Miss Emergency Bd. 3 - Liebe auf Rezept
plötzlich klar ist, wie gern ich sie habe.
»Für euch, Mädels«, rufe ich und drehe die Flamme voll auf.Der Barkeeper sagt irgendetwas, das ich nicht verstehe, denn die Flamme tost ziemlich laut. Im selben Moment zieht ein Feuerstrahl über das Tischtuch unserer improvisierten Bar.
Oh mein Gott, war ich das?! Ich starre die Flamme auf dem Tischtuch an. Geschrei, Lachen, Hektik, der Barkeeper nimmt mir den Brenner aus der Hand, Isa und Jenny kippen Wasser auf das Tuch.
Alex’ Stimme: »Nichts passiert.« Er lacht. Ich bin sprachlos und hänge in seinem Arm. Bist du bescheuert, Lena? Aber er hat recht, es ist nichts passiert. Verlust: ein Tischtuch. Und etwa zehn Lena-Lebensjahre. Wegen des Schocks.
»Mach du mir noch mal wegen irgendwas Vorwürfe!«, sagt Jenny und lacht, dass sie sich den Bauch halten muss.
»Ich erwarte, dass du mir ein neues Tischtuch bestickst!« Das war Isa.
Und Alex hält mich fest im Arm, grinst den Barkeeper an und sagt: »Oh Mann, was bin ich verliebt in diese Frau!«
Ich bleibe einfach hier hängen, in Alex’ Arm, für immer. Denn gerade habe ich das Gefühl, ich hätte auch eine ganze Tischtuchfabrik anzünden können oder wenigstens die halbe Küche – und es wäre trotzdem alles in bester Ordnung, solange Alex mich hält und findet, es sei nichts passiert.
Jemand, bei dem man sich so aufgehoben fühlt … etwas, das sich so gut anfühlt … MUSS das nicht Verliebtheit sein? Bitte!
Kann man sich in Liebesdingen wirklich selbst etwas vormachen, Lena?
F ür Frau Fahn ist alles entschieden. Sie wird eine Chemotherapie bekommen – und dann heißt es Abwarten. Wir können nichts mehr tun. Am Montag führt mich mein erster Weg zu ihr. Freitagabend war sie noch nicht wach, als ich ging. Ich habe sie nur kurz auf der Intensivstation besucht, um nach ihr zu sehen.
Heute lächelt sie. »Ich habe mir überlegt …«, beginnt sie ruhig, »wenn ich diesmal davonkomme, werde ich mich in Zukunft bei allen Dingen schneller entschließen.«
Ich lächele zurück; bin froh, dass sie so gelassen wirkt. »Aber Leben braucht doch Zeit«, widerspreche ich trotzdem. »Und manche Entscheidungen müssen wirklich gründlichst durchdacht sein.« Glauben Sie mir, Frau Fahn, ich weiß, wovon ich rede!
»Na gut«, lenkt sie ein. »Dann so: Wenn ich weiß, was ich will, werde ich nicht mehr zögern.«
Ach ja, Lena. Lass dir das auf dein Kopfkissen sticken!
Als ich aus Frau Fahns Zimmer komme, wird an Schwester Evelyns Empfang mal wieder geschrien. Heute macht mich das nicht mehr nervös. »Sieh mal an«, denkt der alte Hase amüsiert, »da dreht wohl mal wieder ein Vater durch.«
Im nächsten Augenblick kommt Dr. Seidler über den Flur und fragt: »Wann haben Sie die letzte Entbindung gemacht?« Ich erinnere sie an unsere gemeinsame Pünktchen-Entbindung und erkläre, dass ich noch nicht eine einzige normale Geburt erlebt habe. »Na dann«, lacht Dr. Seidler, »viel Spaß!«Der Schreivater verstummt, als der alte Hase ihm in den Weg tritt. Ich übernehme seine Frau, die sich vor Schmerzen krümmt – aber NICHT schreit. Und ich erwähne das auch ganz beiläufig ihrem Mann gegenüber.
Im Untersuchungsraum überprüfe ich die Gesundheit von Frau Mayer und ihrem kleinen Mädchen und schließe die Patientin ans CTG an. Die Wehen sind schon deutlich, aber noch zu unregelmäßig. Es tut mir leid für Frau Mayer, aber noch ist es nicht so weit.
»Gehen Sie noch ein bisschen spazieren«, rate ich. »Wir machen in einer Stunde ein neues CTG.«
Bei der zweiten Kontrolle sind die Wehen schon regelmäßiger. Der Herzschlag des Babys ist in Ordnung, die Öffnung des Muttermunds ist bereits fortgeschritten, das Kind liegt vorbildlich mit dem Kopf nach unten. Ich trage die Untersuchungsdaten in das Geburtsprotokoll ein und hole Luis Berger dazu. Es kann nicht mehr allzu lange dauern.
»Herr Berger betreut Sie, bis es so weit ist. Er übernimmt die Vorwehentests und das Wehenmonitoring und kümmert sich um Sie«, sagt der alte Hase. »Und wenn es richtig losgeht, bin ich wieder bei Ihnen.« Es ist einfach herrlich, so was zu sagen!
Nach der Visite schaue ich erneut nach Frau Mayer. Die Wehen sind stark und regelmäßig, die Herztöne des Babys ebenfalls, die Öffnung des Muttermundes ist fortgeschritten. Trotz der heftigen Wehen ist Frau Mayer entschlossen, sich nicht betäuben zu lassen – und als ihr Mann darauf bestehen will, nehme ich ihn beiseite und sage ihm geradeheraus, dass es ganz normal
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