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Miss Mary und das geheime Dokument

Titel: Miss Mary und das geheime Dokument Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Melikan Stephanie Kramer
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einfach gehen, und so machte ich mich heute Morgen auf den Weg. Leider wurde die Kutsche in Newmarket aufgrund eines Pferderennens aufgehalten, aber zu guter Letzt hat alles geklappt und ich machte mich auf den Weg nach Ipswich. Am Nachmittag hielten wir jedoch an, als unser Kutscher gewahr wurde, dass es einen Unfall gegeben hatte, und dann lag da Mr. Tracey.«
    Captain Holland lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Und er war in einem üblen Zustand?«
    »Ja, und während wir auf Hilfe warteten - ich dachte, es käme ein Arzt, aber es war nur ein Mann namens Ned mit einem Wagen -, sagte Mr. Tracey äußerst beunruhigende Dinge.« Mary schilderte ihm, was sie von Mr. Traceys befremdlichen Bemerkungen behalten hatte, lehnte sich jedoch wieder vor, sobald die Erinnerung an seine rastlose Gemütsverfassung wieder in ihr hochkam.
    Holland erschien allerdings merkwürdig ungerührt von ihrer Erzählung, und als sie zum Ende kam, machte er sogar eine recht teilnahmslose Miene.
    Gekränkt und überrascht, wiederholte Mary das Berichtete noch emphatischer, aber Captain Holland blieb ungerührt. Noch weitaus ärgerlicher war, dass er sogar für die befremdlichsten Dinge eine Erklärung fand. Dass Mr. Tracey ihren Namen kannte, war für ihn nicht unheimlich, schließlich hatte sie ihm den doch freiwillig genannt. Auch seine diffusen Warnungen blieben nicht unerklärlich, waren sie doch lediglich eine Folge seines Schockzustands und der heftigen Schmerzen. Auch seine Botschaft für sie war nicht rätselhaft, denn höchstwahrscheinlich hatte er ihr gar nichts mitzuteilen. »Wenn man neben einem Kranken sitzt, hört man sein Gefasel, aber das kommt vom Fieber oder dem Schlag auf den Kopf und hat gar nichts mit Ihnen zu tun.«
    Leeres Gefasel. War das möglich? Leeres Gefasel, das er unter Schmerzen hervorstieß? Das konnte Mary nicht glauben, sie gab allerdings zu, dass sie Tracey mehrere Male mit dem Kräuterlikör hatte wiederbeleben müssen, den sie nun mit einer feierlichen Geste hervorholte. Die Flasche war so gut wie leer, trotzdem öffnete Holland sie und roch daran. Dann grinste er. »Was Wunder, dass der arme Teufel so einen Blödsinn von sich gegeben hat, wenn Sie ihn damit abgefüllt haben. Das ist Gin.«
    »Gin?« , Mary rang nach Luft und lehnte sich zurück. »Oh, das wusste ich nicht …«
    »Halb so schlimm, Miss. Hört sich an, als ob er den ganz gut gebrauchen konnte.«
    Dass Holland das Verhalten des Verletzten so auslegte, verblüffte Mary. Konnte alles, was er ihr gesagt hatte, einfach nur mit seinen Verletzungen und … seiner Trunkenheit erklärt werden? Sie warf einen Blick auf Captain Holland und wünschte sich, er möge aufhören, sie derart von oben herab zu belächeln. Dann fiel ihr die Uhr wieder ein, und ihr Selbstbewusstsein erstarkte. Nun beugte sie sich wieder zu ihm vor. »Warten Sie«, sagte sie und wühlte gleichzeitig in ihrer Manteltasche. »Ich hätte Ihnen erzählen sollen … Bitte schauen Sie sich diese Uhr an, die er bei sich trug.« Als die Uhr zum Vorschein kam, ließ Mary sie über den Tisch gleiten.
    »Seine … Ei zum Henker, Miss!«, entfuhr es Holland, aber gleich darauf sprach er leiser. »Sie haben ihm die verdammte Uhr geklaut!« Er sah sich im Raum um, aber niemand schien sie über Gebühr zu beachten.
    »Das ist nicht seine Uhr. Schauen Sie nur hinein.« Als er ihrer Bitte nicht sogleich nachkam, blickte sie finster drein und entfernte vorsichtig das Schildpattgehäuse, sodass ein graviertes inneres Gehäuse zum Vorschein kam. Sie drehte es um und hielt es ihm hin.Von ihrer Handfläche umgeben, lag da etwas, das einem Silberhügel glich. »Wie viele Männer tragen wohl eine Uhr mit den Initialen eines anderen Mannes bei sich? Sehen Sie den Namen von demjenigen, der sie sich hat anfertigen lassen? E.S.F. Und mein Onkel heißt Edward Strongman Finch.«
    »Das ist seltsam«, gestand er ein, »aber … Sie wollen damit doch wohl nicht sagen, dass Ihr Onkel in ganz England der Einzige mit diesen Initialen ist, oder? Und Sie haben da etwas Ungeheuerliches … Ich meine, Sie hätten das nicht tun dürfen.«
    »Kann ich Sie hiermit überzeugen?« Mary blieb hartnäckig und ließ nun ihre Hand in die Tasche ihres Kleides gleiten. »Schauen Sie sich diese Uhr an - nein, warten Sie einen Augenblick.« Sie riss die zweite Uhr wieder an sich und entfernte auch hier das äußere Gehäuse. Dann übergab sie sie ihm. »Was meinen Sie dazu ?«
    Captain Holland verglich die beiden Uhren

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