Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Miss Mary und das geheime Dokument

Titel: Miss Mary und das geheime Dokument Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Melikan Stephanie Kramer
Vom Netzwerk:
Arm, als der Anstalten machte, noch länger stehen zu bleiben, doch er achtete gar nicht auf sie.
    »Was ist denn, Suz?«, fragte er.
    »Nichts.«
    »Lass uns gehen«, wiederholte Charlotte.
    »Nein, geh du nur schon mal vor«, murmelte er. »Ich hole dich ein.«
    Charlotte blickte ihm stirnrunzelnd hinterher, als er auf ihre Schwester zuging. Dann schnaubte sie ungeduldig und stolzierte davon. »Nur dass du es weißt: Ich werde nicht ewig warten.«
    »Ja, das weiß ich«, rief Holland ihr besänftigend über die Schulter hinweg zu. »Aber reite nicht allein los. Nimm einen der Stallburschen mit.« Als Charlottes trotzige Schritte verklangen, wiederholte er seine Frage an Susannah. »Und sag mir bloß nicht ›nichts‹«, fügte er hinzu.
    Susannah lächelte ihn entschuldigend an, gab aber keine Antwort. Sie bückte sich, hob einen langen, dünnen Zweig auf und rollte ihn langsam zwischen den Handflächen.
    Er beobachtete sie mit fragendem Blick und verschränkte die Arme vor der Brust. »Komm schon, raus damit«, drängte er.
    »Ach, Bobs«, seufzte sie schließlich. »Warum kann nicht alles so bleiben, wie es ist? Warum muss sich immer alles ändern?«
    Obgleich ihre Fragen seltsam klangen, überraschten sie ihn nicht. »Nun, es wäre doch alles verdammt langweilig, wenn sich nichts ändern würde.«
    »Ja, ich weiß, aber …« Sie seufzte wieder. »Für dich ist das etwas anderes.«
    Holland nahm ihr den Zweig aus den Händen und warf ihn beiseite. Dann hakte er sich bei ihr unter und spazierte los. »Natürlich ist es für mich anders«, stimmte er ihr zu, »aber du musst dich hier nicht hängen lassen und darauf warten, diesen Molton zu heiraten, wenn du es nicht willst.«
    Sie hatte mit nur schwachem Protest zugelassen, dass er sie vorwärtszog, doch jetzt schnellte ihr Kopf überrascht hoch. »Woher weißt du davon?«
    »Weil ich kein vollkommener Trottel bin, deshalb. Wirst du ihn heiraten?«
    »Ich … nehme es an.«
    »Was um Himmels willen ist denn das für eine Antwort?«, schalt er sie. » Du nimmst es an ? Hat er dich denn gefragt?«
    »Ja.« Sie zögerte, doch dann brach ihre Erklärung rasch und unzusammenhängend aus ihr heraus. Mr. Molton hatte ihr während ihres Besuchs in Fordham seine Zuneigung gestanden, aber nicht auf eine Antwort gedrängt. Er wollte ihr Zeit geben, darüber nachzudenken, nur hatte sie das gar nicht vorgehabt. Aber jetzt nahm sie an, sie müsse es tun, denn sie hatte sich so unaufrichtig gefühlt, es vor ihrem Papa geheim zu halten. Am vorherigen Abend hatte sie dann alles offenbart. Zweifelsohne war es das Richtige gewesen, aber es hatte ihr keine Erleichterung verschafft, und sie hoffte, dass Bobs nun nicht verärgert sei.
    Er sah sie an. »Würde es denn einen Unterschied machen, wenn ich es wäre?«
    »Warum fragt du? Natürlich würde es das«, erwiderte sie und wich seinem Blick aus. »Ich würde niemals … Aber ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Er ist ein sehr ehrenwerter, anständiger junger Mann, weißt du, und ich bin überzeugt...«
    »Von Lady Armitage überzeugt worden , meinst du wohl?«
    »Nun ja, und von Papa. Er meinte, ich solle das tun, was ich möchte, aber es sei eine sehr vernünftige Partie, und er würde seine Zustimmung nicht verweigern.Wie du siehst …« Sie hob ihren freien Arm zu einem hilflosen Schulterzucken.
    Holland wusste nicht, was er da sehen sollte. Es war doch ganz einfach - entweder sie wollte den Kerl heiraten oder nicht. Susannah sah das aber anders. Da ihr so viel daran lag, dass alle um sie herum zufrieden waren oder zumindest nicht unzufrieden, fiel es ihr nicht leicht, der Anlass für eine Missstimmung zu sein. Und diese Entscheidung jetzt war besonders schwierig, denn sie spürte, ganz gleich, wie sie sich auch entschied, sie würde jemanden unglücklich machen.
    Gewiss würde sie nie einwilligen, Mr. Molton zu ehelichen, wenn er ein schlechter Mensch wäre, aber das war nicht der Fall. Fordham lag ganz in der Nähe, was sehr vorteilhaft war, und der alte Mr. Molton hatte sich ihr gegenüber immer sehr freundlich verhalten. Alle schienen der Meinung zu sein, sie sollte es tun … Es war sehr schwer, jemanden zu enttäuschen.
    Hoffnungsvoll blickte sie zu Holland auf, während sie ihm dies alles darlegte. »Denkst du, ich habe unrecht?«
    »Du willst lieber gar nicht hören, was ich denke.«
    »Natürlich will ich das«, protestierte Susannah, noch lieber wollte sie jedoch vermeiden, sich etwas sehr Harsches anhören zu

Weitere Kostenlose Bücher