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Miss Mary und das geheime Dokument

Titel: Miss Mary und das geheime Dokument Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Melikan Stephanie Kramer
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sie ganz außer Atem wissen.
    »Wovon sprichst du?«, erwiderte Holland, der gerade etwas aus dem Schrank angelte. Dann wandte er sich ihr zu und fuhr fort: »Warum sollte etwas passiert sein?«
    »Susannah ist völlig aufgewühlt und den Tränen nahe, und du siehst auch komisch aus. Wer war dieser Mann? Den mochte ich gar nicht leiden.«
    »Dafür gibt es auch keinen Grund. Er hat mir eine Botschaft überbracht, trotzdem hat es mir noch lange nicht so den Atem verschlagen wie dir.«
    »Aber ich bin den ganzen Weg gerannt. Ist es eine wichtige Botschaft? Wovon handelt sie? Du … du verlässt uns doch nicht, oder? Das ist so unfair!«
    »Doch, leider.« Er knöpfte seine Weste auf und zog das Hemd aus der Kniebundhose. »Ab jetzt mit dir, Kräbbchen, ich muss mich umziehen.«
    »Nie sagt mir einer was«, meinte sie voller Wut, setzte sich auf und hielt eines der Kissen eng umschlungen. » Maman kam runter und wollte wissen, warum Susannah so ein Theater macht. Da hat sie nur noch mehr geheult, und jetzt ist Maman selbst auch stinkwütend.«
    Er lächelte kurz. »Geschieht ihr ganz recht.Wo ist denn dein Vater?«
    »Weiß ich nicht.Vielleicht sitzt er in der Bibliothek und wartet, bis alles vorbei ist. Das macht er immer, wenn eine von uns außer sich ist .«
    »Ein kluger Mann.«
    »Und wir sind nicht geritten.«
    »Ja, tut mir leid. Vielleicht beim nächsten Besuch.« Er setzte sich neben Charlotte und umarmte sie flüchtig. Sie ließ ihn gewähren, aber nur widerstrebend. »Das erinnert mich daran«, fuhr er fort, »dass wir über dein Hindernisreiten sprechen müssen und darüber, wie das organisiert werden kann, jetzt, wo deine Mutter wieder zurück ist.«
    Charlotte blieb ihm eine Antwort schuldig. Doch ihr von einem Achselzucken begleitetes Schmollen war beredt genug, um ihrer Überzeugung Ausdruck zu verleihen, dass das unumgängliche Ende ihrer Springkarriere einfach nur das letzte Glied in einer Kette von Ungerechtigkeiten war, die ihr widerfuhren, und dass Holland dies alles sowieso einerlei war. In der Tat blieb Holland erstaunlich unberührt von ihrer schlechten Laune. Ganz ruhig erklärte er ihr, die untersagten Aktivitäten würden von nun an auf die nördlich gelegene Wiese verlegt werden, da diese weit genug vom Haus entfernt und außerhalb von Lady Armitages häuslichem Einflussbereich lag. Die Wiese war jedoch nicht so gut trockengelegt wie der Holzplatz. Deshalb müsste sie darauf gefasst sein, an manchen Tagen nicht so lange springen zu können. Chaplain, der Stallmeister, würde in dieser Sache das letzte Wort haben.
    »Und hör mir gut zu, Kräbbchen: Weißt du, wie du unser Geheimnis am besten hüten kannst?«
    »Nein.«
    »Sieh zu, dass man gar nicht erst Verdacht schöpft. Benimm dich und mach keinen Ärger. Wenn deine Mutter das Gefühl hat, du brütest etwas aus, selbst wenn sie nicht weiß, was es ist, behält sie es doch im Hinterkopf. Früher oder später kommt sie dir so auf die Schliche - oder Chaplain oder einer der Jungen -, und dann fliegt alles auf.«
    Charlotte nahm diesen Rat ungläubig entgegen, da sie spürte, dass er sie eigentlich dazu bewegen wollte, ihre Geografiestunden nicht zu schwänzen. Als Holland bekräftigte, sie solle selbstverständlich weiterhin auf Clemmie ausreiten, da ein plötzlicher Sinneswandel mehr als verdächtig erschiene, nickte sie mit wesentlich mehr Begeisterung. Dann nämlich träte das genaue Gegenteil von dem ein, was sie erreichen wollte. Andererseits wäre es bestimmt sehr hilfreich, wenn sie ein paar der Bürden der Gelehrsamkeit auf sich nähme.
    »Und was Susannah anbetrifft«, fuhr Holland fort, »ihr, denke ich, kannst du vertrauen, aber...«
    »Aber sie würde alles verraten, wenn jemand sie darauf anspräche«, beendete Charlotte seinen Satz. Damit war ihr Vertrauen zu ihrem Cousin wiederhergestellt. »Susannah ist ein hoffnungsloser Fall, wenn es um Geheimnisse geht - nicht so wie wir.« Sie strahlte ihn glücklich an.
    »Nein, darin ist sie nicht gut. Und Kräbbchen, du brauchst auch niemandem von dem Mann zu erzählen, der mir die Nachricht überbracht hat. Ich bezweifle, dass Susannah ihn überhaupt wahrgenommen hat, und … du solltest das Ganze auch am besten vergessen - offiziell meine ich.«
    »Ich wusste gleich, dass mit dem etwas nicht gestimmt hat«, rief Charlotte aus und lächelte dabei verschwörerisch. »Bist du in geheimer Mission unterwegs?«
    »So etwas in der Art. Und du bist die Einzige, die davon weiß.« Er machte

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