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Miss Emergency

Miss Emergency

Titel: Miss Emergency Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rothe-Liermann Antonia
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ich stürme in denUmkleideraum. Isa ist gerade fertig, sie wirkt erschöpft aber glücklich, hüllt sich ganz langsam in ihre Jacke. »Geschafft!«, haucht sie. »Über zwei Stunden! Aber ich habe es wieder ohne Zwischenfälle überstanden, obwohl alles drunter und drüber ging.« Stolz und immer noch außer Atem fasst sie in typischer Isa-Manier die OP zusammen; ich weiß, dass sie sich jetzt alles noch einmal aus dem Kopf reden muss und erwähne nicht, dass ich in romantischer Eile bin. Während der OP hat sich herausgestellt, dass eine Laparoskopie nicht durchführbar war; der Chirurg hatte bei der Schlüssellochtechnik zu schlechte Sicht, spontan wurde das Verfahren geändert und offen operiert. Isa durfte Haken halten, spülen und die Haut zunähen. »Supereklig«, gesteht sie. »Als wir das betroffene Stück rausgenommen und aufgeschnitten haben, um es zu untersuchen, dachte ich kurz, ich schaffe es nicht. Ich habe versucht, nur an das Schema zu denken und zwischendurch habe ich die Instrumente durchgezählt, als würde ich darin abgefragt. Dann ging es.« Sie ist immer noch ganz aufgeregt. Ich mache ihr die Freude, beeindruckt ihre Haltung zu loben, und erkläre, dass ich garantiert wieder in Ohnmacht gefallen wäre. Sie winkt ab. So viel Lob will sie dann doch nicht. »Weißt du, Lena, es gibt so viel Schwierigeres. Ich möchte lieber noch dreizehn solcher Resektionen überstehen, als selbst der Patient zu sein.« Ich nicke. »Oder mit Tom zu reden …«, fügt sie leise hinzu.
    »Hast du ihn heute schon gesprochen?«
    Isa schüttelt den Kopf. »Ich fahre gleich zu ihm. Wir haben doch nur noch so wenig Zeit … Wäre es nicht idiotisch, die mit Streit und Gerede zu vergeuden?!«
    Ich gebe ihr recht. Und endlich kommt sie auf den Gedanken, dass auch ich keine Zeit zu verlieren habe. Sie sieht zur Uhr und packt mich am Arm. »Du bist wirklich eine wunderbare Freundin«, lacht sie. »Stehst hier rum und hörst dir meine Darmresektions-Geschichten an, während dein Tobias ungeduldig um sein Auto spaziert!« Endlich verlassen wir den Umkleideraum, es ist fast halb acht.
    »Lena, wenn du das Gefühl hast, zu wenig Zeit mit deinenFreundinnen zu verbringen, verstehe ich das«, sagt Tobias, als wir durch die schneevermatschte Stadt fahren. »Ich möchte nicht, dass du dich einschränkst, nur weil ich mich nicht mit den beiden treffen kann.« Ich nicke. Aber so ist es doch! Wir können ja nichts zu viert unternehmen! Fehlt nur noch, dass er sagt, dass wir uns ja nicht jeden Abend sehen müssen. »Was möchtest du? Soll ich dich heimbringen?«, fragt er.
    Ich bin hin- und hergerissen. Wir haben uns schon gestern nicht gesehen, er hat mir so gefehlt. Aber wird Isa mich nicht brauchen, wenn ihr Gespräch mit Tom wieder so schiefläuft? Wie geht es meiner Freundin Jenny, die immer für mich da ist?
    »Ich weiß es nicht«, sage ich leise. Er lächelt mich an, nimmt meine Hand. »Schrecklich kompliziert, was?« Na, das ist ja noch milde ausgedrückt, Herr Oberarzt.
    Das Auto biegt um die Ecke, wir passieren den kleinen Park hinter dem Krankenhaus. Zwei Menschen gehen ganz langsam nebeneinander her, er stützt sie, sie lehnt sich an ihn an. Anna Zietler und ihr Mann machen ihren Schneespaziergang. Morgen, Isa, gelobe ich stumm in den Abendhimmel, morgen, Jenny, versprochen. Jetzt aber, heute, möchte ich genau das.
    Tobias kocht so gewissenhaft, wie er Medikamente verschreibt. Ich finde es wunderschön, kleine Dinge über ihn herauszufinden. Vielleicht liegt das daran, dass er so wenig Privates erzählt, dass mir gar nichts anderes übrig bleibt, als ihn zu beobachten. Ich sehe zu, wie er Tomaten ohne hinzusehen in genau gleich große Teile zerschneidet, und finde es bezaubernd. Er wirft Blätter in die Soße, probiert, runzelt die Stirn, wirft noch ein paar hinterher, kostet wieder und nickt. Ich habe ihn mit demselben Stirnrunzeln Patientenberichte lesen sehen, nachdenklich nicken, eine Medikamentendosis heraufsetzen. Ich darf ihm nicht helfen, also habe ich es mir an seinem Küchentresen gemütlich gemacht, er stellt mir ein Glas Wein hin und ich fühle mich beneidenswert erwachsen. Hier geht es nicht um Beeindrucken, Darstellen, Abschätzen, hier ist alles ganz vertraut.
    »Erzähl ein bisschen!«, sagt er. Ich beginne bei Isa und Jenny,rede von meinen Patienten, der OP-Vergabe-Praxis, die wir alle nicht durchschauen, und meinem unbeabsichtigten neuen Biest-Ruf. Tobias glaubt mir, dass ich mir nie einen Patienten

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