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Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)

Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition)

Titel: Miss Emergency, Band 4: Miss Emergency , Operation Glücksstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Rothe-Liermann
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als ich denke?«
    Ich erinnere mich vage an meinen deprimierenden Bestandsaufnahme-Test am ersten Lerntag, sage aber nichts. Man willdoch kein Besserwisser sein. Und hey, ich würde ihr ehrlich wünschen, dass sie schon viel, viel mehr kann, als eine Woche Italien durchschnittlich an medizinischem Wissen einbringt.
    »Und wenn nicht?«, fragt Isa zaghaft. »Wann liest du dann den ganzen Stoff?«
    »Na nachts!«, erklärt Jenny mit verwirrender Selbstverständlichkeit. »Ich hab doch gesagt, dass man das Lernen dem Biorhythmus anpassen muss. Und für mich bedeutet das, ich soll mich richtig ausschlafen und in der Stille der Nacht lernen, wenn ich am meisten Energie habe.«
    Weil wir wohl skeptisch dreinschauen, grinst sie extrafrech. »Während ihr beiden schnarcht und hübsch die Klappe haltet!«
    Pah, das können wir. Die Testbögen verteilt, Klappe zu, Hefte auf.
    Inzwischen habe ich ein wenig mehr Übung im Umgang mit Fangfragen und wohl auch etwas mehr Stoff im Kopf; die Fragen verursachen wenigstens keine Verzweiflungsanfälle mehr. So schnell ich kann, arbeite ich mich durch die Aufgaben. Welche der folgenden Aussagen zur Therapie bei einer beginnenden Gonarthrose trifft am ehesten zu? Wie lautet bei der in Abbildung 12 der Bildbeilage dargestellten Verletzung die wahrscheinlichste Diagnose? Ich kreuze mich flink von Frage zu Frage – aber denken muss man ja auch manchmal … Und so bin ich noch nicht mal auf der vorletzten Seite, als unser Küchenwecker, die kleine Matrjoschka, zum letzten Mal den Kopf dreht und dann in ohrenbetäubendes Schrillen ausbricht. Ach, menno!
    Wir versuchen 80 Fragen in vier Stunden zu beantworten, das entspricht ungefähr dem Prüfungsschnitt. Bekümmert blättere ich um; die letzten beiden Seiten hätten noch fünf Aufgaben für mich bereitgehalten, heute habe ich also nur 75 geschafft – und wer weiß, wie viele davon falsch sind …
    Hey, am Ende habe ich 62-mal richtig geantwortet! 77,5 Prozent! Ausbaufähig – aber nicht deprimierend!
    Isa schafft fast 90 Prozent, erntet die als Preis ausgeschriebene letzte Schachtel Torrone, freut sich aber nicht geradeüberschwänglich und erklärt entschieden, der Preis bestünde darin, dass die Erste entscheiden dürfe, wer wie viel Torrone essen muss.
    Jenny hat gerade mal 50 Prozent richtig. Aber nicht meine Veranlagung, sich davon deprimieren zu lassen. »Das hole ich locker auf«, winkt sie ab. »Und es ist ja nicht NICHTS!«
    Am Abend herrscht in den Zimmern beider Mädels ungewohnte Stille. Ich war eigentlich der Meinung, ich hätte für heute genug gelernt; doch weil das konzentrierte Schweigen nun MIR ein schlechtes Gewissen macht, beschließe ich seufzend, mir doch noch ein einziges Unterkapitel zu Gemüte zu führen. In der Küche greife ich mir aus den momentan verfügbaren Mündliche Prüfung kompakt -Bänden Nummer 4: Atmungssystem und schleiche zurück an meinen Schreibtisch.
    Vor Jennys Tür halte ich einen Moment inne und lausche beeindruckt. Was von drinnen zu hören ist, gleicht einer Art akustischer Mondfinsternis – selten und faszinierend. Es ist absolut still, nur ab und an zeugt ein leises Rascheln davon, dass wirklich jemand im Zimmer ist. Nun lernt sie also tatsächlich. Ich bin überwältigt.
    Das Rascheln allerdings klingt nicht nach Buchseiten. Überhaupt nicht nach Papier. Eher nach Plastiktüten.
    Und dann sagt drinnen Jennys Stimme »Das ist doch keine 38, ihr Füchse!«
    Ich reiße die Tür auf wie ein fieser Feldwebel bei der Stubenkontrolle. Jenny starrt mich so ertappt an – ein Soldat, der gerade beim Shisha-Rauchen erwischt wird, könnte nicht erschrockener aussehen. Sie trägt ein knallgelbes Top, das über und über mit bunten Füchsen bedruckt ist – und definitiv nicht passt.
    »Italienische Kleidergrößen sind etwa drei Größen kleiner als die deutschen«, sage ich nach einer Schweigesekunde herzlos. »Mit einer italienischen 38 hast du also eine deutsche 32 gekauft.«
    Jenny sieht so unglücklich aus, dass ich die Frage, warum sie nicht lernt – die mir in strengstem Lehrerinnentonfall auf der Zunge lag – verschiebe. Das Shirt-Desaster ist Strafe genug. Jennydreht sich vor dem Spiegel, zieht enttäuscht am deutlich zu weit oben sitzenden Saum des Fuchs-T   -   Shirts herum, denkt nach – und lächelt plötzlich verschmitzt. »Bauchfrei ist doch schon so lange out … Meinst du nicht, es ist mal wieder Zeit dafür?«
    Sie ist einfach unverbesserlich – ich muss

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