Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept
bis dahin das Problem mit Alex zu lösen.
Isa kommt fünf Minuten später von der Station. Sehr erlöst und fröhlich. An der Seite von Dr. Bert Gode.
Nicht schon wieder.
L iebe ist doch kein Leuchtturm«, erklärt Isa, selbstbewusst wie selten. »In einem Moment an und im nächsten aus! Ich liebe Tom, wir werden heiraten. Nur weil ich mich gut mit Dr. Gode verstehe, gerät das doch nicht in Gefahr!«
Ich bin absolut bereit, ihr zu glauben. Leider ist Jenny auf dem Beziehungs-Prüf-Trip.
»Woher willst du wissen, dass du nicht in einem Jahr denkst, deine Hochzeit war ein schöner Tag – aber jetzt wärst du auch fertig mit der Ehe und würdest gern mal wieder was anderes erleben?«
Isa starrt sie an wie einen fliegenden Elefanten. »Dann würde ich doch nicht heiraten!«
Wenn man Jenny irgendwie stoppen kann, dann mit Totschlagargumenten. Aber Isa geht es gar nicht darum, Jenny zu stoppen. Ich glaube, sie meint, was sie sagt.
»Du bist also sicher, dass die neue Freundschaft zu deinem Schönlingsarzt nichts bedeutet?«, hakt Jenny nach.
Isa schüttelt den Kopf. Im nächsten Moment aber meint sie: »Bert ist doch kein Schönling!« Und Jenny fühlt sich vollkommen im Recht.
»Du hast es nur noch nicht kapiert«, lächelt sie Isa zu und wirkt irgendwie traurig. »Aber ich an deiner Stelle würde jetzt schon mal auf Abstand gehen, wenn du wirklich nur Tom willst. Ich glaube nicht an Freundschaft zwischen Männern und Frauen. Frag Lena, ihr hab ich das Gleiche gesagt!«
Genau, Jenny. Und Lena glaubt inzwischen auch nicht mehr daran.
Isa sieht sie unsicher an, vielleicht hat Jenny sie wirklich ins Zweifeln gebracht. Und ich bringe nicht die Kraft auf, Jennys Argumentation zu zerreden. Denn mir liegt ein anderes Gespräch dumpf pochend zwischen Herz und Magen.
Ich muss mit Alex über den Kuss reden. Oder gibt es irgendeine Möglichkeit, das Gewesene einfach zu übergehen? Aber der Kuss ist ja nicht aus der Welt, nur weil ich ihn gern vergessen würde. Die einzige Möglichkeit wäre, dass wir ihn BEIDE vergessen. Ob man das fragen kann? Aber vielleicht doch lieber erst morgen?
Das gute alte Orakel nimmt mir zum Glück so unangenehme Entscheidungen ab. Wenn einer der nächsten fünf Passanten heute Abend ohne Mütze unterwegs ist, rufe ich Alex an, sobald wir zu Hause sind. Es ist nicht mehr soo kalt, man könnte durchaus ohne Kopfbedeckung durch die Endfebruarnacht spazieren. (Wenn einen der leichte Schneeregen nicht stört.) Der erste trägt eine Mütze, die zweite eine Bommelmütze (mit Indianderfransen). Die dritte Passantin kommt mit einer Pelzkappe daher. (Dafür ist es aber echt schon zu warm und wenn sie glaubt, die Kappe steht ihr, ist es auch für sie zu spät! Ruhig, Lena, du WOLLTEST ein Mützen-Orakel!) Der vierte zieht gerade seine Kapuze um das Gesicht fest. (Hm. Zählt. Mütze ist Kopfbedeckung, Kapuze auch – und wer weiß, ob er nicht eine Mütze darunter hat.) Ich bin mir sicher, noch einen Tag Aufschub für mein Alex-Gespräch zu bekommen; die Mützendichte ist phänomenal heute Abend. Dann sehe ich die Frau im Fleischerei-Eingang stehen, klatschnasse Pudelfrisur, die Haare kleben an ihrem Gesicht. Hinter ihr kommt ein Mann mit Wollmütze die Straße hinunter, er könnte noch überholen … Doch bevor mich der Wollmützenmann erreicht, packt die Pudelfrau ihre Taschen fester und stürmt durch den Schneeregen an mir vorbei.
Tja, Lena. Nun musst du wohl anrufen.
Ich rufe Alex nicht an. Nicht, weil Orakel mir nicht absolutheilig sind. Sondern weil gerade, als wir ankommen, vor unserem Haus ein alter Wagen bremst.
»Komm«, sagt Alex, »wir fahren irgendwohin.« Ich bin todmüde. Aber ich muss mich diesem Gespräch stellen und möchte das weder in meinem Zimmer noch in unserer Küche in Anwesenheit meiner Freundinnen tun. Also steige ich ein.
Wir fahren nur bis um die Ecke, dann bremst er vor einer Bar. Ich habe noch nichts gesagt.
»Müde?«, fragt er, als wir aussteigen, und legt den Arm um mich. »Willst du doch lieber heim?«
Ich schüttle den Kopf. Und wünsche mir, dass ich in seiner Umarmung noch ein bisschen freundschaftliche Schonfrist habe – und gleichzeitig, dass er den Arm wieder herunternimmt, weil das, was er meint, ganz sicher nicht mehr freundschaftlich ist. Als wir in der schummrigen Bar eine kuschelige Ecke bezogen haben, ist mir immer noch nicht klar, was ich sagen soll. WIE ich es sagen soll.
Er lächelt mich an. Mann, er hat wirklich ein tolles Lächeln. Man
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