Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Miss Mary und das geheime Dokument

Titel: Miss Mary und das geheime Dokument Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Melikan Stephanie Kramer
Vom Netzwerk:
er glaubt, dass ich eine Närrin bin , dachte Mary und hörte seinen einlullenden Worten nicht länger zu. Stattdessen versuchte sie herauszubekommen, ob er sich in der Dunkelheit bewegte und vielleicht auf sie zuschlich. Er durfte sie nicht überraschen, doch wenn sie sich jetzt bewegte, verriet sie sich. Er horchte bestimmt auf ihre Schritte, und selbst wenn sie kroch, würde ihr Kleid nicht lautlos über den Dielenboden gleiten.
    Und wieder wusste sie instinktiv, was zu tun war. Rechts von ihr stand ein Stuhl.Wenn sie sich etwas weiterbewegte, konnte sie ihn mit dem Fuß berühren. Sie umfasste ein Schreibtischbein, um sich daran festzuhalten. Dann tastete sie um sich herum und am Rand der Schreibtischplatte entlang. Ihre Finger erspürten gerade einen Kerzenhalter, als sie bemerkte, dass der Mann sich wieder bewegte. Keuchend warf sie den Kerzenhalter durch den Raum und stieß den Stuhl mit aller Gewalt in die entgegengesetzte Richtung. Während er sich auf den Stuhl stürzte, kroch Mary unter dem Schreibtisch hervor und rannte zum Korridor.
    Einen Moment lang war sie in der Dunkelheit frei, dann erstrahlte auf einmal Licht und blendete sie. Jemand rief, und kräftige Arme griffen nach ihr und hielten sie fest. Sie trat wild nach dem Mann, der sie in seiner Gewalt hatte. Der knurrte und nannte sie eine wilde Hexe. Die Kerze fiel bei dem Gerangel auf den Boden. Hände wie aus Eisen hielten sie nun an beiden Armen fest. Dann wurde eine dritte behandschuhte Hand fest auf ihren Mund gepresst. Sie kämpfte, um sich zu befreien, und keuchte vor Schmerz, als der Griff um ihre Hände sich verstärkte. Auf einmal bekam sie keine Luft und konnte sich nicht mehr bewegen. »Pass auf ihre Zähne auf, Kumpel«, riet jemand dicht hinter ihr. »Sonst beißt sie sich bis zum Knochen durch, glaub mir das.«
    Schmerzen, der Schock und das Gefühl, gleich die Besinnung zu verlieren, ließen sie ihren Widerstand aufgeben. Würde sich der Griff jetzt lockern? Nein. Sie kämpfte weiter, um wenigstens einmal Luft holen zu können. Sie erstickten sie! Dann tauchte das Licht wieder auf, der Kerl aus der Bibliothek hatte es absichtlich hochgehoben. Der Mann, der sie mit seinem Handschuh knebelte, trug ebenfalls eine Maske. Der Dritte blieb hinter ihr.
    »Was ist passiert?«, fragte er. »Wir haben ein Krachen gehört und …«
    »Keine Sorge«, befahl der andere. Das Licht der Kerze ließ seine Augen leuchten, als er Mary durch seine Maske anstierte. »Sie wollte nicht freiwillig kommen und konnte ihren Mund nicht halten.« Er nickte seinen Gefolgsmännern zu. »Glaubt ihr, ihr könnt sie ruhigstellen?«
    Der Mann mit den Handschuhen nickte eilfertig. »Nichts einfacher als das, Captain.« Mit seiner freien Hand zog er etwas aus dem Gürtel und drückte es fest gegen Marys Hals: eine kalte Messerklinge. Beim Schlucken konnte sie die scharfe Spitze spüren. »Keinen Mucks oder wir machen dich kalt«, brummte er. »Verstanden?« Der Anführer wartete, bis sie genickt hatte, dann murmelte er: »Gut. Bring sie weg.«
    Seine Hand lag nun nicht länger auf Marys Mund, wofür sie dankbar war. Sie atmete tief ein. Dann änderte der Kerl, der ihr die Arme gefesselt hatte, seine Haltung. Nun umfasste er ihre Handgelenke mit nur einer Hand und riss sie ruckartig an sich. Die andere Hand lag wieder auf ihrem Mund, aber sein Griff war jetzt lockerer, denn durch seine Finger hindurch konnte sie atmen. »Wehe, du beißt mich jetzt«, drohte er ihr. Dann trieb er sie vorwärts, wobei er sie fast vom Boden hob.
    Sie bewegten sich schnell den Gang entlang, der hinten vom Licht nur dürftig erleuchtet war. Mary kämpfte gegen die in ihr aufflackernde Angst an, aber in ihrem Kopf jagte ein furchterregender Gedanke den anderen.Waren diese Männer Räuber? Wollten sie sie entführen? Warum? War es möglich, dass es sich um eine Verwechslung handelte? »Bitte, ich will nicht …«
    » Psst , nicht reden«, zischte der für sie Verantwortliche, während der, der Mary eingefangen hatte, hinzufügte: »Ruhe«, und dabei mit seiner Maske fast ihr Ohr streifte. »Versteckt haste dich vor uns, was? Dachtest, wir würden dich nicht kriegen? Wir kennen da einen Ort, wo du bestimmt ruhig bist. Der perfekte Platz für alle, die im Dunkeln keine Angst haben.«
    Mittlerweile waren sie in der Küche angelangt und gingen in die Vorratskammer. Einer der Männer hob eine Bodenklappe an. Als der schwere Stein gegen die umliegenden Steine schabte, dachte Mary an den Brunnen in

Weitere Kostenlose Bücher