Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept

Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept

Titel: Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Rothe-Liermann
Vom Netzwerk:
Jetzt noch?) Dann fällt mir auf, dass hier noch irgendwas anderes in der Luft liegt. Etwas, das nichts mit mir zu tun hat.
    Dr. Al-Sayed ist soeben zu unserer Gruppe getreten. Sie lächelt mir zu, Jenny, auch Johanna und Patrick. Sie wünscht Dr. Seidler einen Guten Morgen. Dann sagt sie »Bitte« und macht eine einladend-auffordernde Geste in Richtung der Patientenzimmer.
    Täuscht mich mein Eindruck – oder herrscht zwischen meiner Oberärztin und unser aller Chef eine ziemlich angespannte Stimmung? Oder warum hat Dr. Al-Sayed bei ihrer Begrüßungsverteilung nicht mehr als ein knappes Nicken für Dr. Dr. Kreuz übrig? Gut, sie ist nicht der mitteilsame Typ und der Chefarzt ist ein behäbiger Monarch, der sich am liebsten selbst reden hört. Also ist es nicht überraschend, dass sie ihn nicht übermäßig bequatscht. Aber dass er nicht mal ein »Guten Morgen« bekommt? Und auch von ihm kein Gruß.
    Nach zwei Minuten sagt Dr. Al-Sayed: »Sie kommen ja zurecht« und verlässt unsere Visitegruppe wieder. Sie und der Chef sehen auch beim Abschied eindeutig aneinander vorbei.
    Ähm, vielleicht wäre es klug, die Grübelei über die seltsame Spannung bis nach der Visite zu vertagen? (Aufgeregter Funkspruch, Verstand an Gefühl: »Hallo, Ärztin an Mädchen, ich möchte übernehmen!«)
    Die Visite läuft recht gut. Wir besuchen nur die allgemeine Gynäkologie und die Risikoschwangeren; komplikationsfreieWöchnerinnen bekommen in der Regel keinen Chefarzt zu sehen. Meine Frau Frisch aber steht auf seiner Besuchsliste. Ich rapportiere, wie gut die Patientin sich erholt und benutze dabei zum ersten Mal auch den Namen Anton.
    »Sehr schön«, kommentiert Dr. Dr. Kreuz den positiven Bericht. »Dann können wir sie ja bald entlassen.« Er sieht mich an. »Wann?«
    Ich schlage Montag vor. Frau Frisch könnte auch schon heute nach Hause. Aber nur sie. Anton-Pünktchen wird noch bleiben müssen. Die Prognose der Kinderstation geht von zwei bis drei Wochen aus. Frau Frisch wird ihr Baby in dieser Zeit jeden Tag besuchen. Berlin ist groß. Für ein Wochenende wenigstens kann ich ihr die Fahrerei ersparen.
    »Natürlich. Montag ist praktischer«, genehmigt Dr. Dr. Kreuz meine Verlängerung. Also doch. Auch der Chefarzt ist ein Mensch.
    Bei Frau Rühlemann ist kein künstlicher Aufschub nötig. Die Narbenbildung ist gut, sie fühlt sich nach zwei Tagen mit Randy schon alltagsfähig. Ihre Termine zur Bestrahlung hat Dr. Seidler organisiert. Heute Nachmittag noch eine Physiotherapiesitzung – und wenn sie möchte, darf Frau Rühlemann morgen Früh gehen. Vor ihr liegt noch eine langwierige Nachbehandlung bei der Strahlentherapie, warum sollen wir sie unnötig lange hierbehalten?
    Frau Rühlemann ist selbstbewusst genug, auch Dr. Dr. Kreuz zu erklären, dass sie selbst Physio-Spezialistin ist. Aber damit gibt sie dem Lob, das sie an Randy verteilt, noch ein klein wenig Nachdruck – und auch an mich gehen ein paar Lorbeeren.
    Dr. Dr. Kreuz gönnt uns zum Abschluss der Chefarztvisite nicht mehr als ein »So weit bin ich zufrieden mit Ihnen«. Ein Lob für alle. Aber er sieht mich dabei an.
    »Na, dann können wir uns ja wohl entspannen!«, lacht Patrick, als der Chef seiner Wege geht. Jenny schnaubt; sie muss sofort weiter, denn eine ihrer Patientinnen steht kurz vor der OP. Johanna aber scheint ebenfalls einer Pause nicht abgeneigt, Patrickschlägt ihr vor, einen Kaffee zu trinken – und ich frage mich, ob die beiden wohl ein Geheimnis verbindet. Ich kriege nicht viel von ihnen zu sehen, weil wir auf dieser Station den ganzen Tag nur aneinander vorbeirennen, aber der Blick, den die beiden austauschen, lässt mich doch aufmerksam werden. Nein, Lena! Kein Neid! Keine sarkastischen Sprüche über Beziehungen im Krankenhaus und wie man sie verheimlicht! Es liegt nur an der Chefarztvisite, dass dich heute einfach alles an dein letztes Tertial erinnert!
    »Geht ruhig Kaffeetrinken«, sage ich zu den beiden, so locker ich kann und als hätte ich irgendeine Weisungsgewalt. »Lasst euch nur nicht erwischen!« Doch als die beiden davonziehen und Patrick an der Ecke, als er glaubt, dass ich sie nicht mehr sehen kann, den Arm um Johanna legt, trifft es mich mitten ins Herz.
    Am späten Nachmittag besuche ich Frau Rühlemann, um mich zu verabschieden. Ein bisschen Theorie gibt es noch zu besprechen; Frau Rühlemann wird morgen von der Stationsärztin den Nachsorgekalender erhalten, in dem alle Befunde vermerkt sind und den sie

Weitere Kostenlose Bücher