Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept

Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept

Titel: Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Rothe-Liermann
Vom Netzwerk:
zu jedem Arztbesuch mitnehmen muss. Den Entlassungsbrief bekommt der weiterbehandelnde Arzt, die Nachsorge nach der Strahlentherapie übernimmt Frau Rühlemanns Gynäkologe. Was bleibt noch zu sagen, wenn man jemanden nur in eine Strahlenklinik entlässt? Die Hoffnung ist klar: Dass der Krebs nie wiederkommt. Dass sie es geschafft hat. Wie sagt man das?
    »Ich hoffe, wir sehen uns nicht wieder«, lächle ich.
    »Ich hoffe, wir sehen uns!«, sagt Frau Rühlemann im selben Moment.
    Eine Sekunde starren wir uns beide perplex an, doch dann wird mir klar, was sie meint, und sie begreift, was ich ihr wünschen wollte, wir beide lachen.
    »Ich hoffe, wir sehen uns mal in MEINER Praxis«, präzisiert Frau Rühlemann und kramt eine Visitenkarte aus dem Nachttisch. »Massage, Rückenschule, Ernährungsberatung, was immer Sie brauchen.« Ich stecke dankend die Karte ein.
    »Besser, Sie kommen bald«, empfiehlt Frau Rühlemann. »Mit vierzig wird Ihr Rücken Sie umbringen, wenn Sie weiter den ganzen Tag laufen und sich bücken müssen. Aber das wissen Sie ja.« Wusste ich nicht. Aber danke.
    Noch zwei Ratschläge zu gesunder Ernährung und die Empfehlung, mich nicht allzu oft dem Krankenhausessen hinzugeben (die ich Ruben bei Gelegenheit unter die Nase reiben werde – aber besser erst, wenn Frau Rühlemann genug Land gewonnen hat), dann verabschiede ich mich endgültig.
    Auf dem Flur erlaube ich mir ein ganz kleines Orakel. Wenn ich bis zum Ende des Ganges eine ungerade Anzahl Bodenfliesen überschreite, kommt Frau Rühlemann nicht wieder. Ja, Patientenorakel sind und bleiben verboten. Aber das ist kein echtes. Ich tue es nur, weil ich weiß, dass es genau 67 Fliesen sind.
    Zum Feierabend erklärt Jenny, wir müssten Isa von ihrer Station abholen, um uns ein besseres Bild von den Kollegen zu machen. Die arbeiten heute zum letzten Mal nach und haben entsprechende Laune. Auf dem Treppenabsatz teilen sich drei Jungs eine Zigarette, bevor sie die Zusatzstunden antreten müssen, die ihnen den Freitagabend verderben.
    »Noch besser«, raunt Jenny mir zu – und so stehe ich kurz darauf wieder unfreiwillig mitten in dem Rauch, in den Jenny ihre Gesprächspartner einhüllt, während sie sie geschickt aushorcht. Es ist immer das Gleiche mit Jenny. Sie stellt sich einfach zu der Gruppe und lacht, sie plappert drauflos, als würde sie die Jungs längst bestens kennen – und die liegen ihr sofort zu Füßen. Die Reaktion der Jungs ist so berechenbar, dass sie mir schon fast leidtun. Jenny amüsiert die PJler mit zwei Anekdoten aus ihrer eigenen Chirurgiezeit (beide erfunden) und sie hängen an ihren Lippen. Keine Minute später plaudern sie selbst aus dem Nähkästchen. Ja, Dr. Thiersch ist ein Drachen! »Ihr könnt euch nicht vorstellen, was die uns angehängt hat!« (Das »ihr« ist reine Höflichkeit, alle drei haben noch keinen Blick von Jennys blitzenden Augen abgewendet.) Wir sagen nicht, dass wir es uns mehr als vorstellen können, und Jenny entlockt ihnen die – in der Versionder PJler wirklich höchst ungerecht klingende – Geschichte vom Freiarbeitsaushang und den daraus folgenden Überstunden.
    »Nur unsere Streberin bleibt natürlich verschont.« Aha, wir nähern uns dem interessanten Teil. Einer seiner Kumpels stößt den In-Rage-Geredeten unauffällig an. (Er ist offenbar schon mal mit offenen Augen in der Cafeteria gewesen und hat uns mit Isa an einem Tisch sitzen sehen.)
    Der Typ macht einen halben Rückzieher. »Nichts gegen deine Freundin.« Er möchte Jenny ja gefallen. Aber er will sich auch in ihrem teilnahmsvollen Lächeln sonnen.
    »Wenn Isa da war, ist es doch okay, dass sie nicht nacharbeiten muss«, werfe ich ein. Keiner reagiert.
    Jenny ist ein Biest mit Engelsgesicht. »Vielleicht hat sie den Aushang nicht gesehen?«, fragt meine hübsche Freundin. Die Typen sehen bedropst drein. Jenny lächelt sie verschwörerisch an. »Sie kann ganz schön nerven mit ihrer Vollkommenheit, oder? Macht nie einen Fehler, ist immer nett …« Kann sie die Jungs wirklich mit so einer plumpen Verstellung aus der Reserve locken?
    »Hm«, machen sie alle drei, dann windet sich der Erste und ergänzt: »Das ist ja nicht so schlimm. Aber sie hat ihre Kontakte auf der Station genutzt, damit Dina Schlosser keine OPs kriegt.«
    »Wer ist Dina?«, fragt Jenny. Jetzt kommen wir zum Wesentlichen.
    »So eine hübsche Blonde«, kriegt sie zur Antwort – dann folgt jedoch gleich die Abmilderung: »Also … recht okay.« (Klar, wer

Weitere Kostenlose Bücher