Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept
fühlt sich, als könne sonst niemand auf der Welt mit einem mithalten. Obwohl die Kellnerin, die gerade an unseren Tisch kommt, Alex beflirtet, was das Zeug hält. Sie strahlt ihn an wie ein Kraftwerk; ich frage mich, warum es in der Bar so dunkel ist, wenn dieses Elektrizitätswerk auf zwei Beinen den ganzen Tag hier rumstöckelt. Würde es dich stören, Lena, wenn Alex auf ihr eindeutiges Angebot eingeht? Warum? Du willst ihn doch gar nicht!
Alex schenkt der Kellnerin nur einen kurzen Blick. Dann sieht er wieder zu mir und sagt: »Ein bisschen kompliziert jetzt, stimmt’s?«
Na, das kann er laut sagen! Moment, Lena, er HAT es gesagt. Und wenn er es kompliziert findet – könnte das dann nicht heißen, dass er auch … Dass du mit deinem Vorschlag, wieder nur Freunde zu sein, gar nicht so falschliegst?
»Ja, schrecklich kompliziert«, antworte ich. Und dann sind wir wieder still. Es ist aber auch echt nicht leicht!
»Es ist so, Lena …«, beginnt er. Sag: »Wir sind super Freunde!« Sag: »Lass uns das nicht kaputtmachen!« Bitte sag: »Ich weiß, dass dein Herz an jemand anderem hängt!« (Ja, das ist Feigheits-Lena, die hofft, dass Alex ihr abnimmt, was sie selbst nicht über die Lippen bringt.)
»Ich hab mich irgendwie doch in dich verliebt«, sagt Alex. Unsicher. Sehr süß. Seine Augen sind groß, wenden sich keine Sekunde von mir ab.
»Schön.«
Wer hat das gesagt?!
Bist du bescheuert, Lena?! Hätte es nicht eine Million passendere Antworten gegeben?! ›Schön‹!
›Schön‹ heißt: ›Meinetwegen‹! ›Schön‹ heißt: ›Das ist doch prima‹!
Alex lächelt. Für ihn heißt ›schön‹ auch definitiv etwas anderes, als ich sagen wollte.
Mann, Lena, du hast es aber nicht gesagt!
Alex nimmt meine Hand. In der nächsten Sekunde küssen wir uns.
Der Kuss ist toll.
Alex ist ein Traumtyp. Das steht völlig außer Frage. Und plötzlich denke ich, dass ich einfach verrückt sein muss. Alex kam aus heiterem Himmel in mein Leben und ist einfach perfekt. Die Abende mit ihm sind die schönsten seit Langem. Er versteht mich verrückterweise, als würden wir uns seit Jahren kennen. Und er ist in mich verliebt.
Warum versuchst du es nicht, Lena?
Jetzt geht es nicht mehr darum, ihm nicht wehzutun. Jetzt geht es um mich. Warum will ich MIR noch weiter wehtun? Mit einer schmerzhaften Erinnerung, einer unerfüllten Sehnsucht. Warten, hoffen, seit über einem Monat kein Lebenszeichen. Vielleicht geht es weg? Das hier ist jetzt, das ist wirklich und es könnte perfekt sein.
Was gibt es Besseres, als eine Beziehung mit dem besten Freund?Das ist kein Betrug, Lena. Das ist Weisheit.
Ihr seid euch so ähnlich und du fühlst dich wohl mit Alex. Mit seiner Art, seiner Hingabe, seinem Verständnis. Und mit seinem Kuss.
Und jetzt lass los!
Wie schlittert man möglichst schräg mitten in eine Beziehung? Lena weiß es.
An diesem Abend ist alles anders. Es fühlt sich noch neu und verrückt an, Alex zu küssen, aber gleichzeitig ist das Zusammensein mit ihm ganz vertraut.
Vor meinem Haus denke ich endlich an Jennys Party. Alex hält den Plan für ›typisch Jenny‹. Er lacht dazu und – hups, bist du schon eifersüchtig, Lena?! – ich bin irgendwie zufrieden, dass er gleich darauf sagt, dass Jenny einen schrecklichen Knall hat. Er verspricht trotzdem, zu kommen.
»Wir werden sie fertigmachen«, lacht Alex.
DU wirst sie fertigmachen, denke ich.
Kurz vor meiner Haustür küssen wir uns noch einmal – langsam könnte ich mich dran gewöhnen.
Dann knallt hinter uns eine Tür und Felix kommt uns entgegen. Und wenn ich nicht wüsste, dass er der zäheste Kerl unter der Sonne ist, würde ich denken, er hat geweint.
Er steigt auf sein Motorrad und rast davon, viel zu schnell. Das Dröhnen seiner Maschine hallt noch zwischen den Häuserwänden, als er längst nicht mehr zu sehen ist.
Ich weiß, was passiert ist. Und verschiebe den Moment, in dem ich Jenny offenbaren muss, dass sie recht hatte, was Alex betrifft.
Stattdessen gehe ich allein nach oben und finde sie in der Küche, vor einer geköpften Sektflasche und neben einer vollkommen sprachlosen Isa.
»Es musste sein!«, sagt Jenny. »Aus Prinzip.«
Liebe Isa, hier ist gerade jemand dabei, mit flatternden Segeln unterzugehen. Ein Leuchtturm wäre eine feine Sache!
I m Gegensatz zu mir merkt Isa es schon an der Haustür: Über Nacht ist der Frühling sicht- und greifbar geworden, die Schneeglöckchen sind aufgeblüht. In unserem
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