Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept
frage Jenny, ob sie mich begleiten will, doch sie grinst und erklärt, sie müsse noch anderswo vorbeigehen. Ich tippe auf Felix. Und bin erleichtert, denn dass sie ihn im Labor besucht, muss doch etwas Gutes bedeuten. Schlussmachen am Arbeitsplatz würde ja wohl nicht mal Jenny.
Die Nachtschwester der Frühchenstation hilft mir, das Mobile über dem Inkubator aufzuhängen. Anton schläft, immer noch von vielen Kabeln und Schläuchen umgeben. Aber er erwacht gerade, als ich das Mobile zum ersten Mal anschubse. Seine Augen sind nach wie vor babyblau. Und sie verfolgen die Kreise interessiert. Er lächelt nicht, beobachtet nur das tanzende Orange, als denke er darüber nach, in was für eine seltsame Welt er hier wohl geraten ist.
»Er mag es«, flüstert die Schwester. Antons Augen folgen eine Weile der Bewegung des Mobiles, dann scheint er sich damitabgefunden zu haben, dass es jetzt da hängt; er gähnt und schließt die Augen wieder.
»Ich glaube auch.« Jedenfalls hat er nicht losgebrüllt.
Frau Frisch habe ich verpasst; ich erfahre von der Schwester, dass sie eben von einer Freundin abgeholt wurde. Ich hoffe, sie freut sich, wenn sie morgen mein Geschenk entdeckt. Und ich freue mich, dass sie wenigstens eine Freundin hat.
Ich nehme den Ausgang zum Treppenhaus – und höre Jennys Lachen. Eindeutig. Es kommt von oben.
Ich steige neugierig hinauf und sehe Jenny, die ich bei Felix vermutet habe, am Raucherfenster vor der Chirurgie Hof halten.
Heute sind nicht nur ihre drei Erstbekanntschaften da, auch etliche andere Chirurgie-PJler haben sich versammelt. Dina Schlosser ist nicht dabei. Aber der Rest scheint es gar nicht eilig zu haben, nach Hause zu gehen.
»Lena!« Jenny freut sich überschwänglich, mich zu sehen. Sonst gibt sie mir jedenfalls nicht ständig Küsschen, wenn wir uns treffen. (Das wäre in einer Wohngemeinschaft auch eine ziemliche Herausforderung. Neben all den Guten-Morgen- und Gute-Nacht-Küsschen auch noch Essen-ist-fertig-, Sag-mal-hast-du-mein-Handy-gesehen- und Ach-du-warst-im-Bad-Küsse …) Egal, jetzt jedenfalls küsst sie mich etwas affektiert auf die Wange und stellt mich mit großer Geste vor. Eigentlich ist das unnötig, die anderen kennen mich, wenigstens vom Sehen. Jenny aber bezweckt etwas damit: Offenbar will sie noch einmal zeigen, WIE SCHÖN es ist, ihre Freundin zu sein. Ich hätte es auch einfach sagen können. Denn es ist herrlich. Aber da ich Jennys Showkonzept nicht kenne, lasse ich sie einfach machen.
»Ich habe nur auf dich gewartet«, lächelt sie, hakt mich unter und wir verschwinden. Ich glaube, ich kann die sehnsüchtigen Blicke der Chirurgie-PJler im Nacken spüren.
»Sehr nett, deine neuen Freunde«, spotte ich.
Jenny seufzt theatralisch. »Schrecklich, oder? Jetzt habe ich die immer am Hals! Aber was tut man nicht alles …«
Ja , WAS sie da tut, wüsste ich auch gern. »Was machst du denn jetzt mit ihnen?«, frage ich.
Jenny zuckt die Achseln. »Wir schmeißen eine Party.« Ach so. Klar, das ist ja eigentlich eine Standardantwort, die ich von Jenny schon auf eine Menge Fragen bekommen habe – auch auf Fragen, zu denen sie noch weniger passte. Also eine Party.
»Genau«, sagt Jenny. »Wir laden noch ein paar tolle Leute ein, nur richtig coole Typen.« (Kennt Jenny denn auch andere? Also mir hat sie die nie vorgestellt!) Will sie wirklich die Chirurgie-PJler einladen? Nachdem sie so mies zu Isa waren?
»Nur deswegen!«, erklärt Jenny. »Wir feinden sie ein!«
Jenny hält eine Party für den ultimativen Weg, die PJler an uns zu binden. Ich habe eigentlich den Kopf ziemlich voll – und ein Fest für Isas Kollegen zu schmeißen, steht nicht gerade ganz oben auf meiner Beste-Arbeitserholungs-Liste. Doch als ich das sage, sieht Jenny mich streng an.
»Wir tun es für Isa, meine Liebe!«
Na gut, da kann ich schlecht Nein sagen. Jenny grinst. »Auf der Party übertrage ich meinen Zauber auf Isa – und dann liegen sie IHR zu Füßen. Glaub mir, damit ist sie nicht nur Dina los, sondern muss auch nie wieder einen Finger krummmachen.«
Ich weiß genau, dass Isa sich nicht nach so was sehnt. Und nach einer Party mit den schwierigen Kollegen sicher auch nicht.
»Egal«, Jenny ist rigoros. »So wird’s gemacht, Lena. Ach, und Alex muss unbedingt dabei sein!«
Ach ja. Alex. Heul doch noch ein bisschen über deine Arbeitsbelastung, Lena! Dein Privatleben ist ja so entspannt!
Ich verspreche Jenny, mit ihr die Party auszurichten – und mir selbst,
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