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Miss Mary und das geheime Dokument

Titel: Miss Mary und das geheime Dokument Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Melikan Stephanie Kramer
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müssen.
    »Nun denn, ich glaube, deine Mutter weiß, dass du dir nicht im Mindesten etwas aus diesem … Molton machst, und sie versucht, dich in diese Heirat zu drängen, um Schlimmeres zu verhindern.«
    Sie waren stehen geblieben, und sie schüttelte seinen Arm ab. »Was meinst du damit?«
    »Sie wusste doch, dass ich herkommen würde, nicht wahr?«, fragte Holland. »Und sie würde alles tun, um mich von dir fernzuhalten.« Er hielt inne. Doch als er sah, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss, fuhr er in einem sanfteren Ton fort: »Sie glaubt, ich bin nicht gut genug für dich.«
    »Oh nein«, rief Susannah aus.
    »Das finden doch alle , und recht haben sie. Aber … sie … muss eine Gefahr gewittert haben, sonst hätte sie nicht Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um dich vor mir zu beschützen.«
    Er wartete wieder auf eine Antwort, aber sie blieb still und fingerte nur nervös an den Falten ihres Kleids. Nach einer Weile holte er tief Luft. »Sieh mal, Suz, ich weiß, ich bin keine … so gute Partie wie Molton, aber nehmen wir einmal an … nehmen wir an, ich hätte mehr Geld. Nehmen wir an, ich könnte welches auftreiben.«
    »Aber … könntest du das denn?« Sie sah ihn verwundert an. Bobs war arm; jeder wusste das. Sie mochte ihn sehr gern, und ihr war viel daran gelegen, ihn nicht zu verletzen, doch er hatte nichts außer seinem Sold, und Offiziere verdienten nun mal nicht besonders gut.
    Er beantwortete ihre Frage nicht, und sein Vorschlag, was sie mit diesem rätselhaften Einkommen tun könnten, war noch erstaunlicher.
    »Nach Indien gehen?«, wiederholte sie und blickte ihn entgeistert an. »Ich?«
    »Warum nicht? Du könntest … auf Tigerjagd gehen, statt Konten zu verwalten. Auf Elefanten reiten - die Basare besuchen. Das würde dir bestimmt gefallen.«
    »Aber ich verwalte gerne die Konten. Und Mama sagt...«
    »Jetzt denk doch einmal nicht an deine Mutter.« »Das darfst du nicht sagen, Bobs«, bat sie. »Und natürlich gibt mir Mama Ratschläge. Das ist doch nur recht und billig. Aber es bedeutet nicht...«
    »Sag mir nur eines«, unterbrach er sie; er sprach langsam und ließ seine Hände auf ihren Schultern ruhen. »Wäre es anders, wenn ich Geld hätte?«
    Sie blickte ängstlich zu ihm auf, biss sich auf die Unterlippe und antwortete auch dann noch nicht, als er sie drängte. »Nun, aber was ist, wenn … Oh, Charlotte«, murmelte sie und trat rasch einen Schritt von ihm zurück. »Wer ist dieser Mann?«
    Holland drehte sich um, als Charlotte ihnen von der anderen Seite des Gartens zuwinkte und rief: »Bobs! Bobs!« Neben ihr stand ein ältlicher, grauhaariger Mann, der ermattet wirkte, als habe er eine lange Reise hinter sich.
    »Was zum … Ja?«, rief Holland. »Was gibt es denn?«
    »Das ist er«, sagte Charlotte zu dem Mann neben ihr. »Dieser Mann hat nach dir gefragt, Bobs!«
    »Schon gut, schon gut, du brauchst ja nicht gleich die ganze Nachbarschaft aufzuscheuchen«, wehrte Holland ab und ging auf die beiden zu.
    »Captain Holland, Sir?«, fragte der Fremde. »Einen guten Morgen wünsche ich Ihnen, wenn Sie gestatten. Hicks mein Name.« Er tippte respektvoll an seinen Hut.
    Holland nickte zur Begrüßung. »Kenne ich Sie?«
    »Nein, Sir, das nicht, aber ich glaube, Sie werden mich kennenlernen wollen, wenn ich so frei sein darf. Ich komme aus Lindham mit einer ziemlich wichtigen Botschaft von einer jungen Dame, die mit Ihnen bekannt ist.Vielleicht könnte ich, ähm, mit Ihnen darüber sprechen?«
    Holland sah ihn beunruhigt an und nickte dann erneut. »Lottie, geh doch mit Susannah ins Haus. Ich glaube, etwas Frühstück würde ihr guttun. Nun geh schon«, befahl er, als Charlotte seiner Bitte nicht Folge leisten wollte. Er wartete, bis die Schwestern gegangen waren, und wandte sich dann wieder an Hicks. »Sie haben eine Nachricht von Mary Finch?«
    »Richtig, Sir.«
    »Hat Miss Finch Sie gesandt?«
    »In gewisser Weise schon. Sie und Mr. Déprez.«
    »Déprez? Was zum Teufel hat der …« Holland schüttelte den Kopf. »Also gut, lassen Sie hören.«
     
    Der Morgen, der klar und kalt in Norfolk dämmerte, brachte feuchte, kalte Luft nach London. Mr. John Hudson spürte die Kälte, die unter der Tür hindurch und durch das undichte Fenster kroch und sein Büro in der Bow Street Nummer 4 erfüllte. Hudson kam montags für gewöhnlich sehr früh zur Arbeit. Der Sonntag mochte zum Ruhetag erklärt worden sein, aber sonntagabends herrschte bei der City Police in der Regel

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