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Miss Mary und das geheime Dokument

Titel: Miss Mary und das geheime Dokument Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Melikan Stephanie Kramer
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Tipton Verdacht schöpfen können.«
    Holland blieb auf der Stelle stehen. »Was für einen Verdacht?«
    »Ganz allgemeiner Natur«, entgegnete Déprez lächelnd. Er war ebenfalls stehen geblieben, doch jetzt bedeutete er Holland, weiterzugehen. »Sie ist wie eine Henne mit einem Küken, müssen Sie wissen; hat große Pläne für Miss Finch, und … beobachtet sie ganz genau.«
    »Keine Sorge, damit werde ich schon fertig.«
    »Davon bin ich überzeugt.Wir sind da. Die Stallungen sind über den Hof rechter Hand.« Déprez öffnete die Tür, sodass die Kerzen um sie herum flackerten. »Vergessen Sie nicht, um neun in Ipswich.«
    Holland nickte und verschwand in die Dunkelheit. Nachdem er die Tür wieder geschlossen hatte, stand Déprez einen Moment lang still da und dachte über das soeben Geschehene nach.War es klug von ihm gewesen, sich und seine Mission zu offenbaren? Wenn Holland sich jetzt auf und davon machte, wäre es wohl schwierig, noch einmal eine so gute Position zu erlangen. Wenn nicht, so konnte das Vertrauen, welches Déprez ihm entgegengebracht hatte, sich jedoch als noch wertvoller erweisen. Das Spiel war sehr ausgeglichen, aber Déprez war ein Spieler - und dazu noch ein guter.
    »Nun?« , wollte hinter ihm jemand wissen.
    Trotz seiner Routine zuckte Déprez zusammen. »Zum Henker!«, fuhr er Hicks verdrießlich an. »Musst du hier so herumschleichen? Und was soll diese … wenig hilfreiche Bemerkung? Du hast doch mitbekommen, was entschieden worden ist.«
    »Stimmt. Eine verdammt schlechte Entscheidung. Du hättest das verhindern können.«
    »Ja. Du scheinst zu glauben, dass Captain Holland bei dem Ganzen keinen eigenen Kopf hat«, fauchte Déprez. »Er steht nicht unter meinem Befehl, das solltest du wissen.«
    Hicks zuckte mit den Achseln. Er spürte Déprez’ Angst, aber dieses Mal wollte er sich nicht über ihn lustig machen. »Im Moment sicher nicht. Bist du dir darüber im Klaren, dass wir ihn möglicherweise verloren haben?«
    »Bislang war er noch keiner von uns.«
    » Und er hat die Dokumente.Wenn er jetzt flieht, sieht es für uns übel aus.«
    »Eine weitere wenig hilfreiche Beobachtung«, entgegnete Déprez. »Lass mich noch Folgendes hinzufügen:Wenn er sich nicht aus dem Staub macht, haben wir alles auf eine Karte gesetzt und gewonnen.«
    Ohne es zu wollen, musste Hicks lächeln. Man konnte nicht umhin, Déprez’ Selbstvertrauen zu bewundern, selbst wenn sie dadurch die größten Schwierigkeiten bekamen. »Fändest du genauso viel Gefallen an der Sache, wenn es kein Risiko gäbe?«
    »Hm! Willst du damit andeuten, dass ich alles nur zu meinem eigenen Vergnügen mache?«
    Einen Moment lang schien Déprez ernsthaft erbost zu sein, doch dann musste er lächeln. »Manchmal glaube ich, du bist mein Advocatus Diaboli , immer fest entschlossen, mir meine schlechteste Seite vor Augen zu führen.«
    »Nein. Mehr dein Schutzengel, der dich vor Gefahren warnt, wenn du mir erlaubst, eine Parallele zu ziehen.«
    »Ja, die erlaube ich dir.« Déprez lachte. »Selbst wenn ich deine Warnung nicht immer beherzigen kann. Manchmal tue ich es aber auch.«
    Hicks sagte nichts dazu, was Déprez aber keineswegs kränkte. Stattdessen wandte er sich entschlossen von der Tür ab und deutete mit der Hand auf den Korridor. »Komm, lass uns wieder zu Mr. Somerville zurückkehren.« Beim Gehen hob er sein Kinn ähnlich trotzig wie Mary Finch, obgleich er diese Ähnlichkeit wohl nicht goutiert hätte. »Und was Captain Holland anbelangt, er wird sich auf den Weg zu ihr machen, und dann nach Ipswich. Da bin ich mir ganz sicher.«
    Diese Überzeugung geriet jedoch ins Wanken, als er an einen anderen Aspekt des Unterfangens dachte. Miss Finch war nicht die erste junge Frau, die er bewunderte, sie hatte sich jedoch als … unberechenbar erwiesen, was ihren Charme nur noch vergrößerte. Er wollte auf keinen Fall, dass sie durch irgendein Ereignis Schaden nahm, doch eine Verletzung schien fast unumgänglich, wenn sie mehr mit Holland zu tun bekäme. Trotz ihrer großen Hilfe wünschte er sich fast, er hätte sie außen vor gelassen.
    Hicks gegenüber, der, nachdem er seine Moralpredigt beendet hatte, nun treu ergeben neben ihm herging, ließ er nichts von alledem verlauten. Stattdessen zuckte Déprez mit den Achseln und sagte zu sich selbst, er würde weichherzig. Das konnte gefährlich werden. Und was Miss Finch anbelangte, sie musste wohl selbst damit fertig werden, wie alle anderen auch.
     
    Holland machte sich

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