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Miss Emergency

Miss Emergency

Titel: Miss Emergency Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rothe-Liermann Antonia
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Lena? Wir müssen vernünftig sein.«
    Ich will nicht vernünftig sein. Ich will, dass du meine Hand hältst und mir sagst, dass wir alles hinkriegen, dass du es auch willst, dass wir einfach nicht anders können. So ist eben die Liebe. Die Heimlichkeit ist mir doch schnurzpiepegal. Ich würde meinen Namen ändern und eine rote Perücke tragen, wenn das möglich macht, dass ich dich jeden Tag treffen darf.
    Aber er nimmt seine Hand von meiner und wendet sich ab. Ich steige aus. Länger kann ich die Tränen wirklich nicht mehr zurückhalten. Ganz langsam gehe ich die Straße hinunter, der Regen ist mein treuer Begleiter. Warum fährt er nicht weg? Nur noch zwei Schritte, dann habe ich die Haustür erreicht. Aufschließen, die Treppe hinaufgehen, die nassen Sachen loswerden, heiß baden, sterben.
    Ich scheitere schon am ersten Punkt. Ich kann meinen Schlüssel nicht finden. Ich krame in meiner Tasche. Wer hat sie derart mit nutzlosem Klimbim vollgestopft? Ich finde Streichhölzer, Handcreme, eine verzweifelt gesuchte DVD. Keinen Schlüssel. Thalheims Auto steht immer noch da. Denkt er jetzt, ich zögere die Sache hier hinaus, um ihn zum Aussteigen zu bewegen? Ich schau am besten gar nicht mehr hin. Taschentücher, Fahrpläne, Sonnenbrille. Glückskuli. (Na toll! TU doch was!) Portemonnaie, Handy, Labello. Kein Schlüssel. Ich strecke genervt die Hand nach der Klingel aus. Und kippe dabei den Inhalt meiner geöffneten Handtasche auf die Straße. Klar. Das ist es, was Lena passiert, wenn sie einen großen traurigen Abgang versucht.
    Ich knie auf dem nassen Gehsteig und sammle meinen Krimskrams ein. Und jetzt heule ich doch. In einer Pfütze liegt mein Namensschild. Ich denke kurz darüber nach, hier sitzen zu bleiben und einfach zuzusehen, wie sich mein Name auflöst. Meine Knie sind nass, mein Schal schwer vom Regenwasser, vielleicht löse ich mich auch gleich auf.
    Da liegt mein Schlüssel auf dem Kellergitter, blinkt unschuldig. Eine Hand legt sich darauf. Reicht mir den Schlüsselbund. Thalheim. Seine Hände ziehen mich von der Straße hoch.
    Er sieht mich an. Er wirkt traurig, irgendwie hilflos und allein. Ich kann nicht anders, ich halte seine Hand fest. Es regnet. Ich bin nicht der Typ für kitschige Abschiede. Ich WILL keinen Abschied! Und wenn in einer Minute alles noch viel schlimmer wird und seine moralischen Prinzipien ihm gleich ins Genick springen … ich kann seine Hand nicht loslassen … und er macht keine Anstalten wegzugehen. Und deshalb lasse ich mich einfach fallen.
    Er nimmt mich in die Arme. Ist warm, groß, drückt mich an sich. Ich vergrabe meinen Kopf an seiner Schulter und möchte für immer hierbleiben. Wir sagen nichts, stehen einfach da, er hält mich fest. Jetzt bitte für immer die Zeit anhalten.
    Leider hat mein Welt-Stopp-Knopf noch nie funktioniert. Irgendwann wird seine Umarmung lockerer, er sieht mir in die Augen. »Verstehst du, dass es nicht geht? Das hier ist alles, was wir je haben könnten. Dass ich dich ab und zu nach Hause fahre.« Ich sehe ihn an. Und antworte leise, dass mir das absolut reicht.
    Ich bin einfach nicht normal.

A ls ich nach oben komme, bin ich vollkommen durchnässt. Isa bringt mir erschrocken ein Handtuch und wickelt mich mütterlich aus dem nassen Schal. Ich mache gar nicht mit, lasse mich aus der Jacke packen und grinse sie einfach nur idiotisch an. Isa drückt mir resolut das Handtuch auf den Kopf und sagt: »Na toll, ihr habt wieder geknutscht.« Und ich nicke beseelt.
    Zehn Minuten später sitzen wir in der Küche, ich habe die nassen Hosen gewechselt und Isa kocht mir Tee, weil sie findet, dass es schlicht albern ist, sich aus purer Verliebtheit eine Grippe einzuhandeln. (Ich gebe zu, anfangs wollte ich meinen nassen Pulli nicht recht ausziehen, weil er so gut nach IHM roch.) Isa ist etwas verlegen, denn Björn hat schon zweimal angerufen und nach Jenny gefragt. Die aber ist mit dem Motorradfahrer aus – und Isa kann nicht lügen und glaubt, dass Björn sie wegen ihrer unbeholfenen Stammelei jetzt für eine komplette Idiotin hält. Wieso sagt Jenny ihm auch nicht deutlich, dass sie einen anderen interessanter findet?!
    Doch Jenny, die kurz darauf zufrieden strahlend und mit roten Wangen von ihrem Ausflug zurückkehrt, tut diese Frage mit einem überlegenen Lächeln ab. »Ich weiß doch noch nicht, wer mir besser gefällt. Wäre es nicht blöd, einen von beiden voreilig abzuservieren?« Isa und ich finden diese Taktik ein wenig gemein, aber Jenny

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