau über Ihre Freundin und deren Benehmen Bescheid?«
    Bleib cool, Lena, der soll sich nicht so aufspielen. »Ein Freund, der Jenny gut kennt«, sage ich, so herablassend ich kann. »Sie hat garantiert nichts dagegen.«
    Dr. Thalheim zieht die Augenbrauen hoch. »Und Ihre Vorgesetzten kennt er auch so gut, dass es ihm zusteht, an ihren Erlebnissen Anteil zu nehmen?«
    Ich werde pampig: »Er war immerhin mal Patient hier.«
    Soll er doch wissen, dass aus mir und dem attraktiven Radfahrer etwas geworden ist. Vielleicht hört dieses autoritäre Gehabe dann auf? Ich weiß nicht, was du von mir erwartest – aber ICH warte nicht, bis du dich entscheidest, ob du mich leiden kannst oder für ein Schäfchen hältst!
    Thalheim schnauft verächtlich. »Das SHT! Glückwunsch, Fräulein Weissenbach, da haben Sie ja einen richtigen Fang gemacht. Trotzdem verbiete ich, dass Sie Vorgänge aus der Klinik in die Welt posaunen, die dem Ansehen des Krankenhauses schaden können.« Damit will er gehen. Klar, das letzte Wort hat er immer gern.
    Aber jetzt hat er mich wütend gemacht. Ich bin entschlossen, ihn nicht so davonkommen zu lassen – und nicht mehr ganz Herr meiner Worte. »Wissen Sie, Dr. Thalheim …«, sage ich cool.»Wir haben eine Beziehung. Das ist okay, immerhin stehen wir nicht mehr in einem Arzt-Patienten-Verhältnis. Manuel hat an meinem Leben teil und ich erzähle ihm natürlich von meinem Berufsalltag. Es kann sogar vorkommen, dass er mich vom Dienst abholt. Nicht mal das können Sie verbieten. Also gewöhnen Sie sich dran.«
    Danach muss ich erst mal tief ausatmen. Ruhig, Lena, sonst merkt er, dass deine Hände zittern. War das zu viel? Hast du ihn tödlich beleidigt? Lässt er dich durch das Probeexamen rasseln oder wird er einfach nur nie wieder mit dir sprechen? Und: Stimmt das wirklich, was du gerade behauptet hast? Dass Manuel ein Teil deines Lebens sein soll? Davon war doch bisher nicht die Rede. Warum übertreibst du so, nur um den Oberarzt zu provozieren? Was, wenn du nach einer Woche merkst, dass du Manuel doch nicht so gerne magst?! Dann musst du ihn aus Prinzip behalten und immer zum Abholen bestellen, auch wenn du sein Gesicht nicht mehr sehen kannst – nur damit der Oberarzt nicht recht hat! Hallo? Ich denke, du bist schmetterlingsmäßig verliebt?! Wieso überlegst du schon, wann du Manuels Gesicht nicht mehr sehen kannst? Und, Moment, du befindest dich gerade mitten in einem Privatstreit mit deinem Oberarzt! Warum guckt der so spöttisch? Hat wieder die Gedankenstimme dein Kopfkarussell laut mitgesprochen?
    Dr. Thalheim macht einen Schritt in Richtung Aufzug, dann dreht er sich noch mal um, langsam. »Schade, dass ich mich so getäuscht habe«, sagt er. »Das ist es also, was Sie hier tun: Sie machen sich ein schönes Leben. Die eine bringt aus Bequemlichkeit die Patienten in Gefahr, die andere bändelt mit ihnen an. Warum werden Sie nicht Kellnerin,

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