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Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept

Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept

Titel: Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Rothe-Liermann
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ist, wenn er kurz vorm Durchdrehen ist, dass er seiner Frau aber bitte keine Vorschläge mehr machen soll. Luis Berger grinst mich an. Habe ich mich im Ton vergriffen? Aber Herr Mayer entschuldigt sich so höflich, dass ich glaube, WENN ich es etwas harsch formuliert habe, hat ER es auch nicht gemerkt.
    Ich bin sicher, dass ich meinen Wagenrundgang noch locker erledigen kann, bevor die Geburt wirklich losgeht.
    Irrtum.
    Ich biege gerade um die Flurecke, als eine Schwesternschülerin nach mir ruft.
    Als ich im Kreißsaal ankomme, weiß ich nicht mehr, ob ich meinen Wagen wirklich noch zum Empfang zurückgerollt und jemandem übergeben habe – oder ob ich das nur vorhatte. Okay, Lena, du bist doch viel, viel aufgeregter, als du dachtest!
    Meine Aufregung ist nichts gegen die des werdenden Vaters. Kreidebleich sitzt er im Kreißsaal am Bett seiner Frau. Ganz klar, Lena. Es ist tausendmal leichter, in dieser Situation DU zu sein – die, die weiß, was getan werden muss –, als ER, der hilflos danebensitzen und miterleben muss, wie seine Frau die Schmerzen der Geburt erleidet und ihr überhaupt nicht helfen kann.
    Okay – die, die weiß, was getan werden muss, weiß es theoretisch. Wie ein kalter Wasserfall stürzt jetzt die Praxis über mich herein und die Erkenntnis, dass das hier wirklich ist. Echt. Ein lebendes Baby. Was, wenn du es nicht kannst? Wenn du ihm wehtust?
    »Ich bin hier«, sagt Luis zu mir.
    Hör sofort auf, Lena! Du bist nicht allein. Vorsicht ist gut. Aber Angst ist verboten.
    Ich ziehe die Handschuhe an. Es geht los.
    Ich kann im Nachhinein gar nicht mehr sagen, wie lange die Geburt gedauert hat. Auch nicht, was ich zu Frau Mayer gesagt habe währenddessen. Oder zu ihrem Mann, zu Luis, zur Schwester. Ich erinnere mich nur noch an einen einzigen Moment: Der Kopf des Babys ist zu sehen. Und ich fasse zu.
    Ganz vorsichtig, die Mutter darf nicht zu sehr pressen, ich muss das Baby halten, ziehen, ihm helfen. Und es doch nur so sanft berühren, als holte ich eine Seifenblase auf die Welt.
    Ich weiß auch nicht mehr, wie ich es geschafft habe. Nur, dass das kleine Mädchen irgendwann in meinen Armen lag. Der absolute Wahnsinn!
    Ganz schnell übergebe ich sie an Luis, bevor meine Hände gefährlich anfangen zu zittern.
    »Sie ist da«, jubelt der Vater, seine Gesichtsfarbe kehrtaugenblicklich zurück, er küsst seine Frau, könnte ausflippen. Was sonst?! Mir ist auch ganz nach Ausflippen zumute!
    Während ich mit der erschöpften Frau Mayer auf die Nachgeburt warte, wird die Kleine untersucht. Der APGAR-Test gibt ihr 8 Punkte.
    »Sie ist gesund, alles dran, es geht ihr prima«, darf ich zu Frau Mayer sagen. Wie oft habe ich mir das gewünscht!
    »Wie heißt sie?«
    »Pia«, antwortet der Vater, als er sein Mädchen der erschöpften Mutter in die Arme legt.
    Einen Moment stehen wir schweigend und sehen zu, wie Pia und Frau Mayer sich endlich Auge in Auge kennenlernen.
    »Hat man schon je so was Perfektes gesehen?!«, fragt Herr Mayer tonlos. »Nein!«, antworte ich, ebenso gebannt. Ich kann aber nicht garantieren, dass ich das beim nächsten Baby nicht wieder sagen werde.
    Als ich gewaschen aus dem Kreißsaal komme, bin ich in absoluter Hochstimmung. Ich muss dieses Erlebnis mit jemandem teilen. Doch statt meine Freundinnen zu suchen, eile ich zum Spind hinunter und rufe Alex an.
    »Einen Liter Champagner für mich!«, japse ich atemlos. »Ich habe ein Kind zur Welt gebracht!«
    Am anderen Ende der Leitung höre ich ihn leise lachen. »Solltest du dann nicht besser auf den Champagner verzichten? Du willst doch sicher stillen.«
    Ich muss auch lachen, Alex gratuliert mir und verspricht, meine erste Entbindung heute Abend ausgiebig zu feiern!
    »Glückwunsch«, sagt auch Isa, als wir heimgehen. Doch ganz so ausgelassen wie Alex ist sie nicht. Auch wenn sie sich alle Mühe gibt, Pia Mayers Geburt die angemessene Aufmerksamkeit zu schenken, sie wirkt, als sei sie in ihren Gedanken ganz woanders.
    Als ich nachfrage, zuckt sie die Schultern. »Bei mir passiert nie so was Gutes«, sagt sie leise.
    Ich starre sie an. »Isa, wir haben neulich eine Drei-Stunden-OP zusammen durchgestanden und ich kann nur sagen: Du bist eine großartige Ärztin! Was soll dir Besseres passieren, als dass sich jeder nur dich als OP-Assistentin wünscht?!«
    »Ja«, gibt Isa zu, »das ist prima. Aber von den Kollegen erlöst es dich nicht …«
    »Sag nicht, dass unsere Party nichts genutzt hat!« Jenny kann es gar nicht fassen. Zu

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