Miss Lily verliert ihr Herz
hatte. Mit etwas Glück würde derjenige, der ihn verfolgte, an ihm vorbeilaufen, ohne ihn zu bemerken.
Doch Fortuna schien ihm nicht hold zu sein. Eine massige Gestalt tauchte aus dem Nebel auf. Der größere der beiden Männer aus dem Water Horse. Gleich hinter ihm ging der kleine Drahtige. Seine Augen weiteten sich, als er Jack bemerkte.
Die Zeit schien stehen zu bleiben. Niemand sprach.
Dann zog Jack sein Messer. Der Riese hielt plötzlich einen Knüppel in der Hand. Sein Komplize grinste.
„Hat Batiste euch geschickt?“, fragte Jack.
Der Blonde räusperte sich, spuckte aus und sagte: „Neugier is’ gefährlich.“
„Dann wisst ihr wohl gar nicht, wer euch geschickt hat?“ Jack ließ die beiden nicht aus den Augen.
„Ein Kerl mit Gold in ’n Taschen. Sein’ Namen kenn’ wir nich’. Is’ auch egal. Mach ihn kalt, Port.“
Der Große trat einen Schritt auf Jack zu.
Jack wartete.
Er wartete, bis der Knüppel durch die Luft sauste. Dann warf er sich blitzschnell nach vorn, die Spitze des Messers auf den Bauch des Schurken gerichtet.
Doch Port verfügte über erstaunlich gute Reflexe. Irgendwie gelang es ihm, das Messer mit dem Knüppel abzufangen.
Verflucht! Schmerz explodierte in seinem Arm, und Jack stieß unwillkürlich einen Schrei aus. Vielleicht wäre es doch klüger gewesen, die linke Hand zu benutzen. Jetzt jedenfalls war alles verloren. Aber er würde sich nicht kampflos geschlagen geben! Mit der linken Faust landete er einen Treffer am Kinn des Angreifers. Der wankte nicht einmal, zuck te nur kurz zusammen, packte ihn am Kragen und hob ihn mühelos hoch.
Das also war das Ende …
In diesem Moment lockerte sich der Griff, und Jack landete unsanft auf dem Boden. Jetzt sah er, dass aus Ports muskulösem Schenkel der Griff eines Messers ragte.
Mit einem Grunzen zog der Riese die Waffe aus der Wunde.
Jack trat zuerst nach der Hand des Mannes und dann nach seinem blutenden Bein. Klirrend landete das Messer auf dem Kopfsteinpflaster. Jack bekam es zu fassen, sprang hinter den Schurken und hielt ihm die Klinge an die Kehle. „Zurück“, stieß er hervor, als er sah, wie der Drahtige einen Schritt auf ihn zu machte. „Zurück, oder ich bringe ihn um!“
Dann hörte er unregelmäßige Schritte. Noch konnte er im dichten Nebel niemanden sehen. Aber irgendwer musste das Messer ja geworfen haben. Für wen war es bestimmt gewesen? Für ihn oder für Port, in dessen Schenkel es stecken geblieben war?
Tapp, tapp … O Gott, das war ein Holzbein. Das war Eli! Und richtig, jetzt konnte Jack die Gestalt des Einbeinigen durch die Nebelschwaden hindurch erkennen. „Welch ein Glück“, verkündete der, „dass ich getroffen habe.“
„Eli!“ Jack lachte. „Sie sind wie ein falscher Penny. Stets tauchen Sie dort auf, wo man Sie am wenigsten vermutet.“
„Bald nich’ mehr!“, drohte der kleine Blonde, der plötzlich ebenfalls ein Messer in der Hand hielt. Doch ehe er es einsetzen konnte, fand er sich auf der Straße liegend wieder. Auf ihm kniete ein fremdländisch aussehender Mann.
„Danke für die Hilfe, Aswan“, sagte Jack.
Breitbeinig stellte Eli sich vor die besiegten Schurken und musterte sie voller Verachtung. „Ihr könnt gehen“, meinte er schließlich. „Aber wenn ihr noch einmal versucht, meinem Freund hier etwas zu tun, dann fahrt ihr schneller zur Hölle, als euch lieb ist. Ich bin ein sehr geschickter Messerwerfer.“
Jack trat einen Schritt zur Seite, woraufhin Port, ohne sich um seinen Komplizen zu kümmern, sogleich im Nebel verschwand. Aswan ließ von dem anderen ab. Der sprang auf, schüttelte wütend die Faust und rief: „Wenn der Bücherwurm die Nase noch mal in Dinge steckt, die ihn nichts angeh’n, dann is er tot.“
„Gehen wir“, sagte Eli ungerührt. „Bei Nebel schmerzt mein Bein immer.“
Die drei mussten noch ein Stück zu Fuß zurücklegen, ehe sie eine Mietdroschke anhalten und sich zu einem Kaffeehaus fahren lassen konnten, das um diese frühe Stunde bereits geöffnet war. Sie wählten einen etwas abseits stehenden Tisch und bestellten.
„Erzählen Sie!“, forderte Eli seinen Freund auf, nachdem alle genüsslich von ihrem Kaffee getrunken hatten.
Jack sah verständnislos drein.
„Na los, ich warte auf eine Erklärung.“
Jack begriff noch immer nicht, was der Einbeinige von ihm wollte.
Ungeduldig sagte dieser: „Sie wussten doch, dass wir uns um alles kümmern würden. Sie sollten nur nach diesem Schiffsbauer suchen. Stattdessen
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