Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept
ganz kurze Sekunde hinter der Chirurgenfassade auf. »Ist irgendwas?«, meint sie unsicher, als sie meinen Blick bemerkt.
»Absolut nicht.« Ich kann nur den Kopf schütteln. Und dann endlich den Mund zuklappen. »Du bist einfach toll.«
»Ach, komm«, lächelt sie. »Wir assistieren doch nur.« Aber dass meine Bewunderung sie ein bisschen stolz macht, habe ich doch gesehen.
Wir betreten den OP, Frau Fahn wird bereits abgedeckt. Dr. Al-Sayed ist schon eingekleidet, sie begrüßt uns mit einem Nicken. Die OP-Schwestern verpacken uns in sterile Kittel und Handschuhe und wir nehmen unsere Plätze ein.
Der Eröffnungsschnitt wird gesetzt. Ich übernehme die Haken, ganz ruhig diesmal. Die Eierstöcke werden freigelegt. Als Dr. Al-Sayed die Gewebeprobe entnimmt, nickt sie Isa zu, die wie selbstverständlich schneidet. Die Gewebeprobe wird zur histologischen Untersuchung geschickt, währenddessen setzen wir uns in einen Nebenraum. Es wird wenig gesprochen, wir sind alle zu angespannt, warten auf das Ergebnis. Wie schlimm wird es sein?
Ich sehe durch die Glasscheibe nach nebenan in den OP. Frau Fahn liegt dort allein, nur die Schwester ist bei ihr und die Anästhesistin, die an ihrem Monitor sitzt und die Narkosetiefe und die Vitalparameter der Patientin kontrolliert. In wenigen Minuten wissen wir, wie es um sie steht, um ihre Zukunft, ihr Leben. Sie selbst wird es erst Stunden nach uns erfahren.
Isa tritt neben mich. Ihr Gesicht ist verschlossen. Ich erkenne meine Freundin so gar nicht wieder.
Nach zehn Minuten klingelt das Telefon. Dr. Al-Sayed nimmt den Hörer ab. »Danke«, sagt sie nur, dann legt sie auf und sieht uns an.
»Die Diagnose ist gesichert«, sagt sie. »Wir machen weiter. Eierstöcke, Eileiter, Gebärmutter.« Schon ist sie wieder auf dem Weg nach nebenan.
Isa und ich wechseln einen Blick. Die Diagnose ist ziemlich niederschmetternd. Der Tumor ist also so weit fortgeschritten,dass nicht nur beide Eierstöcke, sondern auch die Eileiter und die Gebärmutter entfernt werden müssen. Ja, es gibt noch schlimmere Fälle. Patienten, bei denen auch noch Teile des Bauchfells und die Lymphknoten an den großen Gefäßen befallen sind. Aber es ist doch kein Trost, dass es noch schrecklicher sein könnte.
»Lena«, sagt Isas Stimme hinter mir. »Denk bitte erst später an deine Patientin.«
Wann ist sie so professionell geworden? Und warum habe ich das überhaupt nicht mitgekriegt?
Die Operation dauert über zwei Stunden. Wir entfernen die befallenen Organe. Ich muss Klemmen setzen, die Haken halten, schneiden. Es ist heiß, das lange Stehen ungeheuer anstrengend. Doch was spielt das für eine Rolle? Immer noch ein Schnitt, der gesetzt werden muss, eine Aufgabe folgt der nächsten.
Einmal zwischendurch fällt mein Blick auf Isa. Ihre Augen sind konzentriert, ich weiß gar nicht, ob ihr bewusst ist, dass ich das bin, die ihr gegenübersteht und ihr die Klemmen anreicht. So habe ich sie noch nie gesehen, erwachsen, professionell, eine richtige Ärztin.
Nach 130 Minuten haben wir es geschafft. Ich darf die Drainagen legen, dann sagt Dr. Al-Sayed: »Zunähen!« Isa und ich vernähen die Bauchwunde, wir arbeiten Hand in Hand.
»Danke«, sagt Dr. Al-Sayed. Endlich.
Wir legen die OP-Kleidung ab und gehen uns waschen.
Ich fühle mich unsagbar erschöpft, meine Knie zittern.
»Das haben Sie sehr gut gemacht«, lächelt Dr. Al-Sayed uns zu, als sie geht. Isa und ich waschen unsere Gesichter, lassen uns das kalte Wasser über die müden Arme laufen. Dann erst sehen wir uns wieder an und endlich verwandelt sich die reservierte Arzt-Miene der Frau neben mir wieder in das vertraute Gesicht meiner Freundin. Als ob wir in den vergangenen drei Stunden vollkommen andere Menschen gewesen wären.
I n puncto Partys kann man Jenny wirklich nichts vormachen, unser Fest wird ein Knaller. Das Beste an Jennys Partyplanung ist immer, dass sie vollkommen mühelos wirkt. Als wir nach Hause kommen, müssen wir nichts weiter tun, als uns hübsch zu machen. Dann schmeißt Jenny vierzehn Hände voll Glitzerkonfetti durch die Wohnung, dreht die Musik auf und los geht’s.
Wir waren etwas überrascht, dass sie diesmal weder ein Motto durchgesetzt noch ihrer sonst so heftigen Dekowut freien Lauf gelassen hat. Jenny aber meint, sie wolle nichts zu Besonderes, um die PJler nicht zu überfordern – und um nicht von Isa abzulenken. Ganz ohne Extras geht jedoch auch diese Party nicht: Jenny hat einen Freund als Barkeeper engagiert,
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