Miss Lonelyhearts
waren und die Luft sauber und lebendig roch. Auf der Farm gab es einen Teich, den sie auf dem Weg zum Haus durch die Bäume hindurch erblickten. Sie hatte keinen Schlüssel, darum mussten sie die Tür aufbrechen. Der schwere, muffige Geruch alter Möbel und moderigen Holzes reizte sie zum Husten. Er beklagte sich darüber.
Betty sagte, ihr mache es nichts aus, weil es kein menschlicher Geruch sei. In das Wort «menschlich» legte sie so viel Bedeutung, dass er lachte und sie küsste.
Sie beschlossen, in der Küche zu kampieren, weil sie der größte Raum war und am wenigsten mit alten Möbeln zugestellt. Sie hatte vier Fenster und eine Tür, und sie machten alle auf, um zu lüften.
Während er das Auto entlud, fegte sie und machte mit einem kaputten Stuhl ein Feuer. Der Herd sah aus wie eine Lokomotive und war fast ebenso groß, aber der Schornstein zog anstandslos, und bald brannte ihr Feuer. Er holte Wasser vom Brunnen und setzte es auf den Herd. Als es kochend heiß war, machten sie damit eine alte Matratze sauber, die sie in einem der Schlafzimmer gefunden hatten. Dann legten sie die Matratze zum Trocknen draußen in die Sonne.
Die Sonne ging fast schon unter, als Betty ihm gestattete, Feierabend zu machen. Er saß da und rauchte eine Zigarette, während sie das Abendessen zubereitete. Sie aßen Bohnen, Eier, Brot und Obst und tranken jeder zwei Tassen Kaffee.
Nach dem Essen war es noch nicht ganz dunkel, und sie gingen hinunter zum Teich, um ihn sich näher anzusehen. Sie saßen dicht beieinander, den Rücken an eine große Eiche gelehnt, und beobachteten einen Reiher bei der Jagd auf Frösche. Gerade als sie zurückgehen wollten, kamen zwei Rehe und ein Kitz an der gegenüberliegenden Seite des Teichs zum Wasser herunter. Die Fliegen piesackten sie, und sie wateten ins Wasser und begannen an den Seerosenblättern zu fressen. Betty machte aus Versehen ein Geräusch, und sie stolperten zurück in den Wald.
Als sie zum Haus zurückkamen, war es vollständig dunkel. Sie zündeten eine mitgebrachte Petroleumlampe an, zerrten die Matratze in die Küche und machten ihr Bett auf dem Fußboden neben dem Herd.
Ehe sie sich hinlegten, gingen sie hinaus auf die Küchenveranda, um eine letzte Zigarette zu rauchen. Es war sehr kalt, und er musste wieder hineingehen und eine Decke holen. Sie wickelten sich darin ein und saßen dann dicht beieinander.
Es gab jede Menge Sterne. Eine Schleiereule gab irgendwo im Wald ein furchterregendes Kreischen von sich, und als sie aufhörte, legte ein Seetaucher unten am Teich los. Die Grillen machten fast so viel Radau wie der Seetaucher.
Auch mit der Decke, die sie umeinander gewickelt hatten, war es kalt. Sie gingen nach drinnen und machten im Herd ein großes Feuer und verwendeten dazu Bruchstücke eines Hartholztisches, damit es nicht so schnell ausging. Jeder aß einen Apfel, dann zogen sie ihre Pyjamas an und legten sich hin. Er streichelte sie, aber als sie sagte, sie sei Jungfrau, ließ er sie in Ruhe und schlief ein.
Er erwachte, als ihm die Sonne ins Gesicht schien. Betty machte sich bereits am Herd zu schaffen. Sie schickte ihn zur Morgenwäsche hinunter zum Teich, und als er zurückkam, war das Frühstück schon fertig. Es bestand aus Eiern, Schinken, Kartoffeln, Bratäpfeln, Brot und Kaffee.
Nach dem Frühstück ließ sie es sich angelegen sein, das Haus wohnlicher zu machen, und er fuhr nach Monkstown, um frisches Obst und Zeitungen zu holen. Zum Tanken hielt er an der Na-mach-schon-Garage und erzählte dem Tankwart von den Rehen. Der Mann sagte, am Teich gebe es noch eine Menge Rehe, weil dort keine Jidden seien. Er sagte, es seien nicht die Jäger, die die Rehe vertrieben, sondern die Jidden.
Rechtzeitig zum Mittagessen war er im Haus zurück, und danach brachen sie zu einer Waldwanderung auf. Es war sehr traurig unter den Bäumen. Obwohl der Frühling bereits weit fortgeschritten war, gab es im tiefen Schatten nichts als Tod – vermoderndes Laub, grauen und weißen Schimmel und über allem Grabesstille.
Später wurde es sehr heiß, und sie beschlossen, schwimmen zu gehen. Sie badeten nackt. Das Wasser war so kalt, dass sie nur kurze Zeit darin bleiben konnten. Sie rannten zum Haus zurück, tranken einen Gin und setzten sich an eine sonnige Stelle auf der Küchenveranda.
Betty war außerstande, länger still zu sitzen. Im Haus gab es nichts zu tun, und sie begann die Unterwäsche auszuwaschen, die sie auf der Herfahrt getragen hatte. Als sie fertig war,
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