Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept
bedankt hat. Und das, was ich ihr geben konnte, doch nur so armselig war.
Ich trete aus dem Hinterausgang und atme die nasse Luft wie ein Ertrinkender. Du musst gelassener werden, Lena. Sonst wirst du es nie schaffen.
Noch jemand hat die Stille des Wirtschaftshofs gesucht. Jemand, dem es noch schlechter geht als mir.
Felix raucht und lehnt an der Wand, als könnte er nicht aus eigener Kraft stehen. Für den Bruchteil einer Sekunde will Feigheits-Lena wieder hineingehen, sich nicht einmischen, nicht seinem Schmerz ausgesetzt sein, wissend, dass sie wohl nicht die richtigen Worte findet. Dann lehne ich mich neben ihn an dieWand. Was kann man sagen? Ich kenne Jenny länger als er. Aber begreifen kann auch ich sie noch nicht.
»So viel Nähe ist einfach nicht ihr Ding«, sage ich schließlich. Felix pustet Rauch, lacht traurig.
»Ich hab sie doch immer alles machen lassen …« Ich weiß. »Ich dachte, wir sind uns einig«, sagt er. »Locker. Einfach zufrieden zusammen.«
Ich denke eigentlich, dass es Jenny auch so ging. Aber irgendwie war genau das das Problem. Ich kann es Felix nicht erklären. Er tut mir einfach nur leid.
»Vielleicht wartest du ein bisschen ab?«, frage ich unsicher, »Wartest, ob du ihr fehlst …«
»Vielleicht hab ich darauf aber keine Lust«, entgegnet er hart. »Oder keine Kraft. Kannst du dir aussuchen.«
Ich würde ihn gern umarmen, irgendwie trösten. Doch als ich das versuche, dreht er sich weg.
»Lass mal«, ist alles, was ich kriege. Was hab ich auch erwartet? Dass er mir heulend in die Arme fällt? Felix nimmt den anderen Ausgang aus seinem Schmerz: Der zäheste Kerl unter der Sonne sein.
Am Abend besuche ich die Frühchenstation. Ich brauche dringend noch ein positives Tageserlebnis.
Frau Frisch ist schon da. Sie strahlt, als sie mich sieht. Mein Mobile-Bau hat sie offenbar richtig überwältigt. Sie tut, als sei es allein mein Verdienst, dass Antons Monitor heute eine gute, stabile Herzfrequenz anzeigt. »Weil er sich so freut«, glaubt sie. »Und weil es so beruhigt!« Ich weiß, dass es nicht stimmt. Aber es macht mich trotzdem glücklich.
»Wenn Sie möchten«, sagt Frau Frisch, »dürfen Sie ihn kurz halten.« Ich weiß, dass ich das nicht darf. Aber das Angebot rührt mich.
»Wenn er nach Hause darf«, sage ich. »Dann würde ich ihn gern einen Moment in den Arm nehmen.« Frau Frisch verspricht es. Und dann gehe ich, damit sie noch eine halbe Stunde mit Anton allein sein kann. Aber ich kann den Tag nicht erwarten.
Meine Freundinnen sind schon zu Hause – und in eine hitzige Diskussion vertieft. Hitzig ist jedenfalls Jenny. Isa versucht in ihrer typisch vorsichtigen Art, den Party-Plan zu bremsen und bringt Jenny damit mächtig auf die Palme.
»Du weißt einfach nicht, was gut ist«, schnaubt sie gerade, als ich die Küche betrete.
Isa hält nichts von der Party. Jetzt schon gar nicht. Doch damit kommt sie bei Jenny nicht an. »Gerade jetzt!«, bekräftigt sie. »Sonst geb ich die Party eben für mich alleine.« Sie benimmt sich, als sei die Trennung von Felix das einzig Richtige gewesen. Aber darüber reden möchte sie nicht.
»Glaubt mir, ich weiß, was ich tue«, sagt sie nur dazu. »Es musste sein.« Dann rauscht sie davon, um die ihrer Meinung nach benötigten coolen Jungs einzuladen. »Und lad Alex ein!«, erinnert sie mich streng.
Als sie gegangen ist, haben Isa und ich Gelegenheit, sachlich die Vorteile einer solchen Party zu erörtern. Ich erzähle ihr von Jennys Taktik, die Chirurgie-PJler »einzufeinden«. Isa sieht mich wehmütig an.
»Klar«, gibt sie zu, »so was kann ich nicht. Und vielleicht sind manche wirklich ganz nett. Ich will nur nicht, dass sie denken, ich wollte mich bei ihnen einkratzen.«
»Auf keinen Fall«, widerspreche ich. »Sie vergöttern Jenny.« Dass Jenny plant, »ihren Zauber auf Isa zu übertragen«, erwähne ich lieber nicht. »Ihr verbringt dann einfach einen netten Abend zusammen und sie merken, dass du cool bist und Dina Schlosser spinnt.«
Jenny hat sorgfältig ausgesucht, welche der Isa-Kollegen kommen dürfen. Ihre Taktik besteht darin, nur genau die drei einzuladen, die sie für meinungsbildend hält – und bei den anderen Neid zu säen. Das sage ich aber lieber auch nicht so direkt.
Isa erklärt sich schließlich einverstanden. Eigentlich wünscht sie sich doch immer, mit allen gut auszukommen. Und nicht zuletzt hält es auch Tom für die beste Idee, den Kollegen einfach zu zeigen, wie nett und umgänglich
Weitere Kostenlose Bücher