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Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept

Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept

Titel: Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Rothe-Liermann
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unübertreffliche Idee aus. Isa und Jenny sind keine Hilfe; Isa ist schweigsam – wahrscheinlich in Gedanken schon bei ihrem Tom-Gespräch – und Jenny telefoniert mit Felix, um ihm zu versichern, dass mit dem Zyklopenauge auch ihre Bissigkeit abgeschwollen ist und sie sich nun wieder über seinen Besuch freuen würde.
    Bis Felix kommt, beginnt Jenny schon einmal, akribisch Isas Kollegen unter die Lupe zu nehmen; haargenau lässt sie sich die einzelnen PJler schildern. Erst auf dem Weg ins Bett wundere ichmich, wann Isa eigentlich mit Tom gesprochen hat. Und weil sie gerade in ihrem Karo-Schlafanzug an meiner Zimmertür vorbeispaziert, frage ich sie.
    Isa bleibt stehen, lehnt sich in meine Tür und knibbelt unsicher an den altmodischen Stammbuchblümchen, die am Türrahmen kleben.
    »Es ist so …« Sie wirkt kleinlaut. Eine altrosa Blüte scheidet unter ihrem nervösen Daumennagel dahin. »Ich dachte, bevor ich mit Tom darüber reden kann, muss ich ihm ja erst mal alles andere erklären. Und auch, warum ich bisher nichts gesagt habe …« Okay, ich ahne, was kommt.
    »Und dann dachte ich«, fährt sie leise fort, »dass es viel leichter ist, mit Bert über das alles zu sprechen.«
    Moment! Bert?
    Im selben Moment hat auch Isa gemerkt, dass da gerade der PJlerinnen-Stationsarzt-Abstand fehlte. »Ihr duzt euch?«, grinse ich und versuche, ihr die Peinlichkeit durch Albernheit zu erleichtern. »Muss ich damit rechnen, dass du demnächst Dr. Thiersch zum Kaffeekränzchen in unsere Küche mitbringst?«
    Isa aber steigt nicht auf die Flachserei ein. »Wir duzen uns nicht nur, ich hab ihm auch noch von meinem Streit mit Tom erzählt«, gesteht sie und sieht mich besorgt an. Na toll. Konnte diese Fernbeziehungs-Schonung irgendwo anders enden? Und wann ist der Stapel der Mitteilungen, die Tom unbedingt noch nachgereicht werden sollten, so hoch, dass der leichteste Windhauch sie den beiden um die Ohren pustet?
    »Und plötzlich …«, Isa merkt gar nicht, dass ihr nervöser Daumennagel gerade mit der Unbarmherzigkeit eines Greifzahn-Baggers meine Stammbuch-Lieblingsblume tötet, »hatte ich das Gefühl, DER versteht mich.« Rosa Papierfetzchen flattern zu Boden. »Das darf doch nicht sein, Lena!« Isa sieht mich endlich an, ihre Augen schwimmen. »Dass jemand anderes mehr über mich weiß als Tom!«
    Ich denke es, unmittelbar bevor sie es ausspricht. »Ich hab definitiv ein Problem …«

I ch habe schon fast drauf gewartet. Am Freitagmorgen ist es so weit: Chefarztvisite. Prof. Dr. Dr. Friedrich Kreuz marschiert in all seiner Würde in unserem Flur auf.
    Ich war überzeugt, dass ich ihn spätestens in diesem Tertial nicht mehr so einschüchternd finden würde. Damit habe ich mich getröstet, als sein drohender Fragefinger mich im ersten Tertial fast infarktgefährlich erschreckt hat. Allerspätestens im dritten Tertial wird seine Macht über dich nachgelassen haben. Dachte ich.
    Als er mir jetzt gegenübersteht, klopft mein Herz keinen Hauch langsamer als bei unserer ersten Begegnung. Nur statt: »Er ist der Chef! Wenn du versagst, schmeißt er dich raus!«, klopft es jetzt: »Er war es. Er ist dafür verantwortlich! Und er weiß es, sein Blick ist eindeutig.«
    Ich kann ihm nicht in die Augen sehen. Nicht aus Scham oder gar Schuldbewusstsein. Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt, dass alle Bescheid wissen – und das Getuschel ebbt ja auch allmählich ab.
    Ich kann ihn nicht ansehen, weil mich sein Blick an einen verkrampften Tanz erinnert, an einen grotesken Abend. An seinen Rat. An das lähmende Entsetzen, als mir klar wurde, dass er es weiß – und schon unwiderruflich eingegriffen hat. Und an alles, was danach geschah …
    Nein, der Chefarzt ist nicht dafür verantwortlich, dass meine Beziehung zu Tobias beendet wurde. Auch wenn er der Auslöser war – der Grund war er nicht. Rational weiß ich das. Aber wennich ihn ansehe, kann ich nicht an der Frage vorbeischauen, was passiert wäre, wenn er damals nicht über den winterlichen Krankenhausparkplatz gestapft wäre.
    Tobias und ich haben gekichert; er hätte uns fast erwischt. Dachte ich. In Wirklichkeit war es in diesem Moment, als wir so vertraut und verwegen über seine Anwesenheit auf dem Parkplatz gescherzt haben, schon längst um uns geschehen. Wir wussten es nur noch nicht.
    Der Chefarzt zeigt mit keinem Zwinkern, dass er sich erinnert. Nicht mal, dass er mich überhaupt kennt. (Soll das seine Art von Schwamm-drüber sein? Oder seine Strafe?

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