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Miss Mary und das geheime Dokument

Titel: Miss Mary und das geheime Dokument Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Melikan Stephanie Kramer
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miteinander: zwei kleine Repetitionsuhren aus Silber mit cremefarbenen Zifferblättern und Schildpattgehäuse. Die zweite sah abgenutzter aus als die erste. Sie wies Kratzer auf, wo der Schlüssel eingeführt wurde, und hatte eine lange tiefe Kerbe im Schildpatt. Die Zeiger standen auf Viertel nach drei. »Die hier ist in schlechtem Zustand.«
    Mary seufzte und hielt ihn für schwer von Begriff. War das alles, was er dazu zu sagen vermochte? »Sie ist nicht in schlechtem Zustand, sondern kaputt . Ich benutze sie nicht als Chronometer, es ist nur so … Es war die Uhr meines Vaters, müssen Sie wissen.« Sie kräuselte abermals die Stirn. »Er hieß Richard Abernethy Finch. Können Sie die Lettern R.A.F. erkennen?«
    »Ja.«
    R.A.F. und E.S.F. Selbst der Stil der Gravur sah identisch aus. Mary erklärte Holland, die Uhr ihres Vaters sei ein Geschenk von dessen Vater. Wahrscheinlich habe ihr Onkel auch so eine Uhr vom Vater geschenkt bekommen.Wie konnte diese also in den Besitz von Mr. Tracey geraten sein?
    Holland sprach ganz langsam: »Nun …, wenn diese Uhr tatsächlich Ihrem Onkel gehörte, hat er sie vielleicht weggegeben oder verkauft.«
    »Unsinn«, gab Mary spottend von sich. »Ich meine, das ist sehr unwahrscheinlich. Ich glaube vielmehr, dass Mr. Tracey sie von meinem Onkel gestohlen hat.«
    »Das ist genauso ein Unsinn«, entgegnete Holland und lachte. »Halten Sie es für naheliegend, dass er Sie vor einer Gefahr warnt, wenn er die Uhr Ihres Onkels geklaut hat? Was spricht dagegen, dass Ihr Onkel sie verkauft hat? Die Leute geben alles Mögliche zum Verkauf, wenn sie Kleingeld brauchen.«
    »Stimmt, aber mein Onkel ist äußerst wohlhabend. Er braucht kein … Kleingeld. Vielleicht … Ach, ich weiß auch nicht«, gab Mary ein wenig verzweifelt klein bei. »Vielleicht hat Mr. Tracey … die Uhr erhalten, nachdem sie jemand meinem Onkel entwendet hatte. Ja.Vielleicht verfolgten ihn die wahren Diebe - vielleicht haben sie ihn zur Strecke gebracht. Möglicherweise haben sie den Unfall überhaupt erst verursacht …« Sie nickte bedeutungsvoll.
    »Wegen einer Uhr?«, fragte Holland ungläubig nach. »Die ist doch noch nicht mal aus reinem Gold.«
    »Nein, aber wenn sie verzweifelt waren …« Mary lehnte sich zurück und verschränkte ihre Arme trotzig. »Dass dies alles ausgerechnet an dem Tag passieren musste, an dem ich zu meinem Onkel reisen wollte …, das muss doch eine Bedeutung haben. Und dann ist da ja auch noch sein Name.«
    »Wessen Name?«
    »William Tracey. So hieß der Mann, der den Erzbischof von Canterbury umgebracht hat.«
    »Der Erzbischof ist tot?«, fragte Holland entsetzt. »Wann ist denn das passiert?«
    »Nein, nein«, versicherte sie ihm, »nicht Dr. Moore. Ich sprach von Thomas Beckett, dem Erzbischof, den man in der Kathedrale von Canterbury umbrachte.«
    »Umgebracht in der … Und Sie glauben,Tracey hatte damit etwas zu tun?«
    »Natürlich nicht, das ist unmöglich.«
    »Aber Sie sagten doch …«
    »Nein, ich meinte nur …« Sie runzelte die Stirn, ihr Gesichtsausdruck deutete auf eine Mischung aus Ungeduld und Verdruss hin. Dann fuhr sie etwas langsamer fort. »William Tracey war der Mann - einer der Männer -, die den Erzbischof Beckett auf Geheiß von König Henry II. umbrachten. Verstehen Sie … in der Historie .«
    Holland sah sie ausdruckslos an. »In der Historie. Sie meinen, dass das schon’ne ganze Weile her ist.«
    »Aber natürlich. Ein paar hundert Jahre.« Mary merkte, wie ihre Konversation immer abstruser wurde, obgleich dies nicht an ihr lag, sondern ausschließlich an ihm. Wenn er mehr Mitgefühl gezeigt hätte, wäre sie nicht versucht gewesen, über Henry II. zu sprechen. Sie hätte wissen müssen, dass er diesen Hinweis nicht würde deuten können. »Ich hätte davon nicht anfangen sollen. Ich wollte nur sagen, dass … nun, dass es merkwürdig ist, weil beide denselben Namen haben und der erste William Tracey ein berühmt-berüchtigter Verbrecher war. Das soll selbstverständlich nicht heißen, dass unser Mr. Tracey … Nur bei all den anderen Indizien … Aber ich schwöre Ihnen, da stimmt etwas nicht. Vielleicht hatte er ein schlechtes Gewissen, und der Kräuterlikör hat es an den Tag gebracht. Die Uhr ist der Beweis, ich bin nur nicht ganz sicher, wofür .«
    Holland seufzte und rieb sich den Nasenrücken. »Sie hatten heute einfach einen schlechten Tag. Wann, sagten Sie noch, haben Sie heute Morgen St. Ives verlassen?«
    »Um halb sechs.«
    »Und jetzt

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