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Miss Mary und das geheime Dokument

Titel: Miss Mary und das geheime Dokument Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Melikan Stephanie Kramer
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»Ich dachte, die Texte könnten etwas mit Waffen zu tun haben, aber …«
    Wieder überraschten ihn ihre Worte. »Wie kommen Sie darauf?«, wollte er wissen.
    »Der Verweis auf Artillerie. Ich erinnere mich, dass Captain Holland das Wort verwendete, als er über das Waffenlager in Woolwich sprach. Ich verstehe zwar nicht, was »Kuchen« bedeutet oder was ein Bischof damit zu tun haben könnte, aber bezeichnet man mit Mörser nicht eine Art von Geschütz oder vielleicht eine Kanone?«
    »Ja, das stimmt«, erwiderte Déprez und nickte. »Aber sehr interessant, dass Sie Captain Holland erwähnen. Hat er … sonst noch etwas über Waffen gesagt?«
    Mary zog die Stirn kraus. »Ich glaube nicht, aber es ist durchaus möglich. Schließlich ist er ja Soldat.«
    »Ja, natürlich, und England befindet sich im Krieg. Nun ja. Sie haben recht, diese Dokumente befassen sich in der Tat mit Waffen, und Sie wissen sicher auch, was das bedeutet.«
    Das wusste sie sehr wohl, aber sie zögerte, es zuzugeben. Die Schmuggler gaben geheime Informationen an die Franzosen weiter. Ein Schauder lief ihr über den Rücken, als sie diese Worte aussprach.Verrat! Und sie unterhielten sich darüber, als wäre es die normalste Sache der Welt! »Natürlich ist es verwerflich, dem Feind gegenüber irgendetwas preiszugeben, aber halten Sie diese Informationen wirklich für sehr wichtig?«
    »Ich weiß es nicht, aber Spionage ist ein äußerst gefährliches Spiel, und dem muss ein Ende gesetzt werden.« Déprez hielt mit grimmiger Miene inne. »Nun, ich will offen mit Ihnen sprechen. Sie haben es verdient. Gestern Abend sagte ich, ich sei sehr interessiert an diesen Dokumenten, und das stimmt auch. Vor einiger Zeit bin ich auf undichte Stellen in der Heeresleitung aufmerksam geworden - zunächst in St. Lucia, und dann hier in England. Über das Ausmaß der Korruption - des Verrats - weiß ich noch nichts, aber das steht auf einem anderen Blatt. Zweifelsohne benutzen die Franzosen die englischen Schmuggler als Mittelsmänner, und es ist mir gelungen, den Informationsfluss bis in die hiesige Gegend zurückzuverfolgen. Deshalb bin ich hier.«
    Mary sah ihn entgeistert an. »Dann sind Sie also eine Art … Agent ?«
    »Das wäre zu hoch gegriffen«, wiegelte Déprez ab. »Sagen wir lieber, meine Neugier für solche Dinge gewinnt manchmal die Oberhand und verwickelt mich in Angelegenheiten, von denen ich besser die Finger gelassen hätte.«
    »Aber doch nicht, wenn Sie diesen … Verrat verhindern können«, rief Mary aus und fasste ihn am Arm. »Fraglos müssen Sie da handeln! Das ist sehr edelmütig von Ihnen und richtig!«
    »Nun, wir werden sehen.«
    »Weiß Mr. Somerville über Ihre Tätigkeit Bescheid?«
    »Ja, bis zu einem gewissen Grad. Er ist natürlich ein feiner Mensch, aber mein eigentlicher Partner ist...«
    »Hicks.«
    »Ja, Hicks.«
    »Dann haben Sie ihn also deshalb nach White Ladies geschickt«, folgerte Mary. Als ihr einfiel, dass ihr Onkel diese Dokumente versteckt hatte, kamen ihr jedoch Bedenken. »Haben Sie erwartet, er würde etwas finden?«
    »Ach, vor Ihnen habe ich keine Geheimnisse«, erwiderte Déprez und lachte auf. »In Wahrheit war ich mir überhaupt nicht sicher, was White Ladies betraf - schließlich hatte sich dort bereits ein sehr überraschender Vorfall ereignet. Aber ich wollte jemanden dort vor Ort haben, und Hicks konnte unauffälliger mit Mr. Todds Männern dorthin fahren als ich. Ich habe nicht geahnt, dass Sie sich als viel aufmerksamere … Agentin entpuppen würden als wir beide zusammen.«
    Mary errötete bei dem Kompliment, aber Déprez’ Enthüllung über sich selbst war noch viel interessanter, denn sie konnte alles verändern. Sogleich schossen ihr wichtige Fragen durch den Kopf. Hatte Mr. Déprez auch über Mr.Tracey Bescheid gewusst? Hatte Tracey im Great White Horse wirklich auf jemanden gewartet? Sicher musste dem so gewesen sein! Und kannte Déprez die Identität dieses Mannes?
    Déprez antwortete vorsichtig. Er hatte einiges über Tracey gewusst, allerdings nichts über die Identität seines Komplizen, und da diese Information von entscheidender Bedeutung war, mussten sie mit größter Umsicht vorgehen, um sie zu erlangen. »Zunächst müssen wir das verbleibende Dokument entschlüsseln. Das sollte jetzt, wo Sie uns gezeigt haben, wie es geht, ziemlich einfach sein. Diese Botschaft könnte uns auf die richtige Fährte führen. Aber was den nächsten Schritt anbelangt … Ich denke, die Jagd ist wieder

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