Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept
der uns nicht nur das Getränkemixen abnimmt, sondern zwischendurch mit Flaschen und Gläsern jongliert. (Als ich zufällig in die Küche sehe, zündet er gerade mit einer enormen Stichflamme Drinks an. Alle Anwesenden kreischen begeistert und ducken sich, damit ihre Haare nicht versengt werden, wie unsere Vorhänge. So viel zum Thema »nichts Besonderes«.)
Die Stimmung kocht schnell hoch. Jenny hat darauf bestanden, dass Isa ihre Kollegen selbst empfängt, was unserem Häschen erst ein bisschen unangenehm war. Der Plan geht aber auf, denn den Kollegen ist es noch viel unangenehmer. Und weil Tom neben ihr steht, gewinnt Isa schnell an Sicherheit und begrüßt schon den zweiten Kollegen ungewohnt lässig. Sie tut einfach, als wäre nie etwas vorgefallen.
Sobald die PJler anfangen, ihr zu trauen, und merken, dass Isa sie nicht vorführt, werden sie locker. Eine halbe Stunde später beobachte ich, wie einer der Raucherjungs Isas Nähe sucht. Will er sich entschuldigen?
Jetzt wäre der Moment, um klarzustellen, dass Isa mit dieser Party keine Sympathien kaufen will. Hoffentlich kriegt sie es genauso hin, wie Jenny es ihr eingeschärft hat.
Das Gespräch ist kurz; Isa grinst den Jungen schließlich an, klopft ihm kumpelhaft auf die Schulter und lässt ihn stehen. Jenny wäre stolz auf sie.
Isa ist auch stolz, sie strahlt, als Tom und ich nachfragen, wie es gelaufen ist.
»Ich hab gesagt, es ist mir ganz egal, wer mich mag. Und dass wir kein Theater drum machen sollten«, lächelt Isa und dann wird sie doch noch einmal rot.
Mit einem der anderen Raucherjungs läuft es nicht so gut. Finde ich. Denn ich muss Jenny dabei beobachten, wie sie mit ihm tanzt. Viel zu eng.
Was wird das?! Macht sie da gerade wirklich einen der blöden Chirurgie-PJler an?! Ich finde einen Vorwand, sie von der Tanzfläche zu locken. Und lächle, bis ich Jenny ins Bad bugsiert habe. Dann schließe ich die Tür ab. »Was soll das?!«
Jenny tut, als wüsste sie gar nicht, wovon ich rede. »Er ist doch okay«, sagt sie.
»Ist er nicht!« Ich kann es nicht fassen. »Du findest ihn … wurmmäßig!« Mir fällt gar nichts Armseligeres ein.
»Was geht es dich an?!«, faucht Jenny. Ich weiß eigentlich, dass man in so einer Stimmung nicht mit ihr reden kann. Ich versuche es trotzdem. Zu sagen, dass sie einen Fehler macht. Ihr der blöde Typ kein bisschen gefällt. Sie nicht mehr zu Felix zurückkann, wenn sie jetzt zu weit geht.
Jenny will nichts hören. »Lass mich in Ruhe«, sagt sie. »Ich frag doch auch nicht, warum du jetzt mit Alex auf Pärchen machst!«
Damit drängt sie sich an mir vorbei und rauscht aus dem Bad. Ich brauche noch einen Moment, schließe wieder ab und sitzedann sicher zehn Minuten hilflos auf dem Badewannenrand. Hat Jenny recht? Mache ich mir selbst was vor?
Erst als einer von Jennys Freunden drakonisch an die Tür klopft, verlasse ich das Bad. Alex steht in der Küche. Er muss gerade erst angekommen sein, plaudert mit dem Barkeeper, lächelt, als er mich sieht. »Da bist du ja!«
Als ich ihm gegenüberstehe, sind meine Zweifel verschwunden. Ich spüre, dass ich schon richtig auf ihn gewartet habe. Ich muss nur die Frage verschieben, ob ich da auf meinen Freund gewartet habe – oder auf meinen Freund.
Alex lacht und küsst mich. Ist das ganz falsch?
»Was ist los?«, fragt er.
»Nichts«, sage ich. »Ich muss nach Jenny sehen.«
Jenny tanzt nicht mehr, sie sitzt mal wieder rauchend am Rand, doch diesmal empfinde ich das als Erleichterung. Den PJler hat sie offenbar abserviert, denn er tanzt inzwischen mit einer von ihren schrillen Freundinnen. Ich setze mich neben Jenny.
»Ich hab ihn nicht deinetwegen stehen lassen!«, sagt sie grob, ohne mich anzusehen.
»Ich weiß«, antworte ich besänftigend. »Der Typ ist nur ein Wurm.«
»Genau«, sagt Jenny. Dann hält sie mir ihr leeres Glas hin und sagt: »Hol einem alten Wrack einen neuen Drink! Aber neonfarben und brennend.«
Ich hole ihr ein Glas Saft. Sie schimpft nicht mal, trinkt das Glas einfach aus. Sie ist definitiv nicht sie selbst.
Ich bin es auch nicht. Denn fünf Minuten später steht Lena Weissenbach, Gyn-PJlerin und Fast-Ärztin, in der Küche und entzündet nach Anweisung des Barkeepers Drinks mit dem großen Brenner. So sollten sie mich mal sehen, im Krankenhaus!
Jenny und Isa lehnen in sicherer Entfernung an der Arbeitsplatte und ich merke, wie sie amüsierte Blicke wechseln. Isa legt den Arm um Jenny und es kribbelt in meinem Herzen, als mir
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