Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)
lachen. »Na unbedingt!«, antworte ich. »Und nachdem das nun geklärt ist: Möchtest du die vier oder kann ich sie haben?«
Jenny wirkt irritiert, dann erkennt sie Band 4: Atmungssystem in meiner Hand und fragt perplex: »Du willst doch jetzt nicht mehr lernen?!«
Unter Jennys ungläubigen Blicken gebe ich zu, dass ich eigentlich nur nicht zurückstehen wollte, weil ich dachte, meine Mitstreiterinnen würden auch noch pauken.
»Tun wir aber nicht«, grinst Jenny. »Also musst du auch nicht. Komm, wir gehen aus!«
Ihre Logik ist unwiderstehlich. Aber mein Verantwortungsgefühl hat noch nicht vollends klein beigegeben. »Wie heißt das Zauberwort?«, frage ich nachdrücklich.
»Bitte?«, rät Jenny. »Los jetzt? Party? Taxi?«
» Biorhythmus , Schatz«, verbessere ich. »Nach dem du angeblich genau jetzt am allerbesten lernst!«
Jenny schnaubt und sieht mich an, als hätte ich vorgeschlagen, dass sie sich jetzt mit dem Stapel Mündliche Prüfung 1 – 40 auf dem Kopf und einem Taschenrechner im Mund kerzengerade an den Schreibtisch setzt und 20 Stunden reglos sitzen bleibt.
»Feiern ist genauso wichtig«, erklärt sie und bemüht sich um eine ernsthafte Miene. »Loslassen und den Kopf frei kriegen ist existentiell für erfolgreiches Lernen!« Sie zeigt auf die Ansammlung italienisch bedruckter Tüten auf ihrem Bett und säuselt schmeichelnd: »Komm schon! Ich leih dir auch eine meiner italienischen Eroberungen!«
Und meinen letzten Einwand – ihre italienischen Einkäufe seien doch ohnehin alle zu klein für Normalsterbliche Mitte 20 – pariert sie mit einem überlegenen Grinsen. »Vergiss nicht, bauchfrei ist gerade wieder unglaublich angesagt!«
Ich WEISS einfach nicht, wie Jenny das macht. Aber eine halbe Stunde später folgen Isa und ich den bunten Füchsen durch die Tür in einem Bretterzaun zu einer Berliner Strand-Imitation. (Isa war wenigstens so klug, Jennys italienische Eroberungen entschieden von sich zu weisen, wohingegen ich ein knallrotes Etwas ausführe, das mir zu Hause noch gewagt, aber tragbar erschien, sich jetzt jedoch anfühlt, als könne ich darin nur eins tun: mich als Boje in der Spree versenken.)
Der Ersatz-Strand ist ehrlich gelungen. Sand, ein Volleyballfeld, eine Tanzfläche auf Holzbohlen, Liegestühle und Strandkörbe – bis auf das Meer ist alles da und zur Entschädigung führt wenigstens ein Steg auf die Spree hinaus.
Auf dem Steg sitzt Felix, baumelt mit den Beinen im Wasser und macht, als wir uns nähern, grinsend Feuerwehrsirenengeräusche – womit er meinen Eindruck, mich bei dem roten Oberteil vergriffen zu haben, mehr als notwendig bestätigt. Jenny boxt ihn zur Strafe ein bisschen und erlaubt auch mir, Felix diese Frechheit mit einem Knuff zu vergelten – ich aber bin zufriedener, als Felix mir seine Jacke anbietet.
Ich ziehe die viel zu große Kapuzenjacke über, fühle mich sofort wohler – und dann grinst Felix. »Das war gerade noch rechtzeitig!«
Ich drehe mich um. Alex kommt über den Steg auf uns zuspaziert.
Hm. Ist das hier eine abgekartete Sache? Isas Blick wandert von Alex vorwurfsvoll zu Jenny – sie hält es offenbar dafür. Ich bin mir da nicht so sicher. Alex kann einfach nichts verbergen und seine überraschte Freude, mich zu sehen, wirkt echt. Schön eigentlich, wenn man sich bei jemandem so sicher sein kann, dass man ihn richtig einschätzt.
Und noch etwas fällt mir in diesem Moment auf: Vor Tobias würde ich mich für das Feuerwehroberteil unendlich genieren. Vor Alex nicht. Als er neugierig nachfragt, was weshalb gerade rechtzeitig versteckt wurde, zeige ich ihm das schrille Teil. Er muss zwar auch grinsen, erklärt aber gleich, dass manche Leute –nämlich ICH! – so was durchaus tragen können und er selbst eine Skimütze in derselben Farbe hat. Na bitte!
(Was aus der Vor-Tobias-wär-mir-das-Teil-peinlich-Feststellung allerdings nicht klar hervorgeht: Ist das ein Plus oder ein Minus? Bedeutet das, dass mir an Alex nicht so viel liegt wie an Tobias?!)
Der Abend erinnert an die Strandpartys meiner Schulzeit. Sand zwischen den Zehen, Feuer, Musik, Grillen, Gelächter, warme Sommerluft. Wir sitzen auf dem Steg und schauen auf die Lichter Berlins, lassen die Beine im Wasser baumeln und trinken geeiste Cocktails.
Vielleicht ist dieses unerwartete Zeitreise-Gefühl schuld. Der Umstand, dass ich mich plötzlich 16-jährig fühle. Oder es liegt an der gemeinen, verstandvernebelnden Mischung aus Sommerabendromantik, Musik und
Weitere Kostenlose Bücher