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Miss Mary und das geheime Dokument

Titel: Miss Mary und das geheime Dokument Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Melikan Stephanie Kramer
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richtig hinzubekommen. Andernfalls funktioniert das Pulver nicht - oder nicht besonders gut, deshalb müssen wir es testen. In einem Dokument steht das Ergebnis eines Tests von verschiedenen Pulvergraden: grob- und kleingeschrotet.«
    »Ja, daran erinnere ich mich«, meinte Mary. »Und Double Battle, das muss eine besonders schlagkräftige Variante sein.«
    »Das ist eine Treibladung. Es wird in einem Ort namens Battle in Sussex hergestellt.«
    »Oh, ich dachte …« Sie lachte insgeheim. »Wie Hollands Gin.«
    »Stimmt.«
    »Aber diese ganzen Informationen werden doch sicherlich geheim gehalten, ich meine, sie sollten geheim gehalten werden. Wer könnte das herausgefunden haben?«
    »Ja, sie sind geheim.« Er hielt einen Moment lang inne. »Schwer zu sagen, wer sie außer mir in die Finger bekommen konnte.«
    »Außer Ihnen ?«, rief Mary aus, und plötzlich kroch eine schreckliche Angst in ihr hoch.
    »Ja, Sie müssen wissen, ich … ach, verdammt, Miss Finch, Sie glauben doch wohl nicht, dass ich ein Spion bin, oder? Seien Sie nicht töricht.«
    Angesichts seiner entrüsteten Erwiderung kam sie sich ausgesprochen dumm vor.
    »Nein, natürlich nicht«, pflichtete sie ihm bei. »Es war nur so … Alles ist so … Ich weiß gar nicht mehr, was ich denken soll. Bitte entschuldigen Sie.«
    »Nun, egal«, sagte Holland und runzelte die Stirn. »Ich wollte sagen, dass Schießpulver in meinen Zuständigkeitsbereich fällt. Die Admiralität hat in Woolwich ein Laboratorium, und dort arbeite ich.«
    »Mit Schießpulver?«
    »Ja, und mit anderen Dingen.«
    Das hörte sich schrecklich wichtig und sehr gefährlich an, besonders als Holland eingestand, schon eine Prise Pulver könne eine Explosion auslösen, ein einziger Funken genügte. »Möglicherweise wollen die Franzosen in einer unserer Pulvermühlen eine Explosion auslösen«, rief Mary aus und sprach gleich darauf nur noch im Flüsterton, als ob die Gefahr bestünde, die Franzosen könnten mithören.
    »Mag sein, aber dann müssten sie nur wissen, wie man in die Mühlen oder die Pulverlager gelangt.Wir sind darüber informiert, dass sie an unseren Methoden interessiert sind. Aber das ist auch nicht verwunderlich.«
    »Nein?«
    Er schüttelte den Kopf. »Wegen des Salpeters haben sie Probleme mit ihrem Schießpulver, denn den benötigt man für die Herstellung. Am besten bekommt man ihn in Indien. Aber vor einiger Zeit - vor dem letzten Krieg - haben wir die Franzosen daran gehindert, Peter aus Indien zu kaufen. Das hat sie ziemlich erbost. Daraufhin haben sie versucht, selbst neue Quellen aufzutun, und sie sind besonders darauf erpicht, herauszufinden, was wir tun, um unser Pulver effektiver zu machen.«
    »Verstehe«, sagte Mary, »und die Informationen in den Dokumenten wären hilfreich für sie.«
    »Ja, wenn sie bis nach Frankreich kommen. Das könnte aber schwierig werden, weil unsere Kriegsmarine die Küste ständig auf und ab fährt. Aber Schmuggler, die bereits Kontakte zu den Franzosen und schnelle Schiffe haben und zudem gewohnt sind, die Zöllner auszutricksen, könnten es schaffen. Mit denselben Boten, die französische Schmuggelware transpotieren, kann man problemlos geheime englische Dokumente oder sogar Spione außer Landes bringen.«
    Sie nickte. Déprez hatte ganz ähnlich argumentiert und überdies darauf hingewiesen, dass die Schmuggler ihre Transaktionen aus Angst eingestellt hätten. Demnach mussten die geheimen Informationen England auf anderem Wege verlassen. Mehr wusste Déprez leider auch nicht. Wohin gelangten diese Informationen, und wer steuerte das? Unkenntnis dieser Dinge hatte ihn dazu veranlasst, Captain Holland um Rat zu fragen. »Alles, was bisher geschehen ist, egal, was weitergegeben wurde … glauben Sie, die Lage ist sehr ernst?«
    »Verdammt ernst. Selbst wenn die Informationen, die Sie gefunden haben, an sich nicht allzu viel Schaden anrichten, wäre es nur eine Frage der Zeit, bis wirklich Wichtiges preisgegeben wird.«
    Mary nickte, denn auch in diesem Punkt deckten sich Hollands und Déprez’ Ansichten, was auch nicht weiter verwunderlich war. Spionen gegenüber durfte man nicht einfach nachsichtig sein, nur weil es ihnen noch nicht gelungen war, Bedeutsames zu verraten.
    Sie betrachtete Holland:Wie ernst und unnahbar er aussah. Mary hatte das Gefühl, dass er mit seinen Gedanken ganz woanders weilte und ihr nur mit halbem Ohr zuhörte. Trotzdem erschien es ihr einfacher, mit ihm zu reden als mit dem scheinbar unfehlbaren Mr.

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