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Miss Emergency

Miss Emergency

Titel: Miss Emergency Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rothe-Liermann Antonia
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Nachmittagsvisite, die OP der Morbus-Crohn-Patientin hat gerade angefangen. Sabrina hingegen nimmt noch an der Runde teil, aber sie erwähnt jetzt schon wichtig, dass sie eher verschwindet, weil sie ja heute Nachmittag zu einer 3-Stunden-OP eingeteilt ist. Bin ich gemein, wenn ich jetzt schon voraussage, wie sie sich nachher brüsten wird? Dr. Gode gesteht der Patientin Zietler den von mir versprochenen kurzen Spaziergang zu, ihre Augen leuchten. Professor Dehmel hat sich inzwischen in seinem Zimmer eingerichtet und der Stationsarzt erteilt mir bei der Visite gleich das Wort. »Ihr Patient«, sagt er und ich höre die anderen PJler tuscheln.
    Ich versuche mich auf die Beschreibung der anstehenden vorbereitenden Untersuchungen zu konzentrieren. Warum sehen die sich so komisch an? Habe ich irgendetwas Falsches aufgezählt? Stimmte die Reihenfolge? Wenn mir ein Fehler unterlaufen wäre, würde Dr. Gode mich doch wohl darauf aufmerksam machen?! Aber er nickt nur und macht sich Notizen. Ich merke, dass ich ins Stottern gerate. Was ist denn nur los?!
    Auch Dr. Gode scheint schließlich zu merken, dass die Aufmerksamkeit der PJler-Riege irgendwie abgelenkt ist. Er lässt den Stift sinken und sieht die anderen eindringlich an. »Frau Weissenbach ist eine äußerst engagierte und vielversprechende Kollegin.« Wie bitte? Worum geht es denn hier? Er bedeutet mir mit einer schnellen Handbewegung, fortzufahren. Ich bringe den Bericht, so gut ich kann, zu Ende und schaffe auch noch eine freundliche Verabschiedung von Professor Dehmel, doch die ganze Zeit kreiselt das Gedankenkarussell in meinem Kopf wie im Sturm. Was haben die denn?
    Auf dem Flur vor dem Krankenzimmer versammelt Dr. Gode die PJler um sich. »Bevor wir weitergehen«, sagt er knapp in die Runde, »wäre es nett, wenn Sie Ihre Bedenken mit uns teilen würden.« Verlegenes Schweigen. Ich weiß immer noch nicht, worum es geht. »Na dann«, sagt Dr. Gode etwas geringschätzig, »melden sich doch jetzt mal alle, die NICHT versucht hätten, sich eine Bypass-OP zu schnappen!«
    WAS?! Ich hab nicht … An die OP habe ich doch gar nicht gedacht! Das Schweigen ringsum macht deutlich, dass alle anderen sehr wohl daran gedacht haben. Keiner meldet sich, so anständig sind sie immerhin. Ich räuspere mich, ich MUSS etwas dazu sagen. »Ich habe Professor Dehmel aufgenommen und wir haben uns gut verstanden …«, beginne ich zaghaft. Aber, Moment, Lena, willst du dich jetzt etwa entschuldigen?! Warum so bescheiden? »Wer bei der OP assistieren darf, entscheidet am Ende sowieso Dr. Thiersch«, sage ich und hoffe, dass es sich nicht beleidigt anhört.
    »Du musst schon entschuldigen«, sagt Sabrina und ihre verständnisheischendeStimme klingt falsch. »Aber es wirkt doch ein wenig wie übertriebener Ehrgeiz. Eine Bypass-OP, nachdem man schon bei einem Blinddarmeingriff ohnmächtig geworden ist …« Dr. Gode holt Luft – aber ich kann doch nicht zulassen, dass er jetzt für mich in die Bresche springt, das würde ja erst recht nach unverdienter Bevorteilung aussehen! Ich muss selbst auf diese Unverschämtheit antworten, bevor er es tut! Nur wie?
    Wir kommen beide nicht zu Wort. Denn ehe ich eine Entgegnung zurechtformuliert habe, tritt Jenny nach vorn und funkelt Sabrina Furcht einflößend an. »Jetzt könnte noch mal aufzeigen, wen noch nie bei einer OP die Kraft oder die Nerven verlassen haben«, faucht sie in die Runde. Die anderen ziehen Gesichter, aber sie schweigen. Nur Ernie, immer etwas langsamer, hebt die Hand. »Verpfeif dich, du Lackaffe«, faucht Jenny. »Und ich wünsche dir, dass du bei den nächsten fünf OPs jedes Mal auf den Tisch kotzt.« Ernie starrt sie sprachlos an, aber er lässt die Hand sinken. Ja, das kann meine schöne Freundin hervorragend: Ihre Mischung aus engelsgleichem Erscheinungsbild und derbem Mundwerk hat schon ganz andere eingeschüchtert.
    Endlich schreitet Dr. Gode ein. »Das reicht jetzt«, sagt er entschieden und winkt uns harsch zum nächsten Krankenzimmer. Ich bin immer noch ganz benommen. Sind wir so? Sollen wir so sein? Ich fühle mich grauenhaft.
    Dr. Gode hält mich an der Zimmertür zurück. »Dass Sie sich nicht aus Profilierungssucht bewerben, ehrt Sie«, sagt er leise und ernsthaft. »Aber ich habe Ihnen den Patienten genau deshalb zugeteilt. Damit Sie sich beweisen können.« Ist es ein Wunder, dass ich dem Rest der Visite nicht mehr mit voller Konzentration folgen kann?!
    Ich mache mir den Nachmittag über so viel wie

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