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Miss Emergency

Miss Emergency

Titel: Miss Emergency Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rothe-Liermann Antonia
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Lena-Zerrissenheit. Ich möchte hinuntergehen und IHN sehen, wenigstens von Weitem, wenigstens für ein paar Minuten. Doch Jenny ist noch nicht wieder auf der Chirurgie angekommen und mein Freundinnenherz befiehlt eindeutig, mich erst mal um sie zu kümmern. Also gehe ich hinüber auf die Intensivstation. Paula schläft, immer noch von zu vielen Schläuchen umgeben. Jenny ist nicht da. Ich suche den Flur ab, am Ende des Ganges riecht es nach Rauch. Als ich die Tür zum Waschraum öffne, drückt meine Freundin hastig ihre Zigarette aus und wedelt den Rauch aus dem offenen Fenster. »Mann, Lena, erschrick mich doch nicht so!« Ich verkneife mir die Bemerkung, dass Rauchen auf der ITS zu den Kapitalverbrechen zählt und stelle mich neben sie.
    »Konntest du mit Paula sprechen?«
    Sie schüttelt den Kopf. »Ich konnte ZU ihr sprechen, sie redet aber nicht mit mir.«
    »Sie ist schwach«, tröste ich. »Warte ein paar Tage!«
    Jenny schnaubt. »Ich hab mal wieder alles verbockt, oder?«
    »Geh heute Abend wieder hin«, ist alles, was mir einfällt. »Und rauch nicht auf der ITS, sonst schmeißen sie dich raus.«
    Zurück auf der Chirurgie nimmt Jenny bedrückt ihre Patienten-Runde auf, sie hat ja versprochen, die Besuchszeit bei Paula von der Mittagspause abzuziehen. Isa ist ebenfalls hiergeblieben, sie bereitet sich auf die Ileozökalresektion am Nachmittag vor und ist schon wieder voll im Lerneifer. Ich erbiete mich großzügig, meinen Freundinnen eine Grundverpflegung aus der Cafeteria mitzubringen, doch beide lehnen ab. »Ich bin zu nervös, um zu essen«, sagt Isa. »Und ich bin zu schlecht gelaunt«, ergänzt Jenny. Ich gehe also allein.
    Tobias ist nicht da, aber Ruben gibt sich alle Mühe, meinen Aufenthalt an seinem Tresen hinauszuzögern – er nimmt alle anderen vor mir dran, bis wir allein an seiner Theke sind. »Pass ein bisschen auf, Lena!«, sagt er leise, als er mir endlich ein Sandwich zurechtschneidet. »In letzter Zeit herrscht hier ein gesteigertes Interesse daran, wer wem zu tief in die Augen schaut …« Ich sehe ihn perplex an. Was habe ich denn getan?! »Du erscheinst jeden Tag mit einem Schäfchenblick – und ein gewisser Oberarzt, der vorher nur einmal im Monat Zeit zum Mittagessen fand, kommt plötzlich regelmäßig her und sitzt stundenlang herum. Glaubst du nicht, dass das auffällt?«
    Ich beiße hastig in mein Sandwich, entschlossen, sofort wieder zu gehen. Ruben lächelt leicht. »Du willst beides, die Liebe und den Beruf. Aber sei vorsichtig, mein lieber Spiderman, wenn du versuchst, heimlich beides zu haben. Denn falls der Gnorm darauf kommt, wird er dich vernichten.« Bei Spiderman gibt es keinen Gnorm. Aber dieser Einwand prallt an Ruben ab.
    »Wenn deine Sache rauskommt, wird es größere Konsequenzen haben als nur ein paar Tage OP-Sperre«, sagt er leise. »Und verlass dich drauf, wenn jemand DAS sieht, geht er nicht nur zu deiner Oberärztin, sondern gleich zum Chef.«
    »Meinst du Jenny?«, frage ich überrascht. »Heißt das, es hat sie doch jemand verpetzt?«
    Ruben lacht. »Deine Oberärztin ist doch nicht der Typ, der den PJlern nachspioniert. Und wenn sie selbst Jenny erwischt hätte, hätte sie gleich an Ort und Stelle ein Fass aufgemacht. Wahrscheinlich wäre es dann nicht mal so schlimm gewesen. Aber wer es ihr hinterhergetragen hat, hat wohl noch einiges dazuerfunden …«
    »Aber WER?«, frage ich aufgebracht.
    Ruben zuckt mit den Schultern. »Pass einfach auf.«
    Bevor ich zur Inquisition schreiten kann – ich bin sicher, dass er einen konkreten Verdacht hat – kommt eine ganze Riege Schwestern an den Tresen. Ich verdrücke mich, meine Pause ist längst um. Auf dem Gang gehe ich so langsam wie nur möglich an Tobias’ Büro vorbei, doch die Tür ist geschlossen. Ich bleibe nur kurz stehen, dann wende ich mich entschlossen dem Aufzug zu. Erstens, weil wir ja bereits verabredet sind. Und zweitens, weil Rubens Warnung so nachdrücklich war, dass ich es mich einfach nicht traue, noch ein weiteres Mal über den Gang zu schleichen.
    Kurz bevor sich die Fahrstuhltür schließt, springt Schwester Jana zu mir in den Aufzug. »Na, Mäuschen?«, lacht sie. »Ein fescher Kerl, dieser Koch, was?«
    Und weil sie so neugierig dreinschaut und ich schon gestern Abend so ein komisches Gefühl hatte, erlaube ich dem kleinen Teufel in mir, zu antworten: »Triff dich nur ja nicht während der Dienstzeit mit ihm – nicht dass dich auch noch jemand verpetzt!«
    Isa fehlt bei der

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