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Miss Mary und das geheime Dokument

Titel: Miss Mary und das geheime Dokument Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Melikan Stephanie Kramer
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neu eröffnet. Diese Gegend hier ist für die Schmuggler zu unsicher geworden, und wenn die Franzosen nicht beschließen, den Kontakt ganz abzubrechen, dann werden sie ihren Mann vermutlich an einen anderen Ort versetzen.«
    »Aber wohin?«, fragte Mary und seufzte. »Schließlich kann an der englischen Küste von unzähligen Orten aus ein Schiff nach Frankreich segeln.«
    »Ja, genau, und wir wären auf bloße Vermutungen angewiesen. Dieses Mal hatten wir das Glück, die Spur der Männer zu entdecken - oder zumindest einiger von ihnen - und sie bis nach Lindham weiterverfolgen zu können. Ich bezweifle, dass wir ein zweites Mal so viel Glück haben werden. Deshalb müssen wir uns eher zum Ursprung des Lecks vorarbeiten, als nach dem neuen Ablegeplatz hier in England zu suchen.«
    »Verstehe«, meinte Mary, »und können Sie das tun?«
    »Zurzeit ist das wohl schwierig, aber es gibt vielleicht eine Möglichkeit, unsere Aussichten zu verbessern.«
    Als sie am darauffolgenden Morgen ihrem Mann Tee einschenkte, verkündete Lady Armitage, sie habe an Mr. Grantley Molton geschrieben. Zweifelsohne glaubte sie, Sir William interessiere sich sehr für diese Neuigkeit. Da täuschte sie sich jedoch, denn Sir William war in seine Korrespondenz vertieft und hatte nur mit halbem Ohr zugehört. Über die Jahre hatte er indes die Fähigkeit kultiviert, seine mangelnde Aufmerksamkeit gut zu verbergen, was einer der Gründe für ihre glückliche Ehe war.
    »Wirklich, meine Liebe?«
    »Ja, und ich erwarte in Bälde eine Antwort.«
    Sir William nickte zerstreut. »Hm, nun, das tust du vermutlich - ich meine, ich bin sicher, alles wird sich zum Besten wenden.«
    »Da bin ich mir ganz sicher«, stimmte Lady Armitage in etwas schärferem Ton zu, aber dann wurde ihre Miene milder und nachdenklicher. Sie musste genau überlegen, wie sich Mr. Molton während seines Besuchs die Zeit vertreiben konnte. Wenn doch nur Frühling wäre, dann könnten er und Susannah promenieren, nichts mutete romantischer an … Aber bei schlechtem Wetter war es keineswegs ratsam, nach draußen zu gehen, bei all den Unwägbarkeiten von tiefem Matsch bis hin zu Regen und scharfem Wind. Schließlich hielt ein Gentleman ja nicht um die Hand einer jungen Dame an, wenn er gerade in den Morast gefallen war oder sie mit hochrotem Kopf und Haaren wie Stroh vor ihm stand. Also galt es, Beschäftigungen im Haus aufzutun; kurzweilige Familienspiele … und Susannah konnte ihm etwas auf dem Pianoforte vorspielen. Sie spielte ganz gut und sah dabei sehr hübsch aus. Eine gute Idee wäre auch, Mr. Moltons Lieblingsspeisen zubereiten zu lassen, wenn er ihnen seine Aufwartung machte. Essen sorgte bei Männern gewöhnlich für gute Laune - besonders Süßes. Sie würde diesbezüglich mit der Köchin reden.
    »Hoffentlich macht er sich nicht allzu viel aus Austern«, bemerkte Sir William, während er das Siegel eines kleinen Kuverts mit schwarzer Umrandung erbrach. »Ach, der arme Willoughby hat nun doch das Zeitliche gesegnet. Ich hab mich schon gefragt, wie lang er noch durchhalten würde. Die letzten zwei Jahre war er fast völlig gelähmt, musst du wissen. Nein, was ich sagen wollte, das letzte Mal, als Susannah Austern gegessen hat, bekam sie überall rote Flecken.«
    »Ah ja, gut, dass du mich daran erinnerst«, erwiderte Lady Armitage und nickte. »Keine Austern.«
    Obgleich frei von Flecken, wirkte Susannahs Gesicht in diesem Augenblick entschieden nachdenklich. Sie war früh aufgestanden und schlenderte lustlos die laubbedeckten Wege im Küchengarten entlang. Die Luft war feucht und stürmisch, und um sie herum gab es nur nackte Erde und kahle, abgestorbene Stauden. Da weckten knirschende Schritte ihre Aufmerksamkeit, und sie winkte flüchtig zu ihrem Cousin und ihrer Schwester hinüber. »Reitet ihr aus?«, rief sie ihnen zu.
    »So ein herrlicher Morgen!«, erwiderte Charlotte und winkte zurück. »Komm doch mit.«
    »Ich bin wohl kaum dafür angezogen.«
    »Dann geh und zieh dich um«, sagte Holland pragmatisch. »Wir warten auf dich.«
    Susannah bedachte die beiden mit einem dünnen Lächeln. »Nein, nein, geht ihr nur. Es ist zu kalt zum Reiten.«
    Charlotte empfahl ihr einen guten Galopp als bestes Mittel zum Aufwärmen und wiederholte ihre Einladung. Aber auch das zeigte keine Wirkung, und Charlotte verlor angesichts der Lustlosigkeit ihrer Schwester rasch die Geduld. »Ach, du bist so eine Transuse. Komm schon, Bobs, lass uns gehen.«
    Sie zerrte ihren Cousin am

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